Spätestens Anfang Dezember ist boersengefluester.de die Aktie von SunMirror aufgefallen. Immerhin wird der Anteilschein seitdem auch auf Xetra gehandelt. Nun legen wir in unserer Datenbank den Schwerpunkt ganz eindeutig auf Deutsche Aktien, doch bei SunMirror haben wir nicht lange gezögert: Schließlich sind Rohstoffwerte ohnehin Mangelware auf dem heimischen Kurszettel. Und mit der Ausrichtung auf Metalle für Batterien ergänzt SunMirror prima die Peer Group von anderen Spezialwerten, die sich ebenfalls im weitesten Sinne in der Batterietechnik agieren. Dazu zählen wir Gesellschaften wie IBU-tec Advanced Materials, Altech Advanced Materials oder auch Rocktech Lithium. Gecovert wird die SunMirror-Aktie von Sphene Capital. Im Interview mit boersengefluester.de stellt SunMirror-CEO Heinz Rudolf Kubli die Gesellschaft vor und verrät Details zu der jüngsten Akquisition Latitude 66. Eine hoch spannende Investmentstory. Aber auch Kubli betont: “Man sollte sich als Anleger aber im Klaren sein, dass bis zu einer Förderung durchaus noch ein paar Jahre vergehen werden. Wir stehen noch am Anfang, auch wenn unser Portfolio jetzt bereits schon aus vielversprechenden Projekten besteht.”
Herr Dr. Kubli, SunMirror ist eine Schweizer Beteiligungsgesellschaft aus dem Rohstoffsektor, die in US-Dollar bilanziert, an der Wiener Börse notiert ist und mittlerweile auch über ein Xetra-Listing in Deutschland verfügt. Wie kommt diese ungewöhnliche Kombination zustande?
Heinz R. Kubli: Wir haben letztes Jahr die damalige Dynastar AG erworben und sind über ein Reverse Takeover an die Börse gekommen. Mit diesem Börsengang wurde die Umfirmierung der Gesellschaft in SunMirror AG sowie die neue Strategie als Rohstoff-Holding mit Fokus auf Batteriemetalle aus sicheren Quellen mit nachverfolgbarer Herkunft beschlossen. Ziel war es, sich schnell Zugang zur Börse zu beschaffen, was sich an der Wiener Börse umsetzen ließ. Da Rohstoffe meist in US-Dollar gehandelt werden, und wegen der besseren Vergleichbarkeit zu anderen Rohstoffaktien, welche ebenfalls in US-Dollar bilanzieren, haben wir uns für US-Dollar als Berichtswährung entschieden. Unser Geschäft ist recht kapitalintensiv, dafür aber lukrativ, wenn man erfolgreich ist. Der Gang an die Börse ist ein integraler Baustein unserer Strategie, Kapital am Markt aufzunehmen und interessierte Aktionäre anzusprechen. Gerade im Rohstoffsektor ist Transparenz wichtig und die erreichen wir über eine Börsennotierung.
Und was hat Sie zu dem Xetra-Listing bewogen?
Kubli: Wir haben in 2020 und 2021 viele strategische Weichen für unser langfristiges Unternehmenswachstum gestellt. Das hat auch der Kapitalmarkt honoriert, unser Aktienkurs hat sich sehr erfreulich entwickelt. Seit Ende November ist SunMirror an der Wiener Börse vom Marktsegment Vienna MTF in den Amtlichen Handel gewechselt. An den Börsen Düsseldorf und Berlin sind wir weiterhin notiert. Mit diesem Segmentwechsel ist unsere Aktie auch auf Xetra handelbar, was der Liquidität bisher gutgetan hat. Wir streben damit eine weiter verbesserte öffentliche Wahrnehmung und höhere Transparenz für den Handel unserer Aktien an.
Wieviel Dynastar steckt noch in SunMirror?
Kubli: Dynastar war nie operativ tätig. Die Dynastar wurde als Vorratsgesellschaft an der Düsseldorfer Börse quotiert.
SunMirror hat angekündigt, Lat 66 zu übernehmen (HIER). Was macht dieses finnische Unternehmen so interessant für Sie?
