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Staramba: „Wir sind de facto längst ein Übernahmetarget“

Mit fotorealistisch gedruckten 3D-Figuren von Prominenten hat sich die börsennotierte Staramba SE, die nach Verschmelzung aus der Social Commerce Group SE hervorgegangen ist, einen Namen gemacht. Im Portfolio der Berliner findet sich neben Fußballgrößen wie Manuel Neuer und Musikstars wie Sido beispielsweise auch Papst Franziskus. Jetzt will die Gesellschaft mit fotorealistischen 3D-Kleinfiguren den Massenmarkt erobern. „Wir stehen unmittelbar vor dem Vertragsabschluss mit einem der weltweit potentesten Player in diesem Markt“, sagt Julian von Hassell, Geschäftsführender Direktor der Staramba SE, im Gespräch mit boersengefluester.de. Für das laufende Geschäftsjahr peilt die Gesellschaft einen Umsatzsprung auf 5 Mio. Euro an und auch der weitere Ausblick ist positiv: „Wir gehen sehr optimistisch in das Jahr 2017.“ Die Analysten von SMC Research trauen Staramba im kommenden Jahr eine Umsatzverdopplung auf 11,5 Mio. Euro zu und sehen den fairen Wert der Aktie bei 18,30 Euro.


 

Herr von Hassell, Staramba hat den Eintritt in den Massenmarkt mit fotorealistischen 3D-Kleinfiguren angekündigt. Warum gehen Sie diesen Schritt?

Julian von Hassell: Unsere neuen nur 5 bis 7 cm großen Kleinfiguren liefern uns angesichts ihres niedrigen Verkaufspreises den großen Nutzen, nun auch den Massenmarkt betreten zu können. Damit werden wir in Umsatzregionen vorstoßen können, die signifikant über unseren bisherigen Planungen liegen. Hinzu kommt, dass wir über einen millionenfachen Absatz natürlich auch eine signifikante Steigerung der Markenbekanntheit der STARAMBA® erreichen werden.

Wann und wo werden Fans die neuen Staramba-Figuren kaufen können? Was sind dabei Ihre wichtigsten Zielgruppen?

Julian von Hassell: Unser Geschäft basiert inzwischen auf drei Produkt-Markt-Segmenten:
1. Fans weltbekannter Stars aus Sport und Unterhaltung rund um den Globus: Das ist unsere bisherige Kernzielgruppe, die wir über E-Commerce-Kanäle von Amazon über eBay bis hin zu unserem eigenen Shop adressiert haben und weiter adressieren werden. In diesem Marktsegment werden wir künftig vor allem Premium-Produkte wie Geschenk- und Sammler-Items im Maßstab 1: 5 bis 1: 10 anbieten. Die Kunden werden ihre Produkte mit unserem Customizer selbst konfigurieren und sich so mit vollem Recht als Produktentwickler ihres eigenen Fanproduktes fühlen.
2. Retailer, also Einzelhandelsketten, Shopping Malls und Fotostudios. Hier hatten wir im zurückliegenden Jahr unser erfolgreiches Pilotprojekt mit Media Markt und Saturn gestartet. Dieses Marktsegment fokussieren wir weiterhin, insbesondere Fotostudios und Malls, weil wir diesen zertifizierten Partnern sowohl unseren 3D-Fotogrammetrie-Scanner 3D Instagraph® als auch unsere 3D-Design- und -Print-Dienstleistung anbieten können, also doppelt verdienen.
3. Wholesaler: In unserem dritten Produkt-Markt-Segment bieten wir Merchandising-Großkunden massenweise unsere neuen Kleinfiguren an. Auf diesem Segment liegt nun ein besonderer Fokus aufgrund der eingangs genannten Gründe.

Den Vertrieb im dritten Segment wollen Sie über eine Großhandelsstrategie angehen. Was bedeutet dies konkret? Haben Sie schon Vertriebspartnerschaften geschlossen?

