Allmählich werden die Investoren unruhig. Auch die kürzlich vorgelegten Quartalszahlen brachten keine Wende. Die Südzucker-Aktie ist in die Nähe des 52-Wochen-Tiefs abgerutscht und zählt mit einem Kursverlust von fast einem Viertel seit Jahresbeginn zu den schlechtesten MDAX-Werten. Nur Salzgitter, SGL Carbon und Aurubis bescherten ihren Anlegern noch höhere Verluste. Vorbei die Ende 2008 bei einstelligen Kursen gestartete Rally, die den Titel Anfang 2013 bis auf 34 Euro führte. Mittlerweile kostet der Anteilschein nur noch gut 24 Euro. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser befürchten gar einen weiteren Rutsch bis auf 19 Euro und raten weiter zum Verkauf.
Dennoch scheint das Papier allmählich einen Blick wert zu sein. Immerhin gehört die Südzucker-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 12,5 schon jetzt zu den günstigsten Titeln aus dem Mid-Cap-Index. Dabei haben die Analysten ihre Ergebnisschätzungen nach dem Ausnahmejahr 2012/13 längst deutlich gekappt. Zunehmend interessant wird der Titel auch unter Dividendenaspekten. Zur Hauptversammlung am 1. August 2013 in Mannheim schlägt Sudzucker eine von 0,70 auf 0,90 Euro erhöhte Dividende pro Aktie vor. Damit erreicht das Papier eine sehr anständige Rendite von 3,7 Prozent. Fraglich ist allerdings, ob das Unternehmen diesen Ausschüttungssatz beibehält. Zwar hat Südzucker nun vier Mal hintereinander die Dividende erhöht, da würde eine Reduzierung eher unschön aussehen. Andererseits werden die Gewinne im laufenden Jahr deutlich rückläufig sein.
Bereits im ersten Viertel der Berichtsperiode 2013/14, das im Mai endete, ist das operative Ergebnis um 12,5 Prozent auf 230 Mio. Euro gesunken. Die Erwartungen der Analysten an das EBIT lagen teilweise bei mehr als 250 Mio. Euro. Hauptverantwortlich für den Rückschritt ist der kräftige Ergebnisverfall im Bereich Zucker, der für mehr als die Hälfte der Umsatzerlöse steht. Europas größter Zuckerhersteller leidet unter den hohen Rohstoffkosten. Und weil die Werke wegen der etwas schlechteren Ernte nicht voll ausgelastet waren, konnte der Konzern auch weniger von seinen Kosten decken. Kurzfristige Besserung scheint nicht in Sicht. So erwartet das deutsche Researchhaus F. O. Licht, dass die weltweite Zuckerproduktion im Kampagnejahr 2012/13 um 4,4 Prozent auf 183,1 Mio. Tonnen steigen wird. Das würde dazu führen, dass sich der Angebotsüberschuss auf 14,4 Mio. Tonnen ausweitet – nach 9,8 Mio. Tonnen im Vorjahr. Damit befänden sich die Lagerbestände auf einem relativ hohen Niveau. Zur Vorlage des jüngsten Zwischenberichts bestätigte Vorstandschef Wolfgang Heer daher die Prognose, wonach der Gewinn im Zuckerbereich im Gesamtjahr unter dem Vorjahresniveau liegen wird. Daher werde das operative Ergebnis des Unternehmens von 974 Mio. Euro auf 825 Mio. Euro sinken. Als Heer Mitte Mai die Investoren erstmals mit diesem Ausblick konfrontierte, leitete er damit den Kursverfall ein. Nun sind diese Fakten aber längst auf dem Tisch.
Spannend wird jetzt, wann die Börsianer bei Südzucker wieder auf den Kaufen-Knopf drücken. Grundsätzlich handelt es sich um eine super solide Firma. Die Eigenkapitalquote beträgt knapp 54 Prozent. Allein innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat der Vorstand die Nettoverschuldung von 791 Mio. auf 464 Mio. Euro gedrückt. Im laufenden Geschäftsjahr ist eine weitere Reduzierung auf 300 bis 400 Mio. Euro geplant. Die Liquiditätsreserven betragen zurzeit rund 2,7 Mrd. Euro. Der Börsenwert von Südzucker erreicht rund 4,9 Mrd. Euro. Damit zählt die Gesellschaft zu den Top Ten aus dem MDAX. Zudem hält das Unternehmen 71 Prozent an dem Biosprithersteller CropEnergies – und deren Kurs entwickelt sich derzeit ganz manierlich. Anleger, die sich an dem aktuellen Chartbild nicht stören und sich langfristig an einer prima Firma beteiligen wollen, sollten sich also ruhig einmal mit dem Thema Südzucker beschäftigen.
Foto: Südzucker AG