Seit nun fast drei Jahren ist Surteco ein Beleg dafür, dass eine vermeintlich günstige fundamentale Bewertung nicht zwingend auch zu einer positiven Performance der Aktie führen muss. Tatsächlich hat der Anteilschein des Anbieters von Kantenbändern sowie Spezialfolien für die Möbel- und Holzindustrie von dem Ende 2021 erreichten Hoch um rund 60 Prozent an Wert verloren. Krass für ein grundsätzlich solides Unternehmen, das vor zehn Jahren sogar noch zum Kreis der SDAX-Mitglieder zählte. Doch die vielen operativen Umstrukturierungen sowie das grundsätzlich schwierige Marktsegment Möbelindustrie, das durch die Immobilienkrise nochmals einen Dämpfer bekommen hat, haben viele Investoren mürbe gemacht. Zudem hatte Surteco nach einem zusätzlich durch belastende Sondereffekte geprägten Geschäftsjahr 2023 auch noch die Dividende gestrichen.
Immerhin: Für das laufende Jahr hat der Vorstand die ursprüngliche Prognose mit Erlösen zwischen 860 und 910 Mio. Euro Umsatz sowie einem adjustierten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in einer Bandbreite von 85 bis 105 Mio. Euro bislang bestätigt. Das Maßnahmenpaket Performance Plus zeigt also Wirkung, zumal vom Markt bislang wenig Rückenwind kommt. Interessant wird die Surteco-Aktie nun aber noch durch einen ganz anderen Aspekt: So hat der langjährige Großaktionär Kaindl, ein weit verzweigter Fußbodenhersteller aus Österreich, seine Beteiligung zuletzt nochmals aufgestockt und die 30-Prozent-Schwelle touchiert, womit ein Pflichtangebot an die restlichen Aktionäre ausgelöst wird. Dieses bemisst sich zwar nur am gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate und ist damit nicht vergleichbar mit den mitunter üblichen saftigen Aufschlägen bei Übernahmeschlachten. Doch der Schritt von Kaindl beziehungsweise dem Vehikel Banasino zeigt, dass Branchenkenner die Aktie derzeit für eine attraktive Gelegenheit halten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 689,65 | 698,98 | 675,27 | 626,99 | 757,06 | 747,70 | 835,09 | |
EBITDA1,2 | 83,09 | 72,78 | 66,29 | 88,32 | 114,76 | 84,18 | 66,57 | |
EBITDA-Marge3 | 12,05 | 10,41 | 9,82 | 14,09 | 15,16 | 11,26 | 7,97 | |
EBIT1,4 | 44,67 | 32,20 | 21,12 | 46,15 | 72,52 | 40,18 | 8,12 | |
EBIT-Marge5 | 6,48 | 4,61 | 3,13 | 7,36 | 9,58 | 5,37 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 26,33 | 18,93 | 9,76 | 33,77 | 47,81 | 25,23 | -2,42 | |
Netto-Marge6 | 3,82 | 2,71 | 1,45 | 5,39 | 6,32 | 3,37 | -0,29 | |
Cashflow1,7 | 82,90 | 60,70 | 84,04 | 82,66 | 43,75 | 69,14 | 100,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,69 | 1,20 | 0,61 | 2,17 | 3,08 | 1,63 | -0,79 | |
Dividende8 | 0,80 | 0,55 | 0,00 | 0,80 | 1,00 | 0,70 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Spannend wird nun, wie sich die bei Surteco so mächtigen – in einem Pool mit fast 57 Prozent Anteil gebündelten – Gründungs- und Familienmitglieder verhalten werden. Im Streubesitz befinden sich offiziell gerade einmal 16,9 Prozent, wovon 4,7 Prozent noch der Investmentgesellschaft Lazard Freres Gestion zuzurechnen sind. Nun: Über eine Standardofferte werden sich vermutlich keine signifikanten Verschiebungen in der Aktionärsstruktur erreichen lassen, aber zumindest hat Banasino seinen Fuß weiter in die Tür gesetzt. Gut möglich, dass Bewegung in der Sache bleibt. Alle weiteren Informationen wird Banasino auf einer Spezialwebseite für das Pflichtangebot HIER veröffentlichen. Boersengefluester.de bleibt am Ball. Zurzeit ist die Aktie eine gute Halten-Position.
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