Wie im Zeitraffer vergehen 30 Minuten Einzelgespräch auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz mit Erwin Greiner, dem CFO von Syzygy. Da boersengefluester.de die Investmentstory des auf die Entwicklung digitaler Ökosysteme spezialisierten Unternehmens – wesentliche Teile der Webseiten von BMW Motorrad, Lufthansa Miles & More oder etwa auch die digitalen Kampagnen der Bundesregierung stammen von Syzygy – so attraktiv findet, haben wir das virtuelle Follow-up-Angebot von Erwin Greiner unmittelbar vor dem Eigenkapitalforum in Frankfurt sofort angenommen und nochmals ein halbe Stunde Druckbetankung mit Syzygy-Insides gebucht. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Interpretation der bereits Ende Oktober 2022 veröffentlichten Neun-Monats-Zahlen. Mit eine Kernaussage hier ist, dass die Bad Homburger zwar schneller als gedacht wachsen, dafür aber eine nicht zu übersehende Margenerosion aufgrund der vielen Freelancer und des deutlich aufgestockten Personalbestands haben. Ohne die Helfer wären die vielen Aufträge andererseits aber gar nicht zu bewerkstelligen.
In Zahlen ausgedrückt rechnet Syzygy für 2022 nun mit einem Umsatzwachstum von 15 Prozent, das sind 3 Prozentpunkte mehr als bislang. Parallel dazu stuft der Vorstand die um mögliche Firmenwertabschreibungen oder auch Effekte aus Aktienoptionen bereinigte EBIT-Marge nun in einer Bandbreite von 8 bis 10 Prozent ein – nach bislang 8 Prozent. Das wiederum würde auf ein gegenüber dem Vorjahr kaum verändertes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwas weniger als 6,5 Mio. Euro hinauslaufen. Zumindest was die avisierte Erlössteigerung von 15 Prozent angeht, könnte es vielleicht sogar etwas mehr werden. „Das ist eher konservativ, davon können Sie ausgehen“, sagt Erwin Greiner. Für das kommende Jahr gibt es noch keine offizielle Vorschau, doch im Hintergrundgespräch lässt Greiner durchblicken, dass es die erheblichen Zuwächse bei den Mitarbeitern erst einmal zu konsolidieren gilt. „Wir werden im oberen einstelligen Bereich wachsen“, ist Greiner jedoch zuversichtlich. Entsprechend dürfte ein Erlösplus zwischen 6 und 8 Prozent auf dann vermutlich gut 74 Mio. Euro ein realistisches Szenario sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 60,67 | 65,82 | 64,24 | 55,52 | 60,12 | 70,61 | 71,74 | |
EBITDA1,2 | 6,18 | 8,72 | 10,88 | 9,65 | 14,57 | 11,55 | 9,32 | |
EBITDA-Marge3 | 10,19 | 13,25 | 16,94 | 17,38 | 24,24 | 16,36 | 12,99 | |
EBIT1,4 | 4,10 | 6,07 | 5,50 | 4,00 | 6,38 | -5,21 | -0,66 | |
EBIT-Marge5 | 6,76 | 9,22 | 8,56 | 7,20 | 10,61 | -7,38 | -0,92 | |
Jahresüberschuss1 | 4,24 | 4,89 | 3,54 | 2,08 | 4,13 | -7,38 | -2,76 | |
Netto-Marge6 | 6,99 | 7,43 | 5,51 | 3,75 | 6,87 | -10,45 | -3,85 | |
Cashflow1,7 | 4,78 | 16,56 | -4,46 | 10,01 | 8,14 | 12,56 | 7,07 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,39 | 0,35 | 0,26 | 0,15 | 0,30 | -0,56 | -0,22 | |
