Die Herrlichkeit währte nicht besonders lange. Nachdem Surteco vor knapp zwei Jahren die Übernahme von Süddekor – einem Hersteller von Dekordrucken für die Möbel- und Fußbodenindustrie – in die Wege leitete, stand die Aktie des Oberflächenspezialisten plötzlich vor einer Neubewertung. Flankiert wurde der Deal damals mit einer Kapitalerhöhung im Volumen von immerhin knapp 80 Mio. Euro, bei der sich auch der Aktionärskreis zugunsten eines höheren Streubesitzes verschob. Im Frühjahr 2014 schaffte Surteco damit sogar den Aufstieg in den SDAX – ein lang gehegtes Ziel der Gesellschaft. Wenig später drehte die Surteco-Aktie bei Kursen von etwas mehr als 30 Euro aber bereits Richtung Süden. Zwar sahen die Zahlen anfangs noch ganz anständig aus. Doch spätestens mit den 9,4 Mio. Euro Rückstellungen für die Verlagerung der Dekor-Druckaktivitäten von Laichingen (Baden-Württemberg) ins gut 100 Kilometer entfernte Surteco-Stammwerk nach Buttenwiesen (Bayern) drehte sich das Bild – nicht nur bei den betroffenen Arbeitern von Süddekor. Zu allem Überfluss kostete die Zusammenlegung der beiden Druckereien aufgrund zusätzlicher Personalaufwendungen noch mehr Geld als gedacht. Bis heute hat das Projekt – inklusive Sanierungs- und Bauarbeiten – mehr als 19 Mio. Euro verschlungen. Wie häufig bei solch unpopulären Maßnahmen, haben sich letztlich weniger Arbeiter als von der Firmenleitung gedacht zu einen Umzug nach Buttenwiesen entschlossen.
Als Konsequenz musste Surteco bereits zum Halbjahr 2015 die Prognosen für das Gesamtjahr eindampfen. Kurz vorher beförderte die Deutsche Börse die Surteco-Aktie – bei Kursen von rund 25 Euro – dann auch noch aus dem SDAX. Damit war die Leidenszeit der Anleger aber noch immer nicht beendet. Das Jahrestief markierte der Small Cap erst Anfang Oktober bei rund 17 Euro. Seitdem bildet das Papier einen Boden aus und tastet sich vorsichtig in höhere Regionen zurück. Nicht wenige Investoren schüttelten ohnehin ungläubig mit dem Kopf und fragten sich, warum die Surteco-Aktie überhaupt so tief abgestürzt war. Rein fundamental sehen die Bewertungskennzahlen nämlich durchaus attraktiv aus. Kapitalisiert ist die Gesellschaft beim Kurs von 19,18 Euro mit gut 297 Mio. Euro. Hinzu kommen Netto-Finanzschulden von knapp 130 Mio. Euro. Das ergibt einen Unternehmenswert (Enterprise Value) von etwa rund 427 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag nach neun Monaten 2015 mit 49,77 Mio. Euro zwar um 13 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Bezogen auf unsere EBITDA–Prognose von 66 Mio. Euro für das Gesamtjahr 2015 würde der Titel aber gerade einmal mit einem Multiple von 6,5 gehandelt. Und diese Kennzahl wird sich weiter verbessern. „Da die Konzentration unserer Dekordruckaktivitäten in Deutschland vor dem Abschluss steht, sehen wir für 2016 weiteres Potenzial, wenn die Einmalbelastungen wegfallen und wir die Synergien nach dem Abschluss der Integration verstärkt realisieren können”, sagt Herbert Müller, Vorstandsvorsitzender von Surteco.
Ein Hingucker ist Surteco auch unter Kurs-Buchwert-Aspekten, denn noch immer wird der Titel mit einem leichten Abschlag auf das Eigenkapital gehandelt. Interessant wird, welche Dividendenpolitik das Unternehmen für 2015 fährt. Boersengefluester.de geht zwar nicht davon aus, dass die Vorjahresausschüttung von 0,70 Euro pro Anteilschein gehalten wird. Aber selbst bei einer auf 0,50 Euro gekürzten Dividende käme das Papier noch auf eine Rendite von rund 2,5 Prozent. Risikobereite Investoren setzen also darauf, dass die Kurstalfahrt bei Surteco beendet ist und der Titel wieder nachhaltig Richtung Norden tendiert. Unser Kursziel auf Zwölf-Monats-Sicht beträgt 25 Euro. Das wäre ein Potenzial von stattlichen 30 Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 689,65 | 698,98 | 675,27 | 626,99 | 757,06 | 747,70 | 835,09 | |
EBITDA1,2 | 83,09 | 72,78 | 66,29 | 88,32 | 114,76 | 84,18 | 66,57 | |
EBITDA-Marge3 | 12,05 | 10,41 | 9,82 | 14,09 | 15,16 | 11,26 | 7,97 | |
EBIT1,4 | 44,67 | 32,20 | 21,12 | 46,15 | 72,52 | 40,18 | 8,12 | |
EBIT-Marge5 | 6,48 | 4,61 | 3,13 | 7,36 | 9,58 | 5,37 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 26,33 | 18,93 | 9,76 | 33,77 | 47,81 | 25,23 | -2,42 | |
Netto-Marge6 | 3,82 | 2,71 | 1,45 | 5,39 | 6,32 | 3,37 | -0,29 | |
Cashflow1,7 | 82,90 | 60,70 | 84,04 | 82,66 | 43,75 | 69,14 | 100,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,69 | 1,20 | 0,61 | 2,17 | 3,08 | 1,63 | -0,79 | |
Dividende8 | 0,80 | 0,55 | 0,00 | 0,80 | 1,00 | 0,70 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
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