Hätten die Investoren im Herbst 2012 geahnt, wie gut sich die Notiz von Talanx (WKN: TLX100) entwickeln würde, wäre der Börsengang des Versicherungskonzerns mit Sicherheit nicht so ein Eierlauf geworden. Nun, gut acht Monate nach dem IPO, liegt das Papier bereits um fast 40 Prozent oberhalb des Emissionspreises von 18,30 Euro. Und der Chart strotzt nur so vor Stärke: Selbst die schlimmen Bilder von der jüngsten Hochwasserkatastrophe in Deutschland und einigen Nachbarländern konnten der Notiz nichts anhaben. Nach vorläufigen Kalkulationen von Talanx soll die Nettobelastung aus diesem Naturdrama weniger als 250 Mio. Euro betragen und damit innerhalb des Großschadenbudgets liegen. In dieser Summe sind die der Hannover Rück gemeldeten Schäden bereits enthalten. Hintergrund: Der ebenfalls im MDAX gelistete Hannover Rück (WKN: 840221) befindet sich zu 50,2 Prozent im Besitz von Talanx.
Nichts auszusetzen gab es auch an den bislang von Talanx vorgelegten Geschäftszahlen. Nachdem der Gewinn im Vorjahr um 22 Prozent auf 630 Mio. Euro kletterte, rechnen die Hannoveraner für 2013 weiterhin mit einem Nettoergebnis von mehr als 650 Mio. Euro. Ob sich diese Zahl trotz der jüngsten Naturgewalten tatsächlich halten lässt, werden die Aktionäre wohl zur Vorlage des Halbjahresberichts am 14. August erfahren.
Interessant ist der MDAX-Titel insbesondere unter Dividendenaspekten. Nachdem zu Hauptversammlung Anfang Mai 2013 bereits 1,05 Euro pro Anteilschein ausgekehrt wurden, gilt unverändert die Vorgabe, zwischen 35 und 45 Prozent des Konzernergebnisses an die Aktionäre auszuschütten. Folgerichtig kalkulieren die Analysten derzeit mit einer leichten Anhebung auf 1,10 Euro. Bezogen auf den aktuellen Kurs ergibt sich daraus eine überdurchschnittliche Rendite von etwas mehr als vier Prozent. Attraktiv ist der Titel aber auch unter KGV-Aspekten. Zurzeit wird die Talanx-Aktie nur mit dem 8,5fachen der für 2014 erwarteten Erträge gehandelt. Zum Vergleich: Die Allianz (WKN: 840400) kommt auf ein KGV von knapp zehn. Hannover Rück und Münchener Rück (WKN: 843002) bewegen sich etwa auf dem Niveau von Talanx.
Klar günstiger als die Vergleichsgruppe ist Talanx mit Blick auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Einen Abschlag von rund elf Prozent hat sonst keine Versicherungsaktie zu bieten. Meist bewegen sich die Papiere der etwa auf Höhe des Eigenkapitals. Charttechnisch orientierten Investoren dürfte die enorme Stärke der Talanx-Aktie gefallen. So ist die jüngste Korrektur des Gesamtmarkts beinahe komplett an dem Papier vorbeigegangen. Boersengefluester.de hält mittelfristig Kurse um 30 Euro für gut erreichbar. Der Titel eignet sich damit für konservative Langfristinvestoren. Als Belastung könnte sich – neben weiteren Großschäden – allenfalls die Aktionärsstruktur erweisen. Nur 11,2 Prozent befinden sich im Streubesitz. Mit einem Anteil von 82,3 Prozent hält der HDI mit Abstand die meisten Stücke. Der Versicherungsverein hat stets betont, dass er die klare Mehrheit an Talanx halten will. Angesichts der guten Performance der Aktie ist aber durchaus vorstellbar, dass HDI auf absehbare Zeit weitere Talanx-Anteile am Markt platzieren könnte. Zweitgrößter Anteilseigner mit 6,5 Prozent ist die japanische Meiji Yasuda Life Insurance Company.
Foto: TALANX AG