Den Kursrutsch vom September 2022 hatte die Takkt-Aktie erstaunlich schnell ausgebügelt. Im laufenden Jahr kommt der Anteilschein des Versandhändlers für Büro- und Geschäftsausstattungen dagegen kaum noch vom Fleck. Zwar gab es nach der Hauptversammlung Ende Mai eine attraktive Dividende von brutto 1 Euro pro Aktie. Insgesamt hat sich boersengefluester.de von dem Titel aber zweifelsfrei mehr versprochen, schließlich ist die Takkt in Sachen Börsenkennzahlen ein echter Alleskönner, der in nahezu Disziplinen punkten kann. Ausgerechnet in Sachen Gewinndynamik – ohnehin eher eine Schwachstelle – verliert das Unternehmen aus Investorensicht nun allerdings weiter an Attraktivität. Mit Vorlage des Halbjahresberichts 2023 kürzen die Stuttgarter nämlich das obere Ende ihrer bisherigen EBITDA-Spanne um 10 Mio. Euro und kalkulieren für das Gesamtjahr nur noch mit einem EBITDA zwischen 120 und 130 Mio. Euro.
Zum Halbjahr kommt der Konzern um Großaktionär Haniel (Anteil: 65 Prozent) dabei auf ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 57,0 Mio. Euro, was einem Rückgang um 15,3 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreswert von 67,3 Mio. Euro entspricht. „Wir haben ein vorsichtiges erstes Halbjahr geplant und lagen mit dieser Prognose richtig“, sagt CEO Maria Zesch. Wer etwas tiefer in das Zahlenwerk eintaucht, stellt jedoch fest, dass Takkt im ersten Halbjahr – neben dem Umsatzrückgang von 2,4 Prozent – auch einige Sondereffekte wie etwa die Einstellung der Vertriebsmarke Certeo zu verkraften hatte und darüber hinaus weiter in die Transformation des Geschäftsmodells hin zu einem stärker kundenzentrierten Unternehmen investiert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.116,08 | 1.181,09 | 1.213,67 | 1.067,43 | 1.177,97 | 1.336,78 | 1.240,02 | |
EBITDA1,2 | 150,32 | 150,07 | 150,17 | 92,58 | 112,64 | 132,12 | 111,86 | |
EBITDA-Marge3 | 13,47 | 12,71 | 12,37 | 8,67 | 9,56 | 9,88 | 9,02 | |
EBIT1,4 | 123,22 | 122,54 | 108,81 | 52,38 | 73,92 | 80,79 | 38,87 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | 10,38 | 8,97 | 4,91 | 6,28 | 6,04 | 3,14 | |
Jahresüberschuss1 | 96,35 | 88,08 | 74,69 | 37,23 | 57,03 | 59,29 | 24,55 | |
Netto-Marge6 | 8,63 | 7,46 | 6,15 | 3,49 | 4,84 | 4,44 | 1,98 | |
Cashflow1,7 | 100,38 | 99,42 | 130,79 | 120,52 | 56,32 | 84,42 | 106,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,47 | 1,34 | 1,14 | 0,57 | 0,87 | 0,90 | 0,38 | |
Dividende8 | 0,55 | 0,85 | 0,00 | 1,10 | 1,10 | 1,00 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Auf EBIT-Ebene sieht die Entwicklung zum Halbjahr mit einem Zuwachs von knapp acht Prozent auf 38,5 Mio. Euro ohnehin schon wieder entspannter aus, da die Abschreibungen im laufenden Jahr sehr viel niedriger sind als im Vorjahr. Hintergrund: 2022 musste Takkt außerplanmäßige Wertminderungen auf Markenrechte in Höhe von rund 11 Mio. Euro vornehmen. Diese Belastung fällt jetzt weg. Gut gefällt boersengefluester.de derweil die Entwicklung auf Cash-Ebene, wo sich insbesondere der Abbau der Vorräte positiv auswirkt. So kletterte der Cashflow aus der operativen Geschäftstätigkeit in den ersten sechs Monaten 2023 von 5,4 auf 38,1 Mio. Euro. Der frei verfügbare Cashflow drehte von minus 1,3 auf plus 31,4 Mio. Euro. „Wir arbeiten weiter an der Verbesserung unserer Rohertragsmarge und am Cash-Management“, sagt CFO Lars Bolscho.
So will Takkt bis 2025 bei Erlösen von 2 Mrd. Euro auf ein EBITDA von 240 Mio. Euro kommen und dabei einen freien (Takkt)-Cashflow von 150 Mio. Euro erzielen. Gerade mit Blick auf die mittelfristigen Ziele sehen die aktuell 890 Mio. Euro Börsenwert von Takkt überaus moderat aus. Ohne Unterstützung von der konjunkturellen Seite dürfte es allerdings schwierig werden, die Vorgaben im erhofften Zeitplan vollständig einzulösen. So fürchterlich weit weg ist 2025 eben auch nicht mehr. Dabei ist klar, dass die Gesellschaft das Umsatzziel nur mit Hilfe eines spürbar erhöhten Akquisitionsvolumens umzusetzen vermag. Die kommenden Quartale werden also hochgradig interessant bei Takkt. Die jüngste Einengung des EBITDA-Korridors für 2023 ist sicher nicht förderlich für die Investmentstory der Aktie, sollte aber auch nicht überbewertet werden. Wer einen eher konservativen Titel mit guten Langfristperspektiven und attraktiver Dividende sucht, bleibt unserer Meinung nach bei Takkt an der richtigen Adresse.
Foto: Unsplash+
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