Mit der 200-Tage-Durchschnittslinie hat der Aktienkurs von Stemmer Imaging seine liebe Mühe. So hat die Notiz des Anbieters von Bildverarbeitungstechnologien im laufenden Jahr schon mehrfach an genau dieser charttechnisch so wichtigen Orientierungsgröße schlapp gemacht. Entsprechend gespannt ist boersengefluester.de, ob der Titel es diesmal schafft, diese Kurve signifikant von unten nach oben zu durchstoßen. Auch wenn das gesamte Börsenumfeld noch immer hochgradig fragil ist, rein operativ stehen die Chancen durchaus ansehnlich, dass sich die Stemmer-Aktie diesmal befreien kann und den Weg Richtung 40 Euro einschlägt. Als Vorprogramm für den Q3-Bericht am 10. November hat CEO Arne Dehn kürzlich nicht nur überzeugende Eckdaten für das dritte Quartal vorgelegt, sondern gleich auch die Prognose für das Gesamtjahr heraufgesetzt.
Demnach kalkuliert der Vorstand nun mit Erlösen zwischen 150 und 156 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 24,0 bis 27,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: Der bisherige Ausblick sah Umsätze in einem Korridor von 143 bis 156 Mio. Euro sowie ein EBITDA zwischen 19 und 24 Mio. Euro vor. Bezogen auf den Erlös haben die Puchheimer also die Erwartungen nach oben eingegrenzt, beim Ergebnis sind sie sogar deutlich offensiver geworden und peilen Rekordzahlen an. Seit dem jüngsten Interviewtermin von boersengefluester.de mit Arne Dehn (HIER) hat sich die fundamentale Situation also deutlich zum Vorteil entwickelt. Schließlich wollte der Manager Mitte August noch nichts von einer höheren Prognose wissen. Nun: Nach neun Monaten 2022 kommt Stemmer bereits auf ein EBITDA von 18,7 Mio. Euro und liegt damit gut auf Kurs.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 100,63 | 108,97 | 118,60 | 103,10 | 130,12 | 155,37 | 146,29 | |
EBITDA1,2 | 6,39 | 6,98 | 10,80 | 7,21 | 17,36 | 28,24 | 26,95 | |
EBITDA-Marge3 | 6,35 | 6,41 | 9,11 | 6,99 | 13,34 | 18,18 | 18,42 | |
EBIT1,4 | 4,15 | 5,52 | -0,58 | -1,55 | 13,43 | 24,34 | 21,86 | |
EBIT-Marge5 | 4,12 | 5,07 | -0,49 | -1,50 | 10,32 | 15,67 | 14,94 | |
Jahresüberschuss1 | 2,94 | 4,38 | -1,40 | -3,32 | 10,45 | 17,97 | 15,73 | |
Netto-Marge6 | 2,92 | 4,02 | -1,18 | -3,22 | 8,03 | 11,57 | 10,75 | |
Cashflow1,7 | 3,35 | 4,94 | 1,95 | 10,88 | 7,97 | 15,90 | 20,31 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | 0,67 | -0,22 | -0,51 | 1,61 | 2,77 | 2,42 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,50 | 0,00 | 0,50 | 0,75 | 3,00 | 2,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Die Analysten zeigen sich ebenfalls angenehm überrascht und setzen ihre Kursziele mit 58 Euro (Hauck Aufhäuser) bzw. 50 Euro (Warburg) sehr deutlich über dem aktuellen Niveau an. Die Zuversicht kommt nicht von ungefähr, denn auf schuldenfreier Basis wird das Unternehmen momentan nur mit etwas mehr als dem Sechsfachen des für 2022 zu erwartenden EBITDA gehandelt. Angesichts der mit dem Umsatz einhergehenden Margen-Stärke gibt es da auch aus Bewertungssicht wohl nichts zu bemängeln. Unterm Strich bleibt Stemmer Imaging für uns eine attraktive Wachstumsstory zu einem fairen Preis. 67 Prozent der Aktien hält die unter anderem auch bei Cenit und Katek engagierte Beteiligungsgesellschaft Primepulse aus dem Umfeld der Cancom-Gründer.
Nur ein Viertel der Aktien sind dem Streubesitz zuzurechnen, was bei einem gesamten Börsenwert von knapp 194 Mio. Euro eine entsprechend geringe Free-Float-Kapitalisierung nach sich zieht. Zumindest für größere Investorenadressen könnte die Stemmer-Aktie damit etwas zu eng sein. Für den normalen Anleger sind die Handelsumsätze aber locker ausreichend. Zudem halten wir es für wahrscheinlich, dass das im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelistete Unternehmen die Dividende für 2022 abermals erhöht und die damit verbundene Rendite bis knapp an die Marke von drei Prozent heranreichen könnte – auch das eine durchaus interessante Situation für Retailinvestoren. Insgesamt also gute Voraussetzungen, dass der nun schon so viele Monate dauernde Seitwärtstrend in dem Titel endet und in eine Aufwärtsrichtung mündet.
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