Julian von Hassell: Die Wholesaler im Merchandising, also die Brand- und Fan-Loyalty-Spezialisten im Sport und Entertainment, sehen einen echten Mehrwert darin, unsere nach wie vor extrem innovativen Figuren als Specials, als sogenannte „Completer“ und als Treue-Prämien ihrer Loyalty-Programme anzubieten. Wir stehen unmittelbar vor dem Vertragsabschluss mit einem der weltweit potentesten Player in diesem Markt. Nun stehen wir vor der Entscheidung, ob wir die Partnerschaft unter dem Vorzeichen einer Exklusivität auf Zeit schließen oder ob wir parallel mit mehreren Merchandisern gleichzeitig handelseinig werden können. Wir verhandeln derzeit mit mehreren Playern rund um den Globus.

 

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Werden Sie alle Figuren, die Sie bereits bisher als exklusive 3D-Modelle im Angebot haben, auch als Kleinfiguren anbieten? Werden weitere hinzukommen?

Julian von Hassell: Grundsätzlich ja. Natürlich ist das abhängig von der Nachfrage unserer Loyalty-Partner. Wir werden unser Angebot an Figuren von Prominenten weiter dynamisch ausbauen und somit zukünftig eine noch breitere Zielgruppe erreichen.

Welche Bedeutung wird das Scanner-Geschäft bei der künftigen Aufstellung der Staramba SE haben?

Julian von Hassell: Das Scanner-Geschäft ist aus mehreren Gründen strategisch zentral: Es ist gerade jetzt und heute sehr interessant für Retailer, Foto-Studios und Malls, die sich mit diesen innovativen und auch augenfälligen Produkten flächendeckend als besonders innovativ vom Wettbewerb abgrenzen können. Uns selbst bietet der 3D Instagraph einen hohen Umsatz und eine attraktive Marge je Scanner. Zusätzlich bekommen wir über die Scanner einen sicheren Vertriebskanal für unser Figurengeschäft. Wir verkaufen also quasi den Kanal, in dem wir anschließend fischen gehen. Das Retail-Geschäft ist für uns auch deshalb besonders interessant und lukrativ, da wir nicht jeden einzelnen Laden aufs Neue mühsam akquirieren müssen, sondern über einen Vertriebskanal, egal ob Handelskette, Mall-Kette oder Fotostudio-Kette, viele Scanner im Paket absetzen können.

 

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Der Eintritt in den Massenmarkt erfordert zusätzliche Investitionen, unter anderem auch in zusätzliches Personal. Kann Staramba die geplante Expansion finanziell aus eigener Kraft stemmen oder benötigen Sie weiteres Kapital?

Julian von Hassell: Wir haben unsere Aktionäre nicht ohne Grund auf unserer Hauptversammlung gebeten, mit ihrer Abstimmung diversen Kapitalerhöhungsszenarien ihre Zustimmung zu geben. Insoweit sind wir gut aufgestellt, um fakultativ oder komplementär mit frischem Fremd- oder Eigenkapital jede Situation meistern zu können.

Lassen Sie uns kurz auf die vorgelegten Halbjahreszahlen blicken. Wie zufrieden waren Sie mit dem operativen Abschneiden in der erste Jahreshälfte 2016?

Julian von Hassell: Mit einer Steigerung des Umsatzes von mehr als 900 Prozent gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr bin ich absolut zufrieden. Natürlich können die 1,7 Mio. Umsatz Euro im ersten Halbjahr nicht reflektieren, was wir seit dem 30. Juni 2016 alles auf die Beine gestellt haben, um jetzt zeitnah in die oben skizzierten neuen Umsatzregionen vordringen zu können.

Die Gewinn- und Verlustrechnung zum 30. Juni 2016 war maßgeblich geprägt durch einen hohen Buchgewinn. Könnten Sie uns die Hintergründe dazu bitte kurz erläutern?

Julian von Hassell: Die Staramba SE ist aus der Social Commerce Group SE (SCGSE) hervorgegangen, einer Holdinggesellschaft, welche die Aktionäre auf der Hauptversammlung am 28. Juli 2016 in Staramba SE umbenannt und in eine operative Gesellschaft gewandelt haben. Durch den Zukauf von 48,05 Prozent an der Staramba GmbH erzielte die SCGSE einen Buchgewinn, da die Gesellschaft, ohne Barmittel in die Hand nehmen zu müssen, das gutachterlich bestätigte sehr wertvolle Asset Staramba gegen das lediglich zum Buchwert notierte Anlagevermögen ihrer sonstigen Beteiligungen eintauschen konnte. Daran zeigt sich übrigens, dass wir, das Management der vormaligen SCGSE und jetzigen Staramba SE, gut daran getan hatten, unsere vormaligen Beteiligungen MXM und yoyo über Jahre kontinuierlich weiter zu entwickeln, obwohl diese bis dato keine nennenswerten Umsätze geschrieben hatten. Aufgrund des dadurch erzielten hohen Fair Value der MXM und der yoyo war es so möglich, den hohen Wert der zweiten Staramba-Hälfte einzutauschen.

