Unbedingt einen Blick wert bleibt die Takkt-Aktie, auch wenn der jüngste Ausbruchsversuch nach oben schon wieder einen kleinen Dämpfer bekommen hat. Letztlich ist aber nicht viel passiert im Chart, so dass unsere Einschätzung von Anfang Oktober (HIER) weiter Bestand hat. Ein Update ist aber insofern fällig, weil der SDAX-Konzern im Zuge der Präsentation des Neun-Monats-Berichts den Prognosekorridor für das Gesamtjahr 2021 neu justiert hat. Demnach sieht der Takkt-Vorstand nur noch ein organischen Wachstum zwischen 10 und 13 Prozent – nach einer Spanne von zuvor 12 bis 17 Prozent. Für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kalkuliert der Händler für Geschäftsausstattungen nun mit einer auf 105 bis 115 Mio. Euro eingeengten Bandbreite. Die bisherige EBITDA-Prognose erstreckte sich von 100 bis 120 Mio. Euro. Insbesondere auf der Ergebnisseite hat sich die Lage also nicht grundlegend verschlechtert.
Auslöser der leichten Anpassung sind – wie könnte es anders sein – auch bei Takkt die globalen Lieferprobleme. Sprich: Die Auftragsbücher sind randvoll, allerdings können die Order wegen der Lieferprobleme nicht im gewünschten Ausmaß in Umsatz gemünzt werden. Eine Situation, die sich – entgegen der bisherigen Erwartungshaltung – wohl auch bis zum Jahresende nicht grundlegend entschärft. Nach neun Monaten 2021 kommt bei Takkt auf ein EBITDA von 82,1 Mio. Euro. Für das Schlussviertel rechnet die seit Anfang August in der Position des CEO agierende Maria Zesch entsprechend mit einem EBITDA-Beitrag zwischen 23 und 33 Mio. Euro. Zur Einordnung: Lässt man das verzerrte Corona-Jahr 2020 einmal außen vor, kam Takkt im vierten Quartal von 2015 bis 2019 immer auf einen Wert nördlich von 30 Mio. Euro – im Schnitt lag das EBITDA für Q4 bei rund 35 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.116,08 | 1.181,09 | 1.213,67 | 1.067,43 | 1.177,97 | 1.336,78 | 1.240,02 | |
EBITDA1,2 | 150,32 | 150,07 | 150,17 | 92,58 | 112,64 | 132,12 | 111,86 | |
EBITDA-Marge3 | 13,47 | 12,71 | 12,37 | 8,67 | 9,56 | 9,88 | 9,02 | |
EBIT1,4 | 123,22 | 122,54 | 108,81 | 52,38 | 73,92 | 80,79 | 38,87 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | 10,38 | 8,97 | 4,91 | 6,28 | 6,04 | 3,14 | |
Jahresüberschuss1 | 96,35 | 88,08 | 74,69 | 37,23 | 57,03 | 59,29 | 24,55 | |
Netto-Marge6 | 8,63 | 7,46 | 6,15 | 3,49 | 4,84 | 4,44 | 1,98 | |
Cashflow1,7 | 100,38 | 99,42 | 130,79 | 120,52 | 56,32 | 84,42 | 106,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,47 | 1,34 | 1,14 | 0,57 | 0,87 | 0,90 | 0,38 | |
Dividende8 | 0,55 | 0,85 | 0,00 | 1,10 | 1,10 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Insgesamt stuft boersengefluester.de die aktualisierte Vorschau damit als recht konservativ ein. Mit Blick auf die Bewertung der Aktie ist es aber beinahe ohnehin egal, ob Takkt nun auf ein EBITDA von 105, 110 oder 115 Mio. Euro kommt – selbst wenn dieses Niveau noch ein gute Stück von früheren Ergebnisregionen entfernt ist. Verglichen mit den aberwitzigen Summen, die für viele E-Commerce-Anbieter an der Börse aufgerufen werden, ist die Bewertung der Stuttgarter ohnehin ein Witz. Immerhin wird das Unternehmen – auf schuldenfreier Basis – gerade einmal mit dem Neunfachen des für 2021 zu erwartenden EBITDA gehandelt. On Top sollte es auch zur Hauptversammlung im kommenden Jahr eine weit überdurchschnittliche Dividendenrendite geben.
Nicht uninteressant ist auch dieser Absatz aus dem Zwischenbericht: „Vorstand und Top-Führungskräfte arbeiten derzeit an einer Überprüfung der strategischen Ausrichtung. Diese hat das Ziel, die Themen mit dem größten Potenzial für die Takkt-Gruppe zu identifizieren und daraus strategische Prioritäten abzuleiten. Sobald belastbare Ergebnisse abzusehen sind, wird Takkt darüber informieren.“ Es bleibt also spannend. Immerhin ist auch noch die Spekulation um Großaktionär Haniel intakt. Genügend Kurstreiber für den Aktienkurs gibt es jedenfalls: Das sollte auch die Börse bald merken.
Foto: TAKKT AG (Verpackungsmaschine)