Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens trotz lausiger Ergebniszahlen zur Stärke neigt, werden die Börsianer schnell hellhörig. So auch bei Kontron. Bereits Ende Juli 2016 hatte boersengefluester.de gemutmaßt, dass sich dem ehemaligen TecDAX-Wert ein strategischer Investor positionieren könnte und das österreichische IT-Unternehmen S&T als logischen Kandidaten genannt (zu dem Beitrag kommen Sie HIER). Nun ist die Katze aus dem Sack. Die mittlerweile selbst in den TecDAX aufgerückte S&T um Vorstand Hannes Niederhauser will sich mit bis zu 29,9 Prozent – also unterhalb der Schwelle für ein Pflichtangebot – an Kontron beteiligen. Beim aktuellen Kurs von 3,10 Euro würde dieses Investment ein Volumen von annähernd 52 Mio. Euro haben. Tatsächlich dürfte S&T jedoch einen Paketaufpreis bezahlen müssen. Offiziell ist von „fortgeschrittenen Verhandlungen mit Aktionären der Kontron AG “ die Rede. Folglich muss es sich um das US-Private Equity-Unternehmen Warburg Pincus (19,50 Prozent) und die seit Mai 2012 mit 15,63 Prozent bei Kontron engagierte Beteiligungsgesellschaft Triton handeln. Zusammen kommen beide Investoren auf einen Anteil von 35,13 Prozent. Der Rest befindet sich im Streubesitz.
Beinahe noch interessanter ist aber die Finanzierungsseite des Deals. Dem Vernehmen nach soll sich nämlich die Ennoconn Corporation, eine Tochter des Elektronikgiganten Hon Hai Precision Industry, über eine Kapitalerhöhung von 10 Prozent bei S&T engagieren. Bekannt in der Öffentlichkeit ist Hon Hai als Produzent von Apple iPhones unter der Marke Foxconn. Unterstellt man einmal, dass sich eine solche Kapitalerhöhung relativ nah am aktuellen Kurs von knapp 10 Euro durchführen ließe, so könnte aus der Transaktion ein Emissionserlös von gut 43 Mio. Euro fließen. Grob überschlagen würde (bei Vollausschöpfung des Kontron-Anteils) also eine Finanzierungslücke von mindestens 10 Mio. Euro entstehen, die anderweitig gedeckt werden müsste – was bei den aktuellen Bilanzrelationen von S&T allerdings kein übermäßiges Problem darstellen sollte. Die zehn-Prozent-Kapitalerhöhung ist jedoch nur der erste Schritt. Dem Vernehmen nach will Ennoconn „durch weitere Aktienkäufe von Großaktionären“ den Anteil an S&T auf 29,4 Prozent erhöhen. Erster Ansprechpartner ist damit die Wiener Grosso Holding um den Industriellen und Sanierungsexperten Erhard F. Grossnig. Aber auch S&T-CEO Niederhauser ist mit 4,97 Prozent engagiert. Denkbar also, dass auch der umtriebige Niederhauser – ehemals selbst Vorstand von Kontron – seinen Anteil verringert. Aktienkäufe über die Börse scheinen jedenfalls nicht auf der Agenda von Ennoconn zu stehen.
Selbst wenn die erste Reaktion der Anleger für S&T eher negativ war – immerhin ist es ein stattliches Risiko, sich bei Kontron einzukaufen: Boersengefluester.de ist davon überzeugt, dass auf mittlerer Sicht die Vorteile überwiegen, selbst wenn sich die von S&T genannten „wesentlichen Synergien“ aus der neuen Konstellation kaum beziffern lassen. „Die Foxconn Gruppe verfügt in den Bereichen Embedded Computersysteme und Datenfunk als weltweit führender Hersteller über effiziente Entwicklungs- und Produktionskapazitäten, Kontron als ehemaliger Marktführer im Embedded-Computer-Segment über eine breite Kundenbasis. Gemeinsam mit den starken Software-Engineering-Ressourcen von S&T würde man im Marktsegment “Internet-of-Things” bzw. Industrie 4.0 eine global führende Rolle einnehmen“, so die offizielle Erklärung. Pure Spekulation ist freilich, ob S&T bei Kontron nicht perspektivisch vielleicht doch über die Meldeschwelle geht und dafür weiter über die Börse zukauft. Nun: Die jetzige Gemengelage ist für Kontron-Anleger jedenfalls schon einmal vorteilhafter als der vorherige Status. Und bei S&T sollte man den Kursrücksetzer auch nicht überinterpretieren. Immerhin hat der Titel allein 2016 in der Spitze um mehr als 85 Prozent an Wert gewonnen. Und letztlich hätte es wohl kaum einer für möglich gehalten, was Niederhauser in den vergangenen Jahren aus dem ehemaligen Notebook-Anbieter für ein umfassendes Unternehmen geformt hat.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 881,98 | 990,88 | 1.122,89 | 1.254,80 | 1.341,95 | 1.096,10 | 1.225,95 | |
EBITDA1,2 | 68,06 | 90,55 | 111,71 | 130,04 | 126,27 | 69,99 | 126,02 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,14 | 9,95 | 10,36 | 9,41 | 6,39 | 10,28 | |
EBIT1,4 | 41,74 | 61,51 | 61,77 | 68,58 | 62,68 | -2,02 | 86,48 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,21 | 5,50 | 5,47 | 4,67 | -0,18 | 7,05 | |
Jahresüberschuss1 | 29,37 | 48,46 | 49,51 | 54,62 | 48,96 | 231,88 | 78,12 | |
Netto-Marge6 | 3,33 | 4,89 | 4,41 | 4,35 | 3,65 | 21,16 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 44,91 | 35,54 | 83,39 | 140,81 | 95,28 | 44,44 | 116,86 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,43 | 0,70 | 0,73 | 0,84 | 0,74 | 3,59 | 1,19 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,16 | 0,00 | 0,30 | 0,35 | 1,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Foto: shutterstock