 

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Für das Gesamtjahr 2016 peilen Sie einen Umsatzsprung auf 5 Mio. Euro an. Wie schätzen Sie diese Prognose ein? In welcher Höhe sind dabei schon Umsatzbeiträge aus dem Bereich Kleinfiguren eingeplant?

Julian von Hassell: Auch wenn diese Planung auf den ersten Blick ambitioniert erscheinen mag, planen wir stets realistisch. Obwohl wir erst jetzt mit den Kleinfiguren starten, rechnen wir bereits im laufenden Geschäftsjahr mit einem Umsatzbeitrag in einem Umfang von 0,6 bis 1,2 Mio. Euro. Unsere Verhandlungspartner sichern uns dabei Mindestabnahmegarantien zu, die für die Folgejahre sehr attraktiv sein werden. Im Mittelpunkt der Planungen unserer Partner stehen u. a. die Sportereignisse bis zur Fußball-WM 2018 in Russland. Das Schöne dabei ist, dass wir nicht bis zur WM warten müssen, ehe das Geschäft zustande kommt, da die Merchandiser bereits heute planen müssen.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf 2017?

Julian von Hassell: Wir gehen sehr optimistisch in das Jahr 2017. In der Vergangenheit haben sich alle unsere wesentlichen Planungen und Erwartungen erfüllt. Dies gibt uns Optimismus dafür, höchstwahrscheinlich auch künftig nicht völlig falsch zu liegen. In mancher Hinsicht bietet uns der Merchandising-Markt – Stichwort Volumengeschäft – angesichts unseres technologischen Vorsprungs Chancen, von denen wir vor einem Jahr noch gar nicht zu träumen wagten. Hinzu kommt die regionale Expansion. Wir verfügen heute beispielsweise auch in Asien über Partner, die bereits mit den sprichwörtlichen Hufen scharren. Es gibt daher wirklich viel Erfreuliches anzupacken.

Wann wird Staramba auch operativ schwarze Zahlen schreiben? Und welche operativen Margen peilen Sie mittelfristig an?

Julian von Hassell: Bei einem starken Jahresendgeschäft könnten wir schon im laufenden Geschäftsjahr operativ eine schwarze Null schreiben. Daran arbeiten wir. Unsere mittelfristige EBIT-Ziel-Marge liegt bei deutlich über 20 Prozent.

Im Bereich 3D-Druck gab es jüngst eine kleine Übernahmewelle. Sehen Sie auch die Staramba SE als potenzielles Target für einen größeren Konzern?

Julian von Hassell: Wir sind de facto schon längst ein Übernahmetarget. Aber das Management und die Großaktionäre der Staramba sind sich einig, auf dem aktuellen Niveau nicht verkaufen zu wollen, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Marktkapitalisierung den gutachterlich bestätigten tatsächlichen Wert unserer Gesellschaft reflektieren wird.

 

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Fotos: Staramba SE

 


 

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Julian von Hassell studierte Logik, Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie in München und Cambridge, England (Hughes Hall). Anschließend zunächst als Strategie- und Sanierungsberater in der Bau- und Immobilienwirtschaft tätig, erweiterte er seine Fachkenntnisse im Spezialgebiet Public Private Partnerships und Private Finance Initiatives. Der Erfolg bei der Sanierung eines mittelständischen Bausoftwarehauses als Geschäftsführer und die über Jahre gewachsenen Finanzkontakte führten 2006 dazu, sich ausschließlich auf das M&A-Geschäft einzulassen. Im Juli 2012 wurde er zum Vorstand der MXM Mixed Reality Marketing AG berufen und im Dezember 2013 zum Mitglied des Verwaltungsrats der Social Commerce Group, der heutigen Staramba SE. Seit Dezember 2013 ist Julian von Hassel – Jahrgang 1963 – zugleich alleiniger geschäftsführender Direktor der Gesellschaft.

 

 

 

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.