Etwas mehr als 200 Geschäftsberichte für 2022 hat boersengefluester.de in der laufenden Bilanzsaison nun bereits für die eigene Datenbank aufbereitet und zusätzlich zum Download für unsere Satellitenseite geschaeftsberichte-download.de auf den Server gestellt. 20 bis 25 Minuten brauchen wir im Schnitt, um die wichtigsten Kennzahlen aus dem Jahresabschluss zu erfassen, den Ausblick für 2023 auszuwerten und darüber hinaus auch noch alle anderen Stammdaten in unserer Datenbank – vom Finanzkalender bis zur Social Media-Präsenz – zu aktualisieren. Beinahe zum Standard in den Geschäftsberichten gehört seit einigen Jahren ein Interview mit dem Vorstandsteam. Meist sind diese Interviews ganz aufschlussreich, um als Anleger ein Gefühl für die aktuelle Verfassung sowie die wichtigsten operativen Themen der jeweiligen Gesellschaft zu bekommen. Reine Schönwetter-Interviews finden sich zum Glück nicht mehr so häufig in der Reports.
Besonders gelungen findet boersengefluester.de derweil das Interview der beiden Vorstände Maria Zesch (CEO) und Lars Bolscho (CFO) im frisch veröffentlichten Geschäftsbericht von Takkt – einem auf gewerbliche und industrielle Kunden spezialisierten Versandhändler. So betont Maria Zesch mit Blick auf die vor ziemlich genau einem Jahr formulierten strategischen Ziele bis 2025 (Umsatz: 2 Mrd. Euro, EBITDA: 240 Mio. Euro, Free Cashflow: 150 Mio. Euro): „Ich bin weiterhin überzeugt, dass wir unser organisches Wachstum mittelfristig auf durchschnittlich zehn Prozent steigern können. Wir sind aber auch nicht blauäugig. Wir haben ursprünglich weder mit einem lang andauernden Krieg noch mit einer Rezession gerechnet. Es ist also sicher herausfordernder geworden, die finanziellen Ziele schon 2025 vollständig zu erreichen.“ Finden wir gut, dass das Management so offen kommuniziert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.116,08 | 1.181,09 | 1.213,67 | 1.067,43 | 1.177,97 | 1.336,78 | 1.240,02 | |
EBITDA1,2 | 150,32 | 150,07 | 150,17 | 92,58 | 112,64 | 132,12 | 111,86 | |
EBITDA-Marge3 | 13,47 | 12,71 | 12,37 | 8,67 | 9,56 | 9,88 | 9,02 | |
EBIT1,4 | 123,22 | 122,54 | 108,81 | 52,38 | 73,92 | 80,79 | 38,87 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | 10,38 | 8,97 | 4,91 | 6,28 | 6,04 | 3,14 | |
Jahresüberschuss1 | 96,35 | 88,08 | 74,69 | 37,23 | 57,03 | 59,29 | 24,55 | |
Netto-Marge6 | 8,63 | 7,46 | 6,15 | 3,49 | 4,84 | 4,44 | 1,98 | |
Cashflow1,7 | 100,38 | 99,42 | 130,79 | 120,52 | 56,32 | 84,42 | 106,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,47 | 1,34 | 1,14 | 0,57 | 0,87 | 0,90 | 0,38 | |
Dividende8 | 0,55 | 0,85 | 0,00 | 1,10 | 1,10 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Losgelöst davon hat Takkt die wesentlichen Kennzahlen für das vergangene Jahr bereits Ende Februar vorgelegt. Bekannt ist auch, dass die Stuttgarter zur Hauptversammlung am 24. Mai 2023 eine Dividende von insgesamt 1,0 Euro je Aktie (0,60 Euro Basis-Dividende plus 0,40 Euro Bonus) auf die Tagesordnung setzen. Bezogen auf den aktuellen Kurs ergibt sich daraus eine weit überdurchschnittliche Dividendenrendite von rund sieben Prozent. Zur weiteren Einordnung: Das Ergebnis je Aktie kam 2022 ganz leicht von 0,87 auf 0,90 Euro voran. Zumindest bezogen auf den Konzerngewinn wird ein kleiner Teil der Dividende also aus der Substanz gezahlt. Allerdings entwickelt sich der freie Cashflow von Takkt weiter solide Richtung Norden und kletterte 2022 von 0,79 auf 1,07 Euro je Aktie. Trotz höherer Investitionen rechnet der Vorstand auch für das laufende Jahr mit einer weiteren Verbesserung des Free Cashflows. Es besteht also ausreichend Raum für Dividenden, Zukäufe oder aber auch die Tilgung von Finanzverbindlichkeiten.
Überhaupt macht die Bilanz von Takkt einen robusten Eindruck. Entsprechend hat sich die Notiz auch von dem Schwächeanfall im vergangenen Spätsommer wieder erholt und befindet sich allmählich sogar wieder in Sichtweite zu jenem Bereich um 15/16 Euro, bei dem der Notiz schon so häufig die Puste ausging. Die kommenden Wochen werden also spannend. Der Ausblick für das laufende Jahr sieht ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) in einer Bandbreite von 120 bis 140 Mio. Euro vor – nach 132,1 Mio. Euro für 2022. Großartigen Gewinnspielraum nach oben sieht der Vorstand zum jetzigen Zeitpunkt also nicht.
Andererseits wird Takkt – auf schuldenfreier Basis – gegenwärtig nur mit etwa dem Achtfachen des EBITDA am Kapitalmarkt bewertet. Normalerweise ein Multiple, was noch deutlich Luft nach oben bietet. Boersengefluester.de bleibt für den ehemaligen SDAX-Wert also positiv gestimmt – nicht nur wegen der ansprechenden Dividendenrendite. Ein zusätzlicher Treiber könnte auch von der Akquisitionsseite kommen, denn CFO Lars Bolscho sagt ganz klar, dass das Thema M&A im laufenden Jahr an Bedeutung gewinnen wird: „Wir sind sehr interessiert, wachstumsstarke und finanziell solide aufgestellte Unternehmen kennenzulernen.“ Last but not least: Mit einem Anteil von mittlerweile rund 65 Prozent steht die Industrie-Holding Franz Haniel & Cie. an der Seite von Takkt.
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