Dividende8 | 0,39 | 0,40 | 0,00 | 0,15 | 0,20 | 0,22 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Für die EBIT-Marge peilt Greiner 2023 die Marke von 10 Prozent an, was sich wiederum mit den Schätzungen der Analysten von GBC Research deckt, die die Aktie mit einem Kursziel von 9,35 Euro zum Kauf empfehlen. Nach einer Reihe von Jahren mit per saldo relativ wenig Erlösdynamik – Syzygy hatte in dieser Zeit freilich auch zwei wichtige Kunden aus dem Automotive- und Dienstleistungssektor verloren –, stehen die Zeichen damit also wieder klar auf Wachstum. „Wir haben viele Hausaufgaben gemacht, Prozesse verschlankt und uns organisatorisch effizienter aufgestellt“, sagt Greiner. Damit rückt auch das Thema anorganisches Wachstum allmählich wieder in den Fokus. Sprich: Für 2023 dürfte ein Zukauf auf der Agenda stehen. „M&A ist Teil unserer Strategie. Das meinen wir sehr ernst“, betont Greiner gegenüber boersengefluester.de und drückt sich damit deutlich konkreter aus, als er es diesbezüglich wohl vor einem Jahr getan hätte. Nun: Unterstellt man für die kommenden drei Jahre ein durchschnittliches Wachstum von 8 Prozent, dann könnte ein Zukauf mit einem Volumen von 10 bis 15 Mio. Euro genau der Schlüssel sein, um bis 2025 auf ein Umsatzniveau von 100 Mio. Euro zu kommen.
Finanziell wäre das für Syzygy gut zu stemmen, die Bilanz ist stocksolide und frei von verzinslichen Bankschulden, so dass ein größeres Darlehn kein Problem wäre. Zudem sind die aktuellen Aktienkurse unterhalb von 5 Euro alles andere als eine attraktive Basis für eine Barkapitalerhöhung. Immerhin wird die nachhaltig profitabel arbeitende Beratungs- und Kommunikationsfirma auf diesem Niveau mit einem Aufschlag von gerade mal gut 20 Prozent auf den Buchwert sowie einem Faktor von weniger als 1 auf den Umsatz gehandelt. Kaum valide abschätzbar bleibt derweil, was aus der Uralt-Spekulation um eine neuerliche Anteilsaufstockung von Großaktionär WPP inklusive möglichem Börsenrückzug wird. Rein auf dem Papier wäre ein solcher Schritt durch den britischen Werbekonzern bestimmt sinnvoll, aber die gelebte Praxis in dem stark durch Personen geprägten Geschäft ist womöglich doch eine andere. Jedenfalls würde WPP – die Gesellschaft ist bereits seit mehr als 20 Jahren Aktionär bei der heutigen Syzygy – durch eine noch engere Bindung von Syzygy einen eingeschwungenen Zustand aufs Spiel setzen.
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Trotzdem gut zu wissen, auch um das Potenzial besser einzuschätzen: Zuletzt lancierte WPP im Hochsommer 2015 eine Übernahmeofferte zu 9 Euro je Syzygy-Aktie und konnte im Zuge dieses Angebots seinen Anteil um 20,48 Prozentpunkte auf die seitdem ausgewiesenen 50,33 Prozent ausweiten. Für die Analysten von Solventis Research ist die Aktie jedenfalls ein Kandidat für ein Endspiel: „Wir rechnen mittelfristig mit einer Aufstockung von WPP und anschließendem Squeeze-Out. Alternativ wäre auch ein Verkauf der Gesellschaft denkbar.“ Sehr viel greifbarer ist indes, dass Syzygy auch weiterhin eine attraktive Dividende ausschüttet. Bei einer gegenüber 2021 unveränderten Ausschüttung von 0,20 Euro je Aktie zur Hauptversammlung im Sommer kommenden Jahres käme der Spezialwert auf eine Rendite von rund 4 Prozent, was in etwas auch dem Zehn-Jahres-Durchschnitt entspricht.
Das hört sich alles nach einer runden Investmentstory an, die Syzygy-CEO Franziska von Lewinski und CFO Erwin Greiner so auch bei ihrer Präsentation und den Investorengesprächen auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse vom 28. bis 30. November 2022 rüberbringen rüberbringen werden.