„Ein gutes Quartal – aber da wäre noch mehr drin gewesen.“ So überschreibt S&T-CEO Hannes Niederhauser die aktuelle Lage bei dem IT-Service-Unternehmen. Immerhin türmten sich die offenen Bestellungen zum Halbjahresende auf mehr als 38 Mio. Euro, weil auch S&T als Lieferant nicht an die dringend benötigten Halbleiterwaren für seine Kunden kommt. Dabei ist die Materialknappheit nur der eine Aspekt, zum Problem werden insbesondere auch die drastisch gestiegenen Preise, die die Linzer per saldo wohl nur zum Teil überwälzen können. „Wir fokussieren die Ressourcen, neue Lieferketten auf- bzw. auszubauen und Produkte anzupassen oder neu zu entwickeln, um die Engpässe zu beseitigen. Auch unseren Lagerbestand haben wir weiter erhöht, um besser lieferfähig zu werden“, sagt Niederhauser.
An der Börse reagieren die Investoren sehr sensibel auf diese Gemengelage, selbst wenn die Konzernzahlen der ersten sechs Monate mit einem leicht verbessertem Ergebnis vor Zinsen (EBIT) von 13,91 Mio. Euro durchaus vorzeigbar sind. Das EBITDA (EBIT vor Abschreibungen) kam sogar um zwölf Prozent auf 58,31 Mio. Euro voran. Vom jüngsten Zwischenhoch bei 22 Euro hat sich die Notiz jedenfalls wieder um einige Prozentpunkte entfernt. Nun: Das eigentlich nervige aus Anlegersicht ist natürlich, dass der Aktienkurs des SDAX-Unternehmens jetzt schon seit über drei Jahren per saldo nicht wirklich an Höhe gewinnt. Die grober Handelsspanne bewegt sich zwischen 15 und 25 Euro.
Und in diesem Korridor ist S&T zurzeit wieder in der Mitte angekommen – trotz der für sich genommen guten operativen Entwicklung. Immerhin hat Niederhauser aus S&T in den vergangenen Jahren eine Milliarden-Company gebaut, die sich längst meilenweit entfernt hat von der früheren Hardware-Historie. Für das laufende Jahr sieht die Prognose bei Erlösen von Untergrenze 1.400 Mio. Euro ein EBITDA von 140 Mio. Euro vor. Sollte die Gesellschaft dieses Mindestziel erreichen, was angesichts des starken Auftragseingangs gut machbar erscheint, wäre die S&T (auf schuldenfreier Basis) zurzeit mit dem Zehnfachen des EBITDA bewertet. Zu hoch ist das sicher nicht, zumal Niederhauser das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bis 2023 auf mehr als 220 Mio. Euro hieven will.
Zum weiteren Vergleich: Bei der Relation von Enterprise Value zum erwarteten EBITDA für 2021 kommt Cancom auf ein Multiple von rund 14, bei Bechtle liegt der Faktor sogar bei fast 19. Entsprechend wundert es boersengefluester.de nicht, dass die Analysten von Alster Research die S&T-Aktie mit einem Kursziel von 31 Euro versehen. Demnach wäre der Titel also locker eine 50-Prozent-Chance. So viele Titel aus der DAX-Familie gibt es momentan nicht, die derart viel Potenzial versprechen. Nun: Vorerst wären die Anleger wohl heilfroh, wenn sich die Notiz endlich aus dem Korsett befreit und die Marke von 25 Euro hinter sich lassen würde. Nach unten ist die Aktie aus charttechnischer Sicht derweil gut durch die 200-Tage-Durchschnittslinie abgesichert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 881,98 | 990,88 | 1.122,89 | 1.254,80 | 1.341,95 | 1.096,10 | 1.225,95 | |
EBITDA1,2 | 68,06 | 90,55 | 111,71 | 130,04 | 126,27 | 69,99 | 126,02 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,14 | 9,95 | 10,36 | 9,41 | 6,39 | 10,28 | |
EBIT1,4 | 41,74 | 61,51 | 61,77 | 68,58 | 62,68 | -2,02 | 86,48 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,21 | 5,50 | 5,47 | 4,67 | -0,18 | 7,05 | |
Jahresüberschuss1 | 29,37 | 48,46 | 49,51 | 54,62 | 48,96 | 231,88 | 78,12 | |
Netto-Marge6 | 3,33 | 4,89 | 4,41 | 4,35 | 3,65 | 21,16 | 6,37 | |
Cashflow1,7 | 44,91 | 35,54 | 83,39 | 140,81 | 95,28 | 44,44 | 116,86 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,43 | 0,70 | 0,73 | 0,84 | 0,74 | 3,59 | 1,19 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,16 | 0,00 | 0,30 | 0,35 | 1,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
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