Auf dem Kapitalmarkttag Ende Oktober in der Frankfurter Kameha Suite wollte sich Andreas Becker, CEO der STS Group, noch nicht festlegen, ob der Markteintritt in den wichtigen US-Markt via Zukauf oder über den Aufbau eines eigenen Werkes vonstatten gehen sollte – auch wenn Becker eine Präferenz für die zweite Variante zeigte. Nun hat sich der Lkw-Zulieferer entschieden – und zwar garniert mit einem dicken Ausrufezeichen Richtung Börse. Demnach plant die STS Group den Aufbau eines eigenen Standorts im Bundesstaat Virginia und wird von dort aus den parallel gemeldeten Großauftrag eines Nutzfahrzeugherstellers (der Name wird nicht genannt) im Volumen von rund 230 Mio. Euro – verteilt auf mindestens zehn Jahre – bedienen. „Uns war es wichtig, eine relevante Beauftragung zu erhalten, die von Beginn an eine optimale Auslastung eines neuen Werks garantiert“, sagt Becker. Der Projektstart ist für das zweite Quartal 2021 angesetzt.
Zudem erhofft sich das mehrheitlich zur Beteiligungsgesellschaft mutares gehörende Unternehmen, weitere Aufträge aus den Vereinigten Staaten. Wichtig zu wissen: Die in den USA populären „Longnose-Trucks“ bieten für die auf Akustikkomponenten und Verkleidungsteile spezialisierte STS Group gegenüber den in Europa anzutreffenden Frontlenkern – auch Plattnasen genannt – mindestens ein doppelt so hohes Umsatzpotenzial pro Fahrzeug. Kein Wunder, dass der Kapitalmarkt ein dickes Kursplus von fast einem Viertel spendierte, zumal allein der jetzt gemeldete US-Auftrag ungefähr dem bislang auf die mittlere Sicht avisierten gesamten Geschäftsvolumen in den USA entspricht. Kaum abschätzen lässt sich derzeit freilich, wie rentabel die Order ist. Dabei steht die Steigerung der Effizienz weit oben auf der Agenda der STS Group.
[shortcodedisplaychart isin=”DE000A1TNU68″ ct=”1Y” cwidth=”595″ cheight=”350″]
Erst kürzlich hat das Unternehmen erhebliche Umstrukturierungen in Frankreich angekündigt, was zunächst einmal mit Zusatzaufwendungen sein wird. Optimierungsbedarfbesteht zudem bei den Werken in Norditalien. Insgesamt kämpft das Unternehmen mit starker China-Expertise zurzeit also an vielen Fronten, was sich auch im dramatisch abgestürzten Aktienkurs und den gekappten 2019er-Prognosen für Umsatz und adjustiertes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zeigt. Unterm Strich wird STS 2019 jedenfalls tief in den roten Zahlen agieren. Mit einem signifikanten Swing in den schwarten Bereich ist vermutlich erst für 2021 zu rechnen. Entsprechend groß ist die Zurückhaltung der Investoren.
Gleichwohl liegen genau hier auch erhebliche Chancen: Immerhin wird der Small Cap mit einem Abschlag von mehr als 50 Prozent auf den Buchwert gehandelt. Mit einem ähnlich großen Discount wird in dem Sektor eigentlich nur der schwer gebeutelte Pkw-Zulieferer Leoni eingestuft. Titel wie SAF-Holland oder die östereichische Polytec Holding notieren etwa auf Höhe des Eigenkapitals. Einen Investitionshorizont von 12 bis 24 Monaten sollten Anleger jedoch auf jeden Fall mitbringen.
[basicinfoboxsc isin=”DE000A1TNU68″]
[financialinfobox wkn=”A1TNU6″]
Foto:
[sws_blue_box box_size=”640″]Jetzt für unseren wöchentlichen Newsletter BGFL Weekly anmelden. Das Angebot ist kostenlos und präsentiert die Highlights von boersengefluester.de (BGFL), Interna aus der Redaktion sowie andere nützliche Links. Der Erscheinungstag ist immer freitags. Wer Interesse hat und noch nicht registriert ist, kann das sehr gern unter diesem LINK tun.[/sws_blue_box]