Mit Aktien von Bauzulieferern wie InnoTec TSS oder Uzin Utz ließ sich in den vergangenen Monaten schon sehr gutes Geld verdienen. Den größten Profit erzielten jedoch Anleger, die den Anteilschein von Steico im Depot hatten. Inklusive der Dividendenausschüttung türmt sich das Kursplus seit Jahresbeginn auf fast 64 Prozent Prozent. Untermauert wurde die Performance durch super gute Zwischenberichte für Q1 und Q2, die der Dämmstoffhersteller jeweils auch nutzte, um die Ziele für das Gesamtjahr optimistischer zu formulieren. Entsprechend gespannt waren die Investoren auf das Zahlenwerk für das dritte Jahresviertel, zumal Steico zuletzt bereits auf die Belastungen durch das schwache britische Pfund hinwies, die durch die Brexit-Entscheidung nochmals größer geworden sind. Immerhin ist Großbritannien mit einem Erlösanteil von etwa 15 Prozent der zweitwichtigste Markt hinter Deutschland.
Tatsächlich zeigen die Ergebnisse des dritten Quartals bereits leichte Bremsspuren, auch wenn die Erlöse mit 55,8 Mio. Euro den ohnehin schon hohen Wert des direkten Vorquartals von 54,43 Mio. Euro nochmals getoppt haben. Dafür fiel aber die EBITDA-Marge von 17,1 auf 15,4 Prozent zurück. In absoluten Zahlen sank das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 9,30 auf 8,60 Mio. Euro. Verglichen mit den 7,20 Mio. Euro EBITDA aus dem dritten Quartal 2015 wird aber deutlich, dass sich Steico noch immer auf einem sehr hohen Niveau befindet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zog im dritten Quartal 2016 gegenüber 2015 um 2,5 Prozent auf 4,9 Mio. Euro an. Damit kommt die Gesellschaft aus Feldkirchen bei München nach neun Monaten auf ein EBIT von 14,65 Mio. Euro – nach 9,40 Mio. Euro im Jahr zuvor.
Beinahe schon Wortklauberei ist die Interpretation des aktualisierten Ausblicks. Während für den Umsatz weiterhin ein Zuwachs im oberen einstelligen Prozentbereich avisiert wird, sieht der Vorstand für das 2016er-EBIT jetzt ein Wachstum im „deutlich zweistelligen“ Prozentbereich. Im Halbjahresbericht war noch von einem Plus im „oberen zweistelligen“ Bereich die Rede. Möglicherweise fällt das operative Ergebnis also einen Tick schlechter aus, als zuletzt erwartet. Valide prognostizieren lässt sich das aber ohnehin nur schwer, zumal auch das Wetter im Winterquartal eine erhebliche Rolle spielt. Wichtiger für mittelfristig orientierte Anleger sollte daher der grundsätzliche Ausblick des Vorstands sein – schon allein wegen der enormen Investitionen, die Steico zuletzt gestemmt und auch noch vor sich hat. Und zumindest für 2017 spricht das Management von einer Fortsetzung der positiven Entwicklung. Mit Blick auf die boersengefluester.de-Prognosen für 2016 wird Steico zurzeit etwa mit dem 13,7fachen des EBIT gehandelt. Dabei ist die – in den vergangenen Jahren spürbar gewachsene – Nettoverschuldung bereits berücksichtigt. Zum Vergleich: Der Bodenbelagszulieferer Uzin Utz kommt auf eine Relation von Enterprise Value zu 2016er-EBIT von knapp 13. Bei dem Bauspezialanbieter InnnoTec TSS erreicht dieses Multiple etwa 12,2.
Herausstechend günstig ist die Steico-Aktie unter diesem Gesichtspunkt also nicht mehr. Allerdings werden sich die Kennzahlen in den kommenden Jahren nochmals deutlich verbessern. Kurse von bis zu 16 bis 18 Euro sollten perspektivisch erreichbar sein. Die wichtigsten Wettbewerber im Kerngeschäft von Steico sind hierzulande Firmen wie Gutex, Homatherm, und Schneider – allesamt nicht börsennotiert. Bemerkenswert sind die Entwicklungen bei den internationalen Konkurrenten: Die Schweizer Pavatex wurde Ende Mai 2016 von dem französischen Soprema-Konzern übernommen. Kurz vorher hat der zur Saint-Gobain Gruppe gehörige Dämmstoffhersteller Isover entschieden, Buitex Recyclage, die Sparte Holzfaserdämmstoffe von Buitex, zu kaufen. Abgesehen von Saint Gobain sind zwar auch diese Gesellschaften nicht gelistet. Doch eine Prise Übernahmefantasie kann auch der Steico-Aktie nicht schaden. Immerhin wurde vor einigen Jahren schon einmal getuschelt, dass Steico für Saint-Gobain interessant sein könnte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 230,31 | 251,96 | 281,00 | 308,77 | 388,18 | 445,16 | 365,29 | |
EBITDA1,2 | 37,91 | 44,41 | 56,71 | 57,02 | 91,31 | 90,05 | 57,86 | |
EBITDA-Marge3 | 16,46 | 17,63 | 20,18 | 18,47 | 23,52 | 20,23 | 15,84 | |
EBIT1,4 | 22,02 | 24,56 | 32,49 | 33,58 | 67,61 | 65,20 | 30,38 | |
EBIT-Marge5 | 9,56 | 9,75 | 11,56 | 10,88 | 17,42 | 14,65 | 8,32 | |
Jahresüberschuss1 | 15,27 | 16,16 | 22,79 | 25,43 | 48,16 | 47,86 | 16,88 | |
Netto-Marge6 | 6,63 | 6,41 | 8,11 | 8,24 | 12,41 | 10,75 | 4,62 | |
Cashflow1,7 | 25,49 | 40,52 | 43,36 | 42,91 | 85,76 | 65,63 | 51,65 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,08 | 1,15 | 1,62 | 1,81 | 3,42 | 3,40 | 1,18 | |
Dividende8 | 0,21 | 0,25 | 0,25 | 0,30 | 0,40 | 0,40 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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