Als der Arbeitskreis Aktienindizes Anfang Juni über mögliche Neuaufnahmen im SDAX beriet, war von Surteco keine Rede – wieder einmal. Dabei würde der Hersteller von Folien und Kanten für die Möbelindustrie so gern wieder zurück in den Small-Cap-Index. Keine Präsentation, in der dieses Ziel nicht zu finden ist. Schließlich zählte Surteco 1999 – damals noch unter dem Firmennamen Bausch – zu den Gründungsmitgliedern des SDAX. Ende 2001 musste die Gesellschaft den Index dann verlassen. Ende 2002 folgte ein kurzes Comeback. Doch im Zuge der großen Indexrevision der Deutschen Börse im Frühjahr 2003 kam bereits wieder die Auswechselung.
Gemessen am Börsenwert von knapp 200 Mio. Euro spielt Surteco (WKN: 517690) zwar theoretisch im unteren SDAX-Niveau. Allerdings befinden sich nur 22,6 Prozent der Aktien im Streubesitz. Den Rest halten die Familien der Gründungsaktionäre. Da die Indexhüter sich bei ihren Berechnungen aber auf den Free Float beschränken, kommt Surteco bei der Marktkapitalisierung zurzeit lediglich auf Rang 117. Nötig für eine Berücksichtigung wäre jedoch mindestens Platz 110. Das größere Hindernis stellen allerdings die zu geringen Handelsumsätze dar, was wiederum eine Folge des niedrigen Streubesitzes ist. Hier belegt Surteco momentan lediglich Platz 144. Nötig für eine SDAX-Aufnahme wäre auch hier ein Rang unter den ersten 110 Unternehmen. Und so beißt sich die Katze seit Jahren in den Schwanz. Aufgrund des niedrigen Streubesitzes ist der Titel für viele institutionelle Investoren nicht interessant genug. Das wiederum führt zu niedrigen Handelsumsätzen und geht mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung bzw. einem enttäuschenden Kursniveau einer. Die Gründerfamilien wären zwar wohl grundsätzlich bereit Stücke zu verkaufen, aber eben nicht auf dem aktuellen Kursniveau.
Dabei zählt Surteco zur Sorte der verlässlichen Nebenwerte. Seit einer Ewigkeit schreibt die Gesellschaft aus dem bayerischen Buttenwiesen-Pfaffenhofen schwarze Zahlen und ließ nie die Dividende ausfallen. Einziger größerer Fehlgriff war Anfang 2008 der Einstieg bei der späteren Pleitefirma Pfleiderer. Kaum ein Jahresabschluss von Surteco in den Folgejahren, der nicht durch Wertberichtigungen auf das Aktienpaket an dem Holzbearbeiter getrübt war. Mit der zwischenzeitlichen Insolvenz und der 2012 erfolgten Komplettabschreibung des Restbuchwerts von 0,4 Mio. Euro ist dieses Kapitel allerdings beendet. Auch losgelöst von Pfleiderer kämpft Surteco seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 mit dem schwierigen konjunkturellen Umfeld in der Möbelindustrie. Zudem drücken die teilweise enorm gestiegenen Rohstoffpreise auf die Rendite. Von zweistelligen EBIT-Margen zwischen zwölf und 13 Prozent, wie sie Surteco von 2004 bis 2007 erzielte, kann das Unternehmen momentan nur träumen. Im Vorjahr rutschte das Verhältnis von Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) zum Umsatz sogar erstmals unter die Marke von acht Prozent.
Dennoch hat die Surteco-Aktie auch ihre Reize. Viel verkehrt machen kann man auf dem aktuellen Niveau vermutlich nicht mehr. Und mit ein wenig Glück startet der Kurs sogar eine Rally wie im August 2010. Damals notierte der Small Cap ebenfalls bei rund 18 Euro, spurtete aber wie aus dem Nichts bis zum Jahresanfang 2011 auf beinahe 30 Euro. Bewertungsmäßig wäre selbst so ein Niveau vertretbar. Auf Basis der Bilanzdaten zum ersten Quartal 2013 wird die Surteco-Aktie mit einem Abschlag von rund zwölf Prozent auf den Buchwert gehandelt. Beim Umsatz hat Vorstandschef Friedhelm Päfgen für 2013 zuletzt einen leichten Rückgang gegenüber dem 2012er-Niveau von 407 Mio. Euro prognostiziert. Rechnet man mit runden Zahlen, also einem Börsenwert von 200 Mio. Euro und einem erwarteten Konzernerlös von 400 Mio. Euro, kommt die Gesellschaft auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 0,5. Mit anderen Worten: Jeder Euro Umsatz wird an der Börse zurzeit nur mit 50 Cent bewertet.
Beim Gewinn vor Steuern hält Päfgen weiterhin ein Resultat auf der Vorjahreshöhe von 21,2 Mio. Euro für möglich – vielleicht wird es sogar etwas mehr. Also könnte der Nettogewinn für das laufende Jahr bei knapp 14 Mio. Euro liegen. Das entspricht einem Ergebnis je Aktie von etwa 1,25 Euro. Für 2014 kalkuliert boersengefluester.de derzeit mit einem Zuwachs auf 1,45 Euro pro Aktie. Demnach würde das 2014er-KGV bei nur gut zwölf liegen. Die Dividende für 2012 beträgt erneut 0,45 Euro pro Anteilschein, womit das Papier auf eine Rendite von 2,5 Prozent kommt. Zugegeben: Aus dem Dividendenblickwinkel gibt es interessantere Small Caps. Die Hauptversammlung findet am 28. Juni 2013 statt. Ausgezahlt wird die Gewinnbeteiligung dann am 1. Juli.
Wenig konstruktiv sieht derzeit die Charttechnik aus. Immerhin: Im Bereich um 17 Euro hat der Titel in den vergangenen Jahren häufig einen Boden gefunden und anschließend nach oben gedreht. Aber Charttechnik und Nebenwerte sind ohnehin so eine Sache. Greifbarer sind bei Surteco die fundamentalen Daten – und die sehen attraktiv aus, auch wenn die geschäftliche Entwicklung sicher besser kaufen könnte. Bleibt das Problem des geringen Streubesitzes. Ob hier auf absehbare Zeit Bewegung hereinkommt, ist kaum vorherzusehen. Unabhängig davon: Sich ein paar Surteco-Aktien ins Depot zu legen, kann auf mittlere Sicht bestimmt nicht schaden. Wenn das Papier anspringt, geht es nämlich meist sehr schnell.