Ein Versandhändler für Büro-, Industrie und Gastronomieartikel ist in Corona-Zeiten normalerweise keine gute Investmentidee. Doch jede Krise birgt auch ihre Chancen, und so ist es zumindest erwähnenswert, dass Takkt zuletzt eine ordentliche Aufholjagd hingelegt hat – auf dem Börsenparkett und im operativen Geschäft. „Positive Nachfrageimpulse resultierten aus den Vorbereitungen von Firmenkunden für eine Wiedereröffnung der Betriebe und aus dem Verkauf von Produkten für den Infektionsschutz sowie für das Home Office“, heißt es im frisch veröffentlichten Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2020. So schafften es die Stuttgarter, den zwischenzeitlich auf mehr als 30 Prozent angewachsenen Umsatzrückgang im zweiten Quartal um gut zehn Prozentpunkte zu verringern. Zum Halbjahr bleibt damit ein Erlösminus von 13,5 Prozent auf 526,4 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt allerdings – trotz eines Sonderertrags von 4,5 Mio. Euro aus einem Immobilienverkauf in den USA – mit 31,7 Mio. Euro um 46,1 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert.
Ein insgesamt recht stattlicher Rückgang. Wobei: Verglichen mit vielen anderen Unternehmen aus dem Handelssektor hätte es vielleicht sogar schlimmer kommen können. „Auf Grundlage der heute verfügbaren Informationen gehen wir davon aus, dass das zweite Quartal den Tiefpunkt der Geschäftsentwicklung dargestellt hat“, sagt CEO Felix Zimmermann. So gesehen geht die deutliche Kurserholung seit dem März-Tief wohl in Ordnung, zumal die Takkt-Aktie auch jetzt gerade einmal zum Buchwert gehandelt wird. Kein Vergleich zu anderen Aktien aus dem E-Commerce-Sektor, die zum Teil horrende Bewertungen aufgebaut haben. Aber letztlich liegt hier der Hund begraben: Takkt bewegt sich noch immer in der Zwickmühle zwischen klassischem Vertrieb und Online-Handel, selbst wenn der E-Commerce-Anteil im ersten Halbjahr auf annähernd 60 Prozent kletterte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.116,08 | 1.181,09 | 1.213,67 | 1.067,43 | 1.177,97 | 1.336,78 | 1.240,02 | |
EBITDA1,2 | 150,32 | 150,07 | 150,17 | 92,58 | 112,64 | 132,12 | 111,86 | |
EBITDA-Marge3 | 13,47 | 12,71 | 12,37 | 8,67 | 9,56 | 9,88 | 9,02 | |
EBIT1,4 | 123,22 | 122,54 | 108,81 | 52,38 | 73,92 | 80,79 | 38,87 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | 10,38 | 8,97 | 4,91 | 6,28 | 6,04 | 3,14 | |
Jahresüberschuss1 | 96,35 | 88,08 | 74,69 | 37,23 | 57,03 | 59,29 | 24,55 | |
Netto-Marge6 | 8,63 | 7,46 | 6,15 | 3,49 | 4,84 | 4,44 | 1,98 | |
Cashflow1,7 | 100,38 | 99,42 | 130,79 | 120,52 | 56,32 | 84,42 | 106,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,47 | 1,34 | 1,14 | 0,57 | 0,87 | 0,90 | 0,38 | |
Dividende8 | 0,55 | 0,85 | 0,00 | 1,10 | 1,10 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern, hatte Takkt frühzeitig eine entsprechende Offensive eingeleitet und sogar eine eigene Sparte für webbasierte junge Geschäftsmodelle aufgelegt. Letztlich war die gesamte Firmenstruktur – auch durch die zahlreichen Akquisitionen – aus Investorensicht aber zu komplex geworden, was sich auch im operativen Alltag zunehmend als Belastung herausgestellt hatte. Daher richtet Takkt zurzeit die gesamte Organisation mit den bislang sieben Sparten neu aus und stellt jetzt zwei Kundentypen bzw. Geschäftsmodelle in den Vordergrund: Serviceorientierte B2B-Kunden mit komplexen Anforderungen auf der einer Seite sowie preisbewusste Geschäftskunden auf der anderen Seite. „Die Implementierung von TAKKT 4.0 kam trotz der Herausforderung durch die Coronakrise gut voran“, betont das Management.
Erhofft hatte sich boersengefluester.de freilich, dass sich Takkt mit der Vorlage der Halbjahreszahlen wieder an eine Prognose für das Gesamtjahr traut. Noch sind die Unsicherheiten aber so groß, dass es bei der Aussage bleibt, wonach Umsatz und Ergebnis „signifikant unter dem Vorjahresniveau“ liegen werden. Nun: Nach Analyse des Halbjahresberichts hat boersengefluester.de seine eigenen Gewinnprognosen für 2020 überarbeitet und schätzt die Lage für Takkt etwas besser ein also noch vor einigen Wochen. Sofern der Gesamtmarkt mitspielt, sollte die Aufwärtsbewegung also anhalten – auch wenn der Zwischenbericht an sich wegen des fehlenden Ausblicks kurzfristig als Enttäuschung aufgefasst werden könnte. Die Kursziele der Analysren bewegen sich in einer vergleichsweise großen Spanne von 9 bis 13 Euro.
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