Viel mehr Kurspower, als sie die Aktie von SynBiotic momentan entfaltet, geht wohl nicht. Immerhin schoss die Notiz des im Hanf- und Cannabis-Sektor tätigen Unternehmens innerhalb von nur sieben Handelstagen um rund 100 Prozent auf in der Spitze 41,80 Euro in die Höhe. Sicher: Die geplante Legalisierung von Cannabis-Produkten unter der neuen Regierung ist ein Booster für SynBiotic, zudem sorgen derart rasante Kursbewegungen für Schlagzeilen in der Börsenpresse und ziehen damit regelmäßig auch neue Anlegergruppen an. Trotzdem ist es mehr als beachtlich, dass die Aktie selbst nach dem Verdoppler so gut wie keine Anstalten für eine Konsolidierung macht. „Warum auch?“, könnte man sich denken, denn die Nachrichtenlage hat sich auch abseits der politischen Strömungen signifikant verändert: Mit der schrittweisen Übernahme der Unternehmensgruppe von Daniel Kruse um die Gesellschaften Hanf Farm (Lebensmittel aus Hanfsamen), Hempro International (Produzent und Großhändler für Lebensmittelrohstoffe aus Hanf), Hemp Factory (Produzent von Lebensmittelrohstoffen für die weiterverarbeitende Industrie) sowie MH medical hemp (Extraktion von Cannabidiol) wächst SynBiotic vermutlich in eine neue Größenordnung.
„Vergleichbare Übernahmen gab es bisher nur in Kanada. Das macht den Merger zum bedeutendsten im europäischen Cannabis-Sektor“, sagt SynBiotic-CEO Lars Müller. Welche exakten Effekte die Transaktion auf das Zahlenwerk – und hier insbesondere mit Bezug auf die Ergebnisseite – hat, lässt sich gegenwärtig allerdings nur erahnen, zumal auch der Bundesanzeiger hier keinen detaillierten Einblick gewährt. Jedenfalls erfolgt der anfängliche Erwerb von 50,1 Prozent an dem Firmenverbund auf Basis einer Bewertung von 11,2 Mio. Euro. Für die restlichen Stücke hat sich SynBiotic eine Kaufoption gesichert. Einen Großteil des Preises dürften die Münchner mit den Erlösen aus der jüngsten Kapitalerhöhung finanzieren. Summa summarum hätte boersengefluester.de nicht gedacht, dass Lars Müller einen derart dicken Fisch an der Angel hat, auch wenn er bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum bereits durchblicken ließ, dass SynBiotic seinen anorganischen Wachstumskurs fortsetzen wird (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER).
Beim jetzigen Aktienkurs von gut 40 Euro bringt SynBiotic rund 148 Mio. Euro an Börsenwert auf die Waagschale. Zum Vergleich: Bislang kalkulierte Hauck & Aufhäuser für 2023 mit knapp 5 Mio. Euro EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bei rund 50 Mio. Euro Umsatz. Normalerweise müssten die Analysten ihre Schätzungen nun spürbar anheben. Für weitere Kursfantasie ist also gesorgt, zudem steht perspektivisch das Listing an der kanadischen Börse auf der Agenda. Klare Sache: Die Aktie eignet sich nur für sehr spekulative Anleger, aber wer sich in dem Sktor engagieren will, kommt zumindest hierzulande an SynBiotic wohl kaum herum. Innerhalb der BGFL-Datenbank haben wir sonst nur die Aktie der deutlich kleineren Cannovum im Programm
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