Der ganz große Wurf, wie noch vor wenigen Quartalen erhofft, ist die politische Reform zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland sicher nicht. Doch die Charts der hierzulande gelisteten Cannabis-Aktien SynBiotic, Cannovum Cannabis sowie der auf den medizinischen Sektor spezialisierten Cantourage Group mit Sitz in Berlin zeigen, dass es zumindest so etwas wie eine Erleichterungsrally angesichts des nun auf die Schiene gesetzten Vorhabens von Gesundheitsminister Karl Lauterbach gibt. Zudem bemühen sich alle Gesellschaften, den Gesetzentwurf als eine Art Startrampe für weitere Liberalisierungen zu betrachten. Entsprechend gilt es möglichst viel aus der Ausgangslage zu machen und sich für die weitere Zukunft zu positionieren. So nutzt SynBiotic um Großaktionär Christian Angermayer das Sentiment für eine neuerliche Kapitalerhöhung und kündigt gleichzeitig die mehrheitliche Übernahme der Canna Care Health GmbH aus Hamburg an.
Öffentlich bekannt wurde Cannacare hierzulande in erster Linie als Lieferant für Rossmann und weitere Drogerieketten und Apotheken. Hinter dem Hersteller und Großhändler von Cannabidiol-Produkten (CBD) steckt als Investor in erster Linie der Multi-Unternehmer Frank Otto aus der Familie des Otto-Versand-Gründers Werner Otto. Im Frühjahr 2022 hatte der schillernde Unternehmer Frank Otto den kanadischen Cannabis-Konzern Greenrise als 51-Prozent-Gesellschafter an Bord geholt, nachdem im Sommer 2021 eine Übernahme durch das australische Unternehmen Elexinol geplatzt war. Anfang 2023 hab es dann einen neuerlichen Wechsel: Demnach verkaufte Greenrise Anteile an die Hamburger Viromed Medical GmbH – eine Tochter der börsennotierten Viromed Medical AG.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 5,45 | 8,65 | 8,17 | 3,86 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | -0,01 | -0,71 | -4,83 | -7,41 | -7,19 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -13,03 | -55,84 | -90,70 | -186,27 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | -0,01 | -0,83 | -11,49 | -25,92 | -11,75 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -15,23 | -132,83 | -317,26 | -304,40 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | -0,01 | -0,88 | -13,07 | -26,00 | -11,74 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -16,15 | -151,10 | -318,24 | -304,15 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | -0,01 | -1,26 | -5,14 | -6,99 | -2,92 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -0,56 | -4,15 | -5,97 | -2,25 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Eine wechselvolle Geschichte also, die nun um eine Facette reicher ist – wobei die Details der Transaktion noch gar nicht bekannt sind. Insgesamt verwundert es aber gar nicht mal so sehr, dass der Canna Care-Deal mit einer engen finanziellen Verwurzelung vom Frank Otto in Form einer zusätzlichen Barkapitalerhöhung über 3 Mio. Euro einhergeht. „Die SynBiotic SE ist für mich die Zukunft der europäischen Cannabisindustrie. Keine andere Unternehmensgruppe betrachtet diesen spannenden Markt so ganzheitlich“, sagt Frank Otto. Insgesamt also definitiv ein Meilenstein für SynBiotic. Entsprechend geht boersengefluester.de davon aus, dass die geplanten Finanzierungsmaßnahmen durchgehen.
Konkret planen die Münchner bis zu 467.737 neue SynBiotic-Aktien zu einem Preis von jeweils 5,20 Euro auszugeben – das entspricht einem Volumen von bis zu 2,43 Mio. Euro. Jeweils 10 alte Aktien berechtigen dabei zum Bezug einer jungen Aktie. On top kommt noch eine Wandelschuldverschreibung im Volumen von bis zu 5,2 Mio. Euro. Klar dürfte freilich auch sein, dass die die noch nicht die letzte Finanzierungsrunde auf dem Weg in die Profitabilität sein dürfte. Entsprechend riskant ist der Titel. Nach dem Hoffen und Bangen im Cannabissektor liegen nun wenigstens die Fakten auf dem Tisch und das sollte eher förderlich sein für die Aktienkurse, selbst wenn das Geldverdienen für viele Geschäftsmodelle im künftigen regulatorischen Umfeld sicher nicht einfacher geworden ist.
Foto: Canna Care Health
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