Chapeau: Gut ein Jahr nach dem nervigen Übernahmeversuch durch eine amerikanische Investmentgesellschaft präsentiert sich S&T in Bestform. Mit 2014er-Erlösen von 385,55 Mio. Euro sowie einem Gewinn von 14,02 Mio. Euro hat das IT-Systemhaus die ursprünglichen Erwartungen deutlich getoppt. Vor allem das Abschlussquartal mit Erlösen von 132 Mio. Euro hatte es in sich – schließlich lag die Umsatzausbeute in den letzten drei Monaten um rund zehn Prozent über den Erwartungen. Unterm Strich erzielten die Österreicher 2014 ein Ergebnis je Aktie von 0,32 Euro. Das sind 2 Cent mehr als im Vorjahr. Auch das war besser als zu vermuten war. An der Börse kommt insbesondere die rasante Expansion im Bereich Smart-Energy (Intelligente Stromzähler, Lastverteilungssysteme, Datenerfassung) gut an. Erstmals seit knapp neun Jahren notiert die S&T-Aktie wieder oberhalb von 4 Euro. „In der Vergangenheit haben Vorbehalte gegen unsere osteuropäischen Kernmärkte zu deutlichen Bewertungsabschlägen der Aktie gegenüber Konkurrenten geführt, aber die Entwicklung des Unternehmens zeigt, dass unser Kurs stimmt”, sagt Vorstandschef Hannes Niederhauser. Auf dem aktuellen Niveau von 4,40 Euro türmt sich die Marktkapitalisierung auf rund 186 Mio. Euro. Rund zwei Drittel davon befinden sich im Streubesitz. Das große Ziel von Niederhauser, die Aufnahme in den TecDAX, ist damit zwar immer noch ein gutes Stück entfernt. Allmählich erkennt S&T aber zumindest die Rücklichter kleinerer Indexmitglieder wie QSC oder LPKF Laser. Allerdings: Gegenwärtig liegen Unternehmen wie SLM Solutions, Isra Vision oder Elmos Semiconductor noch klar vor S&T. Das Thema TecDAX wird also vermutlich auch 2015 ein Wunschziel bleiben.
Einen Trumpf hat S&T jedoch im Köcher: Verglichen mit vielen anderen Techaktien ist die Bewertung der Linzer nämlich noch immer sehr moderat. Mit anderen Worten: Eine höhere Marktkapitalisierung wäre fundamental überhaupt kein Problem. Die Analysten von Kepler Chevreux sehen den Small Cap etwa erst bei 5,60 Euro als fair bewertet an. Das würde einem Börsenwert von 242 Mio. Euro entsprechen. Zum Vergleich: Für 2015 stellt Firmenchef Niederhauser Erlöse von 465 Mio. Euro in Aussicht. Für das Ergebnis legt er die Messlatte auf „zumindest 15 Mio. Euro”. Auf Basis unserer Ergebnisprognosen für 2016 kommt der Anteilschein auf ein KGV von gerade einmal 11,6. Bilanziell haben sich die Relationen durch die jüngste Kapitalerhöhung und die operativen Fortschritte ebenfalls deutlich verbessert. Die Netto-Verschuldung sank per Ende 2014 von 9,4 auf 1,5 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote stieg leicht von 32,4 auf 32,9 Prozent. Der von boersengefluester.de ermittelte Buchwert je Aktie beträgt 1,94 Euro. Der Anteilschein wird demnach zurzeit also etwa mit dem Faktor 2,2 auf das Eigenkapital gehandelt. Zum Vergleich: Die beiden TecDAX-Größen Bechtle und Cancom kommen jeweils auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von rund drei.
Ungefähr auf Augenhöhe mit den beiden Vorzeigewerten bewegt sich S&T dagegen bei der Dividendenrendite. Für 2014 kehren die Linzer eine von 0,06 auf 0,07 Euro erhöhte Dividende je Aktie aus. Wie im Vorjahr ist die Ausschüttung „steuerfrei”, sie wird also erst zeitlich verlagert beim Verkauf der Aktie vom Finanzamt mit den üblichen Abgaben belegt. Bezogen auf den aktuellen Kurs ergibt sich daraus eine Bruttorendite von 1,6 Prozent. Bechtle bietet 1,5 Prozent, Cancom liegt zurzeit bei gut 1,4 Prozent. Die Gefahren sollen aber auch nicht verschwiegen werden. Das Unternehmen ist traditionell stark in Osteuropa vertreten. Das birgt Risiken, die sich nur schwer abschätzen lassen. Zudem ist der Wettbewerbsdruck im Hardwarebereich enorm. Anständige Margen lassen sich kaum erzielen. S&T setzt daher – wie andere Unternehmen auch – auf eine Kombination aus passgenauer Hard- und Software. Zudem spielt das Thema IT-Sicherheit im Produktportfolio eine wichtige Rolle. Summa summarum bleiben wir bei unserer Kaufen-Einschätzung für die S&T-Aktie. Selbst wenn der Titel ganz kurzfristig etwas heiß aussieht und manch Investor womöglich auch mal auf den Verkaufsknopf drückt. Das sollte dem grundsätzlichen Aufwärtstrend aber keinen Schaden zufügen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 881,98 | 990,88 | 1.122,89 | 1.254,80 | 1.341,95 | 1.096,10 | 1.225,95 | |
EBITDA1,2 | 68,06 | 90,55 | 111,71 | 130,04 | 126,27 | 69,99 | 126,02 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,14 | 9,95 | 10,36 | 9,41 | 6,39 | 10,28 | |
EBIT1,4 | 41,74 | 61,51 | 61,77 | 68,58 | 62,68 | -2,02 | 86,48 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,21 | 5,50 | 5,47 | 4,67 | -0,18 | 7,05 | |
Jahresüberschuss1 | 29,37 | 48,46 | 49,51 | 54,62 | 48,96 | 231,88 | 78,12 | |
Netto-Marge6 | 3,33 | 4,89 | 4,41 | 4,35 | 3,65 | 21,16 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 44,91 | 35,54 | 83,39 | 140,81 | 95,28 | 44,44 | 116,86 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,43 | 0,70 | 0,73 | 0,84 | 0,74 | 3,59 | 1,19 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,16 | 0,00 | 0,30 | 0,35 | 1,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |