Hin- und hergerissen ist boersengefluester.de, was die Einschätzung der Südzucker-Aktie angeht. Positiv stimmt uns natürlich, dass der SDAX-Konzern nun bereits zum dritten Mal den Ausblick für das Geschäftsjahr 2023/24 (29. Februar) heraufgesetzt hat und jetzt ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 1.300 und 1.400 Mio. Euro erwartet. Das sind an beiden Enden der Prognosespanne jeweils 100 Mio. Euro mehr, als bislang in Aussicht gestellt. Bezogen auf das operative Ergebnis sattelt der Vorstand 50 Mio. Euro drauf und kalkuliert nun mit einem EBIT-Korridor von 900 bis 1.000 Mio. Euro. Klarer Treiber ist das lange Zeit defizitäre Stammgeschäft Zucker, was mit einem EBIT von 380 Mio. Euro rund 64 Prozent des gesamten operative Konzernergebnisses zum Halbjahr stemmt.
Insgesamt rechnet der Vorstand für das Gesamtjahr nun mit einem operativen Ergebnis aus dem Zuckersegment von 550 bis 650 Mio. Euro. Das sind jeweils 50 Mio. Euro mehr als bislang vermutet, so dass Optimisten sich in ihrer Einschätzung bestätigt fühlen können. Deutlich rückläufig bleibt dagegen die Entwicklung beim früheren Zugpferd CropEnergies – also der Herstellung von Ethanol. Hier sackte das Ergebnis in den ersten sechs Monaten 2023/24 von 180 auf 34 Mio. Euro ein, was sich entsprechend auch im Aktienkurs der börsennotierten Tochter (Anteil Südzucker an CropEnergies: 69,17 Prozent) widerspiegelt. Nun: Per saldo steht Südzucker vor dem besten operativen Ergebnis seit dem Geschäftsjahr 2012/13. Damals kamen die Mannheimer auf ein EBIT von 972 Mio. Euro und die Aktie notiert oberhalb von 30 Euro – also deutlich über der aktuellen Notiz von gut 14 Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 6.982,90 | 6.754,10 | 6.670,20 | 6.679,00 | 7.598,90 | 9.497,90 | 10.289,00 | |
EBITDA1,2 | 757,40 | 353,50 | 411,90 | 597,60 | 691,80 | 1.069,70 | 1.318,00 | |
EBITDA-Marge3 | 10,85 | 5,23 | 6,18 | 8,95 | 9,10 | 11,26 | 12,81 | |
EBIT1,4 | 467,10 | -760,70 | 48,00 | 70,00 | 241,00 | 731,40 | 914,00 | |
EBIT-Marge5 | 6,69 | -11,26 | 0,72 | 1,05 | 3,17 | 7,70 | 8,88 | |
Jahresüberschuss1 | 318,10 | -805,30 | -54,50 | -35,60 | 123,20 | 528,70 | 648,00 | |
Netto-Marge6 | 4,56 | -11,92 | -0,82 | -0,53 | 1,62 | 5,57 | 6,30 | |
Cashflow1,7 | 501,30 | 262,20 | 155,20 | 480,50 | 477,50 | 243,50 | 1.073,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,00 | -4,14 | -0,60 | -0,52 | 0,32 | 1,93 | 2,72 | |
Dividende8 | 0,45 | 0,20 | 0,20 | 0,20 | 0,40 | 0,70 | 0,90 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Allerdings haben sich auch die Netto-Finanzschulden von Südzucker seitdem kräftig aufgebläht auch türmen sich zum Halbjahr 2023/24 auf 1.899 Mio. Euro, und da sind die Pensionsrückstellungen von rund 700 Mio. Euro noch gar nicht mit einberechnet. Ein noch größerer Belastungsfaktor sind allerdings die schwer zu prognostizierenden Aussichten für den Zuckersektor. Grundsätzlich handelt es sich um einen sehr energieintensiven Bereich, was per se schon mal schlecht ist in den heutigen Zeiten. Hinzu kommt, dass sich Fachleute vor einem deutlich steigenden Import von (zollfreiem) Zucker aus der Ukraine fürchten, nachdem es dort zuletzt einen politisch motivierten Auslieferungsstopp gab, um die Versorgung der eigenen Bevölkerung zu sichern.
Mittlerweile sind diese Beschränkungen jedoch wieder ausgesetzt und die ukrainischen Landwirte haben ihre Produktionsflächen sogar ausgeweitet. Unterm Strich sollte Südzucker im kommenden Jahr – trotz mindestens stabiler Ergebnisse im Bereich Spezialitäten (Tiefkühlpizza, Portionsartikel, Inhaltsstoffe für Nahrung) – wohl auf rückläufige Zahlen zusteuern. Das gilt es bei einem Investment in dem Titel zu beachten. Mit Blick auf die zu erwartenden Resultate für 2023/24 gehört die Aktie jedoch zu den Hinguckern aus der zweiten Reihe. Selbst unter Berücksichtigung der Netto-Finanzschulden wird das Unternehmen nur mit dem rund Vierfachen des vom Vorstand avisierten EBITDA gehandelt.
Der Aufschlag zum Buchwert beträgt dabei nur etwas mehr als 10 Prozent – und eine anständige Dividende sollte es auch zu Hauptversammlung im Juli 2024 geben. Dabei deckt die Marktkapitalisierung von CropEnergies den Börsenwert von Südzucker momentan zu rund 16 Prozent ab. Das war in der Vergangenheit schon deutlich mehr und bewegte sich zweitweise locker in Regionen nördlich von 30 Prozent. Die Schere zwischen beiden Aktienkursen ist in den vergangenen Monaten also nochmals auseinandergegangen. Entsprechend werfen risikobereite Investoren auch einen Blick auf die abgestürzte Aktie von CropEnergies. Konservativer eingestellte Anleger setzen weiter auf die Mutter Südzucker.
Foto: Südzucker AG
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