Wohliger hätte der Winter für Steico wohl gar nicht temperiert sein können. Immerhin dürfte der fehlende Frost dafür gesorgt haben, dass auf vielen Baustellen annähernd durchgearbeitet werden konnte – und davon profitiert der Hersteller von ökologischen Dämmstoffen. So hatte das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr 2013 – wie stets – vom Ausbleiben eines frühen Wintereinbruchs abhängig gemacht. Demnach sollte bei Umsätzen von 150 bis 155 Mio. Euro ein Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 9,5 bis 10,5 Mio. Euro herausspringen.
Rückenwind bekam der Aktienkurs von Steico zunächst aber auch aus der Politik – und zwar in Form des Koalitionsvertrags. In dem Grundsatzpapier von CDU/CSU und SPD heißt es, dass die Bundesregierung das KfW-Programm zur energetischen Gebäudesanierung „aufstocken, verstetigen und deutlich vereinfachen“ will. Ein Passus, der die Fantasie der Börsianer durchaus beflügelte. Dabei waren diverse Verbände und Bauexperten mit der endgültigen Fassung des Koalitionsvertrags gar nicht mal so sonderlich glücklich. Immerhin wurde der ursprünglich enthaltene Satz, „Wir beabsichtigen, die energetische Gebäudesanierung auch steuerlich zu fördern“, kurzerhand aus dem Programm gestrichen. Demnach befürchten Kenner, dass die Umsetzung einzelner Sanierungsmaßnahmen eventuell nicht im ursprünglich erhofften Tempo umgesetzt wird.
An der Börse hat die Einschränkung jedoch nur in der ersten Dezemberhälfte für Irritationen gesorgt. Mittlerweile hat die Notiz von Steico die Ende November erreichten Jahreshöchststände von gut 7,10 bereits überschritten und hat als nächste runde Marke die 8 Euro im Visier. Hier tauchen dann allerdings etwas hartnäckigere Widerstände aus früheren Jahren auf. Letztlich sollte der Small Cap derzeit aber über genügend Dynamik verfügen, um diese Hürden zu meistern. Fundamental ist das Papier des in Feldkirchen im Osten von München beheimateten Unternehmens noch längst nicht im überhitzten Bereich angekommen. Der Börsenwert von gegenwärtig 94,1 Mio. Euro liegt sogar noch immer leicht unter dem zum Halbjahr 2013 ausgewiesenen Eigenkapital von 95,4 Mio. Euro. Die Gesellschaft ist im Entry Standard sowie im Münchner Spezialsegment M:access gelistet. In beiden Börsenplätzen gelten vereinfachte Rechnungslegungsvorschriften, so dass keine aktuelleren Bilanzdaten vorliegen. Hinsichtlich der Umsatz- und Ergebnisentwicklung berichtet Steico allerdings ganz normal. Für den Februar ist ein erster Überblick für 2013 angesetzt.
Mitte 2011 kostete die Aktie in der Spitze bereits 12 Euro. Damals ging das Unternehmen davon aus, bei Erlösen zwischen 145 und 155 Mio. Euro ein EBIT zwischen 8 und 9 Mio. Euro zu erzielen – also deutlich weniger als momentan avisiert sind. Doch der frühere Börsenhighflyer konnte seine Prognosen nicht halten und musste deutlich zurückrudern. In der Folge hatte sich der Kurs von Steico dann gedrittelt und brauchte eine lange Zeit, um sich von der Enttäuschung zu erholen. Erst seit Herbst 2013 bewegt sich der Titel wieder nachhaltig nach Norden. Nun ist das Vertrauen jedoch zurückgekehrt. Sollte sich die positive Ergebnisentwicklung, wie derzeit von Vorstandschef Udo Schramek erwartet, auch 2014 fortsetzen, dürften mittelfristig sogar wieder zweistellige Kurse möglich sein. Dafür müsste dann allerdings auch der Gesamtmarkt mitspielen – und natürlich das Wetter.