Zugegeben: Die gesellschaftsrechtlichen Strukturen bei S&T – ehemals Quanmax und davor Gericom – waren noch nie ganz einfach. Unter anderem aus diesem Grund hatte die Aktie auch lange Zeit einen schweren Stand an der Börse. Halbwegs vergleichbare Unternehmen wie Bechtle, Cancom oder auch Allgeier zeigten dem Anteilschein von S&T jedenfalls lange Zeit die Rücklichter. Doch die Stimmung hat längst gedreht. Allein in den vergangenen 15 Monaten zog die S&T-Notiz von 2,85 auf 5,45 Euro an schob die Marktkapitalisierung damit auf 238 Mio. Euro. Vom großen Ziel der TecDAX-Aufnahme sind die Österreicher zwar noch immer ein gutes Stück entfernt. Doch wenn es in dem Tempo weitergeht, dürfen sich die Anleger ganz allmählich mit dem Indexthema befassen. Mit ein Grund für die Neubewertung des Small Caps ist die Umpositionierung der Gesellschaft durch Hannes Niederhauser. Im Frühjahr 2014 legte der S&T-Vorstandschef mit dem Kauf von 51 Prozent der Anteile an der Ubitronix GmbH aus Hagenberg in der Nähe von Linz die Basis für den Einstieg in den Smart-Energy-Sektor. Ubitronix ist spezialisiert auf digitale Stromzähler und gehörte zwischenzeitlich mal zum Kontron-Konzern, wo auch Niederhauser seine Wurzeln hat.
Knapp ein halbes Jahr nach dem Ubitronix-Deal folgte der nächste Coup mit der Übernahme des Smart-Grid-Bereichs der kalifornischen Gesellschaft Echelon. Eingebracht wurde das Geschäft in die dafür gegründete Networked Energy Services Inc. (NES). Zunächst hielt S&T 40 Prozent an NES, stockte den Anteil Anfang 2015 jedoch erwartungsgemäß auf 65 Prozent auf. Im April 2015 gab es dann weitere Veränderungen: So hatte S&T mit NES einen bis Ende 2018 laufenden Optionsvertrag über die bislang von ihr gehaltenen 51 Prozent der Ubitronix-Anteile geschlossenen. Wenig später übernahm NES Corp. die restlichen 49 Prozent an Ubitronix. Bezahlt wurde der Deal mit neuen NES-Aktien, so dass sich der Anteil von S&T an NES auf knapp 55,9 Prozent verwässerte. Anschließend firmierte Ubitronix in Networked Energy Services GmbH mit Sitz in Linz um. Damit nicht genug: Ende 2015 gaben die Österreicher bekannt, dass sie sich beim Smart-Grid-Geschäft künftig auf ihre klassischen Märkte in Ost- und Zentraleuropa sowie Deutschland, Österreich und Schweiz konzentrieren wollten und es im Zuge dessen zu weiteren Umstrukturierungen bei NES kommen würde. S&T hatte auf den europäischen Ableger von NES – im Prinzip die frühere Ubitronix – abgesehen und wollte dafür im Gegenzug ihren Anteil (56 Prozent) am kalifornischen Teil der NES an die Cedrus Enterprises Holding verkaufen.
Ein ziemlich komplizierter Prozess also, den man vermutlich auch irgendwie einfacher haben konnte. Trotzdem: Die Analysten sind hoch zufrieden mit der jetzt gefundenen Variante. Immerhin befreit sich S&T vom defizitären US-Geschäft. Niederhauser selbst peilt im Smart-Energy-Bereich für 2016 ein Erlösplus von 30 Prozent auf 70 Mio. Euro an und will dabei ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von annähernd 2 Mio. Euro erzielen. Zur Einordnung: Auf Konzernebene ist im laufenden Jahr mit Umsätzen von etwa 500 Mio. Euro und einem EBIT von schätzungsweise gut 24 Mio. Euro auszugehen. Noch ist der Energiebereich also vergleichsweise kein, dafür wächst er stark und verfügt über signifikantes Ergebnispotenzial. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser haben ihr Kursziel für den Titel nach dem Vollzug der neuesten NES-Transaktion jedenfalls von 6,70 auf 7,60 Euro erhöht und ihre Kaufen-Einschätzung bekräftigt. Auch boersengefluester.de bleibt positiv für das Papier gestimmt. Die Bewertung ist sehr smart. Zudem hat sich S&T seit 2013 in die Reihe der Dividendenzahler eingeordnet. Für 2015 ist eine von 0,07 auf 0,08 Euro erhöhte Ausschüttung geplant, was auf eine Rendite von knapp 1,5 Prozent hinausläuft.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 881,98 | 990,88 | 1.122,89 | 1.254,80 | 1.341,95 | 1.096,10 | 1.225,95 | |
EBITDA1,2 | 68,06 | 90,55 | 111,71 | 130,04 | 126,27 | 69,99 | 126,02 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,14 | 9,95 | 10,36 | 9,41 | 6,39 | 10,28 | |
EBIT1,4 | 41,74 | 61,51 | 61,77 | 68,58 | 62,68 | -2,02 | 86,48 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,21 | 5,50 | 5,47 | 4,67 | -0,18 | 7,05 | |
Jahresüberschuss1 | 29,37 | 48,46 | 49,51 | 54,62 | 48,96 | 231,88 | 78,12 | |
Netto-Marge6 | 3,33 | 4,89 | 4,41 | 4,35 | 3,65 | 21,16 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 44,91 | 35,54 | 83,39 | 140,81 | 95,28 | 44,44 | 116,86 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,43 | 0,70 | 0,73 | 0,84 | 0,74 | 3,59 | 1,19 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,16 | 0,00 | 0,30 | 0,35 | 1,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |