Vor genau drei Jahren startete Ströer Media an der Börse. Für Anleger, die damals zugriffen und den Titel noch immer im Depot haben, war der Werbeflächenanbieter bislang kein gutes Investment. Zwar ging es nach dem Start am 15. Juli 2010 zu 20 Euro zunächst bis auf 27 Euro in der Spitze, doch dann folgte ein deftiger Absturz. Mitte Mai 2012 notierte der SDAX-Titel zuletzt in zweistelligen Kursregionen. Für 2011 und 2012 mussten die Kölner unterm Strich rote Zahlen ausweisen. Einziger Trost: Im operativen Geschäft war die Gesellschaft stets profitabel. Doch die Digitalisierung der Werbung hatte auch für Ströer enorme Konsequenzen. So finden sich auch heute noch klassische Werbeplakate an vielen Straßen. Doch die Werbekunden setzen zunehmend auf bewegte Bilder. Daher musste Ströer an Ballungszentren wie Einkaufscentern, Bahnhöfen oder Flughäfen kräftig in Bildschirme und Infoscreens investieren.
Zudem hat der Vorstand mehrere Online-Werbevermarkter in Deutschland übernommen. Nun setzte Ströer Media noch einen drauf und stieg mit 53 Prozent bei der auf den osteuropäischen Markt fokussierten Ballroom Goup ein. „Wir sind damit auch international auf dem Weg zum ersten voll integrierten Premium-Vermarkter“, sagt Ströer Media-Vorstandsmitglied Christian Schmalzl. Zum Kaufpreis für die Ballroom-Anteile schweigt sich Ströer aus. Das Unternehmen erreichte im Vorjahr einen Umsatz von etwa 30 Mio. Euro. An der Börse werden die jüngsten Aktivitäten des Spezialisten für Außenwerbung aber positiv gesehen. So zog der Kurs in den vergangenen vier Wochen bereits um etwa zehn Prozent an.
Nun kommt es darauf, dass sich der jüngste Kursaufschwung als nachhaltig erweist. Im Idealfall meistert die Notiz demnächst die Barriere bei 9,50 Euro. Spätestens hier legte die Notiz im vergangenen Jahr immer wieder den Rückwärtsgang ein. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser trauen dem Papier allerdings viel mehr zu und veranschlagen den fairen Wert auf 14 Euro. Das wäre ein Potenzial von immerhin gut 60 Prozent. Für SDAX-Verhältnisse ist das eine klare Ansage. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fortschritte bei Ströer sich nun endlich auch in entsprechend guten Zahlen zeigen. Dabei hängt das Unternehmen naturgemäß an der Entwicklung der Werbebudgets – und somit letztlich an der Konjunktur. Neue wichtige Märkte für Ströer sind Türkei und Polen. Risiken sind also durchaus vorhanden. Dafür ist die Aktie relativ moderat bewertet – zumindest gemessen am Umsatz und der operativen Ergebnisausbeute.
Der Börsenwert beträgt rund 418 Mio. Euro. Firmengründer Udo Müller und Dirk Ströer halten zusammen gut 54 Prozent der Anteile. Der Rest befindet sich im Streubesitz. Grundsätzlich Ströer gehört damit also in die Gattung der Inhabergeführten Unternehmen. Normalerweise mögen die Börsianer solche Firmen: Fielmann, Sixt, Krones oder Drägerwerk sind gute Beispiele. Bei Ströer hat sich der Familienbonus bislang als unberechtigt erweisen. Nun könnte es aber an der Zeit sein, auch mal einen Blick auf die Ströer-Aktie zu werfen. Drei Jahre nach dem IPO hat sich der Konzern mächtig gewandelt.
Foto: Ströer Media AG