Kubli: Lat 66 ist die perfekte Ergänzung zu unserem bisherigen Portfolio. Derzeit verfolgt SunMirror zwei Explorationsprojekte in Westaustralien für Lithium sowie Gold und Nickel. Lat 66 hat in Finnland ein Explorationspaket mit einer Fläche von mehreren tausend Quadratkilometern und gehört zu den führenden Kobaltexplorern in Europa. Das am weitesten fortgeschrittene Minenerschließungsprojekt von Lat 66 ist die viertgrößte bekannte Kobaltlagerstätte in der Europäischen Union (EU) und die zweitgrößte, die noch nicht abgebaut wird. Insgesamt gehören zu dem Explorationsunternehmen mehr als 100 identifizierte Ziele für die weitere Exploration. Wir erweitern mit der Übernahme von Lat 66 unser Portfolio also um aussichtsreiche Batteriemetallprojekte in Finnland und verfügen damit über ein attraktives Portfolio in den wichtigsten Bergbauregionen der Welt.
Was macht den Standort Finnland so bedeutam?
Kubli: Um die stark steigende Nachfrage nach den sogenannten Green Metals, die für die Energiewende unabdingbar sind, bedienen zu können, ist es erforderlich, dass innerhalb weniger Jahre erhebliche Mengen an Rohstoffen und Metallen über neue Vorkommen erschlossen werden. In der EU ist Finnland das einzige Land mit Minen, die auskömmlich Kobalt produzieren. Nach China ist das Land zudem der zweitgrößte Raffineriebetreiber der Welt für Kobalt. Die Wirtschaft in Europa benötigt über unabhängige Lieferketten direkten Zugang zu Rohstoffen für Zukunftstechnologien. Unser Ziel ist es, in absehbarer Zeit die europäische Wirtschaft mit diesen Rohstoffen und Metallen aus nachhaltigen und rechtssicheren Quellen zu beliefern. Wir wollen zu einem verlässlichen und strategischen Partner für die digitale Transformation und die nachhaltige Energiewirtschaft werden. Eine komplette europäische Lieferkette von den Rohstoffen bis zum fertigen Endprodukt für bspw. Batterien wird die CO2 -Emissionen bei der Herstellung von Batterien und E-Autos erheblich reduzieren. Für Unternehmen werden durch die innereuropäische Versorgung mit wichtigen Batteriematerialien zudem strategische und geopolitische Risiken deutlich minimiert.
Wie wird die Akquisition von Lat 66 finanziert?
Kubli: Wir haben Ende November erfolgreich bei unserer Kapitalerhöhung Zeichnungen für 70 Mio. Euro entgegengenommen. Die dazu gehörenden Kapitalmaßnahmen werden zurzeit umgesetzt und müssen nachfolgend im Handelsregister eingetragen werden. Die Erlöse dienen in erster Linie der Übernahme von Lat 66 sowie der weiteren Exploration unserer Projekte.
Was hat es mit der EU-Initiative für kritische Metalle auf sich? Kann man das Kobalt nicht einfach importieren?
Kubli: Europa hängt bei der Versorgung mit Rohstoffen am Rockzipfel von Drittstaaten wie China und dem Kongo. In so einem unsicheren Drittstaat wie dem Kongo sind die Arbeitsbedingungen oft prekär, Kinderarbeit ist an der Tagesordnung und Umweltschutz wird nicht ernst genommen, geschweige denn kontrolliert. Rechtssicherheit ist in vielen Bereichen nicht gegeben. Im Zuge des Green Deals der EU hat Brüssel immer wieder bekräftigt, wie wichtig es in Zukunft sein wird, beim Bezug von Rohstoffen unabhängig von Drittstaaten zu sein, um die Pariser Klimaschutzziele erreichen zu können. Fehlender Zugang zu kritischen Rohstoffen oder eine übermäßige Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten könnte demnach die Fähigkeit der EU untergraben, auch in Zukunft eine führende Rolle bei neuen Technologien zu spielen. Die Lieferketten für Rohstoffe müssen transparent und nachvollziehbar sein. Eine Förderung innerhalb der EU und in zuverlässigen Staaten wie Australien ist dafür ein Garant.
Was macht Sie so sicher, dass sich das Investment in Lat 66 lohnt? Bisher wurde ja noch nicht gefördert.
