Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein direkter Wettbewerber von Isra Vision ist der Börsenkandidat Stemmer Imaging nicht. In diese Kategorie fallen – je nach Einsatzschwerpunkt – eher nicht notierte Unternehmen wie Vitronic, Dr. Schenk, Ametek, die von dem Mischkonzern Danaher übernommene AVT, Futec, BST eltromat, Wintriss, Procemex, ZEISS, Inos oder VMT aus dem Pepperl+Fuchs-Konzern. Und auch der Spezialkamerahersteller Basler oder die auf Inspektionssysteme für die Elektronikindustrie spezialisierte Viscom gehören streng genommen nicht zur unmittelbaren Peer Group. Trotzdem werden die Börsenhighflyer von den Emissionsexperten natürlich als Referenzgruppe für das IPO von Stemmer Imaging herangezogen. Dabei ist die in Puchheim westlich von München angesiedelte Gesellschaft ein Distributor – also ein Technologielieferant – für die Bildbearbeitungsbranche.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 100,63 | 108,97 | 118,60 | 103,10 | 130,12 | 155,37 | 146,29 | |
EBITDA1,2 | 6,39 | 6,98 | 10,80 | 7,21 | 17,36 | 28,24 | 26,95 | |
EBITDA-Marge3 | 6,35 | 6,41 | 9,11 | 6,99 | 13,34 | 18,18 | 18,42 | |
EBIT1,4 | 4,15 | 5,52 | -0,58 | -1,55 | 13,43 | 24,34 | 21,86 | |
EBIT-Marge5 | 4,12 | 5,07 | -0,49 | -1,50 | 10,32 | 15,67 | 14,94 | |
Jahresüberschuss1 | 2,94 | 4,38 | -1,40 | -3,32 | 10,45 | 17,97 | 15,73 | |
Netto-Marge6 | 2,92 | 4,02 | -1,18 | -3,22 | 8,03 | 11,57 | 10,75 | |
Cashflow1,7 | 3,35 | 4,94 | 1,95 | 10,88 | 7,97 | 15,90 | 20,31 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | 0,67 | -0,22 | -0,51 | 1,61 | 2,77 | 2,42 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,50 | 0,00 | 0,50 | 0,75 | 3,00 | 2,70 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
In dieser Nische ist Stemmer allerdings erstklassig positioniert und erzielte im Geschäftsjahr 2016/17 (30. Juni) Erlöse von 88,3 Mio. Euro – bei einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 7,6 Mio. Euro. Einen prominenten IPO-Botschafter via Twitter gibt es auch bereits: Für Klaus Weinmann, CEO und Mitgründer des TecDAX-Konzerns Cancom, ist der für das erste Halbjahr 2018 im Scale avisierte Börsengang von Stemmer Imaging das „spannendste IPO“ – seit Cancom versteht sich. Und auch der Stemmer-Vorstandsvorsitzende Christof Zollitsch ist heiß auf den Kapitalmarkt: „In den vergangenen Jahren ist Stemmer Imaging sehr erfolgreich gewachsen. Wir sind davon überzeugt, dass der Börsengang der richtige Schritt ist, um unsere Wachstumsstrategie zu forcieren. “ Insgesamt will das Unternehmen via Kapitalerhöhung rund 50 Mio. Euro einsammeln. Zudem soll es eine Umplatzierung von den Altaktionären geben, die aber auch nach dem Listing noch mit mindestens 51 Prozent engagiert bleiben wollen.
Wer steckt im Hintergrund? Ganz einfach: Im Zuge des Mitte 2017 erfolgten Rückzugs von Firmengründer Wilhelm Stemmer, stieg mit 75,04 Prozent die Technologiegruppe AL-KO bei Stemmer ein, der Rest ging ans Management. Ende November 2017 firmierte Stemmer Imaging zur AG um. Wenig später wurde dann die, auf Digitalisierungsthemen fokussierte, Primepulse SE der drei Cancom-Gründer Raymond Kober, Klaus Weinmann und Stefan Kober aus der Taufe gehoben, in der – neben der AL-KO, Steca Eletronik und anderen Aktivitäten – seitdem auch die Stemmer Imaging angesiedelt ist. So gesehen geht der Bildbearbeitungsspezialist also mit einer gewaltigen Portion Börsenpower Richtung Scale. Von Bankenseite ist Hauck & Aufhäuser mit von der Partie. Rückschlüsse auf die Bewertung oder gar den Ausgabepreis lassen sich mit Hilfe der jetzt sorgsam ausgewählten Informationen zwar noch nicht ziehen. Doch für Fantasie ist schon mal gesorgt. Und dem in Sachen Neuemissionsaktivitäten zuletzt eher trägen Scale, tut eine knackige IPO-Story nur gut. Boersengefluester.de bleibt also am Ball.
Fotos: Stemmer Imaging AG