Vor ziemlich genau einem Jahr hat sich boersengefluester.de erstmals eine Live-Präsentation von Jan Taube, dem CEO von Staige One, angesehen. Das war auf der von Equity Forum organisierten Herbstkonferenz 2023 in Frankfurt (HIER), aber schon zuvor hatten uns einige Investoren aus der Nebenwerteszene auf die damals noch recht junge Aktienstory aufmerksam gemacht. Ziel von Staige One ist es, mit Hilfe von Videokameras und spezieller Software die Übertragung sowie die Analyse von Sportveranstaltungen zu verbessern. Adressiert war das Geschäft in erster Linie an die vielen Amateur-Fußballvereine in Deutschland, geeignet ist die Technik aber auch für andere Sportarten, die sonst kaum im Rampenlicht stehen. Eigentlicher Kick sind dabei von Anfang an KI-unterstützte Extramodule, die es Trainer und Talentscouts ermöglichen, die Spielzüge der Teams zu analysieren und am Ende damit auch erfolgreicher zu machen.
Rein mit Blick auf den Aktienchart hat das Modell nicht am Kapitalmarkt verfangen. Abgesehen von einem anfänglichen Hype – sicher induziert durch das Engagement von den Ankerinvestoren Adesso, Loh Family Office und Borussia Dortmund –, kommt die deutlich gestutzte Notiz seit Monaten kaum voran. Doch das insgesamt wenig inspirierende Kursbild trügt. „In den vergangenen zwölf Monaten ist extrem viel passiert“, sagt Jan Taube auf einer digitalen Investorenpräsentation. Nicht alles lief dabei wie geplant. Insbesondere das kleinteilige Geschäft mit heimischen Amateurclubs gestaltet sich viel zäher als gedacht. Doch Team Taube hat die Strategie zügig angepasst und forciert dafür die internationale Expansion. China, Indien, Brasilien und auch Türkei sind nun die wichtigsten Partnerländer. Zudem hat Staige One das IT-Dienstleistungsgeschäft ausgebaut.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 1,27 | 3,83 | 4,10 | 2,60 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -1,90 | -1,80 | -6,00 | -5,50 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -149,61 | -47,00 | -146,34 | -211,54 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -1,43 | -1,12 | -6,10 | -5,80 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -112,60 | -29,24 | -148,78 | -223,08 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -1,78 | -1,42 | -5,20 | -7,40 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -140,16 | -37,08 | -126,83 | -284,62 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -1,74 | -1,38 | -5,10 | -1,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | -0,38 | -0,31 | -0,93 | -1,33 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Den wohl wichtigsten Impact liefert dabei die Weiterentwicklung des früher auf Endkunden (B2C) ausgerichteten Geschäftsmodells hin zu einer B2B-Strategie mit großen Schlüsselkunden. So steht allein der China-Deal mit LingXi Technology (ACME) für einen Umsatz von vermutlich mehr als 10 Mio. Euro bis 2029 – schwerpunktmäßig im Bereich Fußball. Nicht geändert hat sich derweil, dass die Analysetools sehr viel spannender und folglich auch lukrativer sind als die reine Übertragungstechnik. „Wir glauben ganz stark an die Leistungsdaten. Dabei sind wir erst ganz am Anfang, was die Möglichkeiten durch KI angeht“, sagt Taube. Insgesamt ist der frühere Eishockey-Profi zuversichtlich, dass sich das für 2023 noch enttäuschende Zahlenwerk in den kommenden Jahren signifikant verbessern wird.
Für das laufende Jahr rechnet Taube mit einem Umsatzanstieg von mindestens 50 Prozent auf Untergrenze 4 Mio. Euro – bei einem noch negativen EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von bis zu minus 2,4 Mio. Euro. Bis 2026 sollen die Erlöse dann auf 8 bis 9 Mio. Euro klettern und so den Break even auf EBITDA-Basis ermöglichen. Vorerst werden die Essener unterm Strich also noch deutlich rote Zahlen schreiben. Schon allein deshalb bleibt ein Investment in der Aktie also riskant. Um die Bilanz für die weitere internationale Expansion sowie technische Upgrades zu stärken, ist für Anfang September eine neuerliche Barkapitalerhöhung im Volumen von bis zu rund 4 Mio. Euro geplant.
Weitere Details dazu dürfte Taube auf der Herbstkonferenz 2024 vom 2. bis 3. September in Frankfurt verraten. „Das sollte vorerst die letzte Kapitalerhöhung sein, um damit den Break even zu erreichen“, sagt Taube auf der von der Small & Mid Cap Investmentbank organisierten digitalen Roadshow. Um den Handel in der mitunter sehr volatilen Aktie attraktiver zu machen, stehen zudem Maßnahmen wie ein Xetra-Listing oder auch die Verpflichtung eines Designated Sponsors auf der Investor Relations-Agenda für die bislang im Düsseldorfer Freiverkehr notierte Gesellschaft. Insgesamt findet boersengefluester.de die Investmentstory hoch interessant und auch deutlich ausgereifter als noch vor zwölf Monaten.
Am Wettbewerbsumfeld hat sich derweil nichts gravierend verändert. Unternehmen wie Pixellot oder auch Veo bieten ähnliche Dienstleistungen an wie Staige One. Die ebenfalls börsennotierte Sporttotal hat ihr Deutschlandgeschäft im Streamingbereich dagegen schon vor einiger Zeit komplett an die Deutsche Telekom abgegeben und fokussiert sich diesbezüglich nun auf amerikanische Sportevents.
Foto: Unsplash+
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