Kubli: Die bisherige Testbohrung auf dem Gebiet von Lat 66 war sehr gut und lässt auf hohe Vorkommen schließen. Erste Auswertungen lassen den Schluss zu, dass der Gehalt an Kobalt ebenso hoch ist, wie in den typischen Abbaugebieten in China und Afrika. Anhand elektromagnetischer Untersuchungen sollen nun diese ersten Ergebnisse validiert und potenzielle Bohrziele festgelegt werden. Ab dem Frühjahr werden wir das Tempo der Testbohrungen massiv beschleunigen. Dann werden wir genaue Kenntnisse haben, wie groß und reichhaltig die Kobaltvorkommen in dem jetzigen Testgebiet sind. Kurze Wege und die Förderung von Rohstoffen unter Beachtung und Einhaltung von ESG- und Compliance-Anforderungen sind hier zudem als eindeutige Vorteile gegenüber Drittländern zu nennen.
Losgelöst von Lat 66: Was sind die weiteren Eckpfeiler der Equity Story von SunMirror? Worauf sollten Anleger 2022 am ehesten achten?
Kubli: Der Bedarf an kritischen Rohstoffen und Batteriematerialien wie Lithium und Kobalt wird die kommenden Jahre massiv steigen, Treiber dieser Nachfrage sind technologische Entwicklungen wie die E-Mobilität. Wir können einen deutlichen Beitrag für die wachsende Nachfrage über unsere Projekte in Australien und Finnland, zwei der wichtigsten und vor allem sichersten Bergbauregionen der Welt, beisteuern. Dazu kommen die Vorkommen an Gold in unseren Explorationsgebieten in Australien, die allein schon für sich eine Investmentstory sind. In 2022 erwarten wir zahlreiche Bohrergebnisse von Lat 66, die zeigen werden, wie stark die Vorkommen an Kobalt wirklich sind.
Wie sieht die mittelfristige Planung der Gesellschaft aus?
Kubli: SunMirror ist mehr als „nur“ Lat 66. Wir verfügen ja bereits über hochattraktive Projekte in Australien. Wir investieren derzeit viel, um zukünftig nachhaltig profitabel zu werden. Im Frühjahr wird das Zielgebiet „K9“ von Lat 66 sprichwörtlich einem Schweizer Käse gleichen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass Lat 66 über enorme Potenziale verfügt, um die Versorgung mit nachhaltigen und ethischen Rohstoffen in der EU zu gewährleisten und so ein transparenter und zuverlässiger Partner für die umweltfreundliche Energiewende wird. Wir evaluieren für unsere einzelnen Projekte, ob wir diese verkaufen, selbst erschließen oder verpachten. Auch weitere Akquisitionen schließen wir nicht aus. Man sollte sich als Anleger aber im Klaren sein, dass bis zu einer Förderung durchaus noch ein paar Jahre vergehen werden. Wir stehen noch am Anfang, auch wenn unser Portfolio jetzt bereits schon aus vielversprechenden Projekten besteht.
Wer sind die wesentlichen Aktionäre von SunMirror und wie groß ist der Streubesitzanteil? Die Frage auch mit Blick auf die Bedeutung von Retail-Investoren in der IR-Strategie von SunMirror.
Kubli: Nach der Durchführung der letzten Kapitalmaßnahmen wird Mirador FZE zu unseren größten Aktionären gehören. Weiter wäre aus dem Kreis institutioneller Investoren Starpole Investments Ltd., Gravner Limited, Seras Capital Finance Limited, und Zero Carbon Ltd. zu nennen. Der Freefloat unserer Aktie liegt zurzeit bei rund 21 Prozent.
Dr. Heinz Rudolf Kubli ist CEO von SunMirror und lehrt an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). Zudem ist er Mitglied des Verwaltungsrats der Opus Capital Asset Management und persönlich haftender Gesellschafter der ESA-ESG GP Ltd. In der Vergangenheit war Kubli bei der Swiss Bank Corporation, der UBS und der HypoVereinsbank tätig. Er gilt als Vordenker in den Bereichen Banking, Finanzierung und Projektanalyse. Kubli – Jahrgang 1969 – hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich studiert und promovierte ebenfalls an der Universität Zürich in Finanzwirtschaft.
Fotos: Clipdealer, SunMirror AG