Mit der zweiten Akquisition innerhalb von sechs Monaten setzt Surteco ein Ausrufezeichen. Nachdem der Zulieferer für die Möbel- und Holzwerkstoffindustrie sich bereits Ende 2016 durch die mehrheitliche Übernahme der britischen Nenplas verstärkte, übernimmt Surteco nun die portugiesische Probos-Gruppe – einen Hersteller von Kunststoffkantenbändern. Innerhalb des Surteco-Konzerns ist der Kunststoffbereich mit einem Umsatzanteil von zuletzt rund 40 Prozent etwas kleiner als der Papiersektor, dafür besitzt er jedoch mehr Wachstumsdynamik und ist auch renditestärker. Der Kaufpreis für Probos beträgt 99 Mio. Euro – und ist damit mehr als vier Mal so hoch wie der für Nenplas. Allerdings sind die Südeuropäer mit Erlösen von 66,5 Mio. Euro auch ungleich größer als die Briten. Finanziert wird der Deal über Fremdmittel, eine Kapitalerhöhung ist demnach nicht geplant. „Der Erwerb von Probos ist für uns ein weiterer Meilenstein. Das Unternehmen ist nicht nur hochprofitabel und wachstumsstark, sondern öffnet uns mit seiner etablierten Marktpräsenz in Süd- und Mittelamerika große Potenziale in Märkten, in denen wir bislang kaum präsent waren“, sagt Herbert Müller, der Vorstandsvorsitzende von Surteco.
Weitere Infos dürfte der Manager bereits auf der Hauptversammlung am 29. Juni 2017 in München nachlegen. Interessant dürften insbesondere die Ausführungen zur Höhe des Kaufpreises werden, immerhin legt Surteco für Probos – ein „kerngesundes Unternehmen“, wie es heißt – das Neunfache des im vergangenen Jahr erzielten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf den Tisch. Zum Vergleich: Surteco selbst wird an der Börse bei dieser Kennzahl nur mit dem Faktor 5,0 bewertet. Gewisse Abweichung können zwar aus der Rechnungslegung resultieren, Surteco bilanziert nach den internationalen Vorschriften IFRS, bei Probos wird nach portugiesischen Vorschriften abgerechnet. Grundsätzlich spiegelt sich nach Auffassung von boersengefluester.de hier aber auch die zu niedrigere Bewertung der Surteco-Aktie wider. Immerhin haben wir nicht den Eindruck, dass CEO Müller – der bei Surteco für die strategische Geschäftseinheit Kunststoff verantwortlich ist – für unangemessen teure Einkaufstouren zu haben ist. Gleichwohl machte der Manager beim jüngsten Gespräch mit boersengefluester.de (HIER) unmissverständlich deutlich, dass Surteco nach der erfolgreichen Integration von Süddekor wieder auf Expansionsmodus umgeschaltet hat.
An der Börse war das bislang nur zaghaft rübergekommen. Letztlich hat es der ehemalige SDAX-Titel im laufenden Jahr noch nicht geschafft, den Seitwärtstrend gegen eine nachhaltige Aufwärtsbewegung zu tauschen. Dabei liefert die Aktie viele gute Argumente auf der Bewertungsseite und ist auch für dividendenorientierte Anleger überdurchschnittlich interessant. Auf jeden Fall müssen demnächst die offiziellen Prognosen für 2017 – sie sehen ein leichtes Umsatzwachstum sowie ein EBIT zwischen 42 und 46 Mio. Euro – überarbeitet werden. Boersengefluester.de bestätigt jedenfalls die Kaufen-Einschätzung für den Spezialwert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 689,65 | 698,98 | 675,27 | 626,99 | 757,06 | 747,70 | 835,09 | |
EBITDA1,2 | 83,09 | 72,78 | 66,29 | 88,32 | 114,76 | 84,18 | 66,57 | |
EBITDA-Marge3 | 12,05 | 10,41 | 9,82 | 14,09 | 15,16 | 11,26 | 7,97 | |
EBIT1,4 | 44,67 | 32,20 | 21,12 | 46,15 | 72,52 | 40,18 | 8,12 | |
EBIT-Marge5 | 6,48 | 4,61 | 3,13 | 7,36 | 9,58 | 5,37 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 26,33 | 18,93 | 9,76 | 33,77 | 47,81 | 25,23 | -2,42 | |
Netto-Marge6 | 3,82 | 2,71 | 1,45 | 5,39 | 6,32 | 3,37 | -0,29 | |
Cashflow1,7 | 82,90 | 60,70 | 84,04 | 82,66 | 43,75 | 69,14 | 100,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,69 | 1,20 | 0,61 | 2,17 | 3,08 | 1,63 | -0,79 | |
Dividende8 | 0,80 | 0,55 | 0,00 | 0,80 | 1,00 | 0,70 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
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