Bestimmt gibt es prickelndere Präsentationen als die von Surteco. Dafür geht es bei dem Anbieter von Kantenbändern und Spezialfolien schon zu lange um immer wiederkehrende Themen wie die Umstrukturierung oder den Einfluss von Rohstoffpreisen und Währungen auf die einzelnen Geschäftsbereiche. Das macht die Aktie aber nicht gleich uninteressant. Im Gegenteil: Während viele Titel längst in utopische Bewertungsdimensionen geschlüpft sind, bekommen Anleger bei Surteco noch eine ganze Menge Aktie fürs Geld. Schließlich gibt es nicht so viele grundsätzlich profitabel arbeitende Unternehmen, die gerade einmal zum Buchwert gehandelt werden und bei denen jeder Euro Umsatz nur mit rund 60 Cent bewertet wird. Dabei kommt Surteco momentan besser durch die von Corona geprägte Situation, als es zu erwarten war. Platt ausgedrückt ist das der Börse vermutlich nur deshalb ein Stück entgangen, weil sich die meisten Anleger auf offensichtliche Corona-Profiteure wie Home24, Westwing oder auch die Hornbach Holding gestürzt haben.
So werden die Produkte von Surteco aus Buttenwiesen zu einem wesentlichen Teil von der Möbelindustrie nachgefragt und auch in Baumärkten angeboten. So gesehen unterschiedet sich die aktuell fragile weltwirtschaftliche Situation dann eben doch von frühen Krisen. Immerhin investieren eine Menge Leute ihr – sonst etwa für Urlaubsreisen draufgegangenes Budget – in die eigenen vier Wände. Damit hier erst gar kein falscher Eindruck entsteht: Auch Surteco leidet unter der aktuellen Situation, insbesondere das zweite Quartal war schwach. Doch bereits der Neun-Monats-Bericht zeigt, dass sich die Gesellschaft vor allem auf der Ergebnisseite wacker schlägt. So bewegt sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit knapp 28,80 Mio. Euro nur noch um neun Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Zum Halbjahr lag das Delta noch bei fast 29 Prozent und man musste eher den Eindruck haben, dass sich die Lage noch weiter verschärft.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 689,65 | 698,98 | 675,27 | 626,99 | 757,06 | 747,70 | 835,09 | |
EBITDA1,2 | 83,09 | 72,78 | 66,29 | 88,32 | 114,76 | 84,18 | 66,57 | |
EBITDA-Marge3 | 12,05 | 10,41 | 9,82 | 14,09 | 15,16 | 11,26 | 7,97 | |
EBIT1,4 | 44,67 | 32,20 | 21,12 | 46,15 | 72,52 | 40,18 | 8,12 | |
EBIT-Marge5 | 6,48 | 4,61 | 3,13 | 7,36 | 9,58 | 5,37 | 0,97 | |
Jahresüberschuss1 | 26,33 | 18,93 | 9,76 | 33,77 | 47,81 | 25,23 | -2,42 | |
Netto-Marge6 | 3,82 | 2,71 | 1,45 | 5,39 | 6,32 | 3,37 | -0,29 | |
Cashflow1,7 | 82,90 | 60,70 | 84,04 | 82,66 | 43,75 | 69,14 | 100,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,69 | 1,20 | 0,61 | 2,17 | 3,08 | 1,63 | -0,79 | |
Dividende8 | 0,80 | 0,55 | 0,00 | 0,80 | 1,00 | 0,70 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
„Wir sind auf gutem Weg“, sagte CEO Wolfgang Moyses auf der jüngsten Videokonferenz. Und da die bislang umgesetzten organisatorischen Veränderungen und sonstigen Optimierungen spürbar Wirkung zeigen, greift Moyses noch ein Bild auf: „Wir segeln mit weniger Ballast auf dem Schiff.“ Klares Ziel bleibt es, Surteco bis 2023 auf ein EBIT zwischen 55 und 65 Mio. Euro zu hieven. Ursprünglicher Ausblick für 2020 war ein Betriebsergebnis in einer Bandbreite von 40 bis 45 Mio. Euro. Vermutlich werden es nun rund 10 Mio. Euro weniger werden. Das ist an der Börse aber längst eingepreist und die Investoren blicken weiter nach vorn. Sollten die Mittelfristprognosen erreicht werden, müsste das für einen Überschuss von etwa 35 bis 38 Mio. Euro reichen. Angesichts eines Börsenwerts von derzeit 370 Mio. Euro, entspräche das einem KGV von nur etwa zehn für die frühere SDAX-Aktie.
Zudem setzen wir darauf, dass Surteco nach der Nullrunde für 2019 die Dividendenzahlung zumindest wieder aufnimmt, wenn auch noch längst nicht auf dem früheren Niveau von 0,80 Euro je Anteilschein. Insgesamt ist der Titel aber durchaus ein Investment wert. Die Kursziele der Analysten reichen bis in den Bereich um 29 Euro. Ausreichend Potenzial ist bei einem aktuellen Kurs von knapp 24 Euro also vorhanden.
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