Das ist schon eine irre Geschichte. Selbst nach einer Kursrally von 100 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten nimmt hierzulande kaum jemand Notiz von der Aktie des Softwaretesters SQS Software Quality Systems. Dabei beträgt der Börsenwert des Unternehmens mit Sitz in Köln immerhin 195 Mio. Euro. Des Rätsels Lösung: Die Gesellschaft ist nicht nur an der Frankfurter Börse notiert, sondern wählte als erstes deutsches Unternehmen 2005 ein Erstlisting in London am AIM (Alternative Investment Market). Damit ist der Titel auf der Insel bekannter als hierzulande. Für SQS hat sich der Schritt gelohnt. Als die Gesellschaft etwa Ende 2013 die Mehrheit an dem indischen Softwaretester Thinksoft mit Fokus auf die Branchen Banken, Finanzdienstleister und Versicherungen übernahm, ging die dafür notwendige Kapitalerhöhung im Volumen von umgerechnet rund 13,9 Mio. Euro angenehm geräuschlos über die Bühne. Nun will SQS die Früchte der Investition ernten. „Thinksoft hat uns viele neue Möglichkeiten erschlossen. 2014 schöpfen wir nun das volle Potenzial dieser Beteiligung zugunsten unserer Geschäftsperformance aus“, sagt SQS-Vorstandschef Diederik Vos.
Sehen lassen können sich aber bereits die Ergebnisse für 2013. SQS steigerte die Erlöse um knapp 7,5 Prozent auf das Rekordniveau von 225,83 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) machte einen Satz um 34 Prozent auf 9,72 Mio. Euro. Abschreibungen auf den Firmenwert und eine höhere Steuerquote sorgten allerdings dafür, dass unterm Strich ein Gewinnrückgang um zwölf Prozent auf 5,17 Mio. Euro stehen blieb. Dementsprechend kam das Ergebnis je Aktie von 0,21 auf 0,18 Euro zurück. Dennoch erhöht die Gesellschaft ihre Dividende von 0,07 auf 0,09 Euro je Aktie. Ausgezahlt wird – typisch deutsch – nach der Hauptversammlung am 28. Mai 2014. Zumindest Renditefüchse dürften aber in ihrem Bau bleiben, schließlich beträgt die Dividendenrendite nur 1,4 Prozent. Einen konkreten Ausblick für 2014 gibt es noch nicht. Die Gesellschaft teilte lediglich mit, dass sie zuversichtlich sei, auch im laufenden Jahr weiter zu wachsen.
Derweil macht die Bilanz einen soliden Eindruck. Rund 55 Prozent der Bilanzsumme entfällt auf das Eigenkapital. Liquiden Mitteln von 15,2 Mio. Euro stehen Finanzverbindlichkeiten von 22,0 Mio. Euro entgegen. Sportlicher ist da schon die Bewertung der Aktie. Auf Basis der Ergebnisschätzung für 2015 von boersengefluester.de kommt das Papier auf ein KGV von immerhin rund 22. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist mit gut 2,2 dagegen im grünen Bereich, genauso wie die Relation von Börsenwert zu Umsatzerlösen. Gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung sticht auch der zuletzt von 14,07 auf 22,83 Mio. Euro gestiegene Cashflow positiv hervor.
Wer auf der Suche nach einem Unternehmen mit solider Performance ohne großen Presserummel ist, sollte sich die Aktie von SQS einmal genauer anschauen. Aus charttechnischer Sicht ist der Titel zuletzt an der Marke von 7 Euro gescheitert und droht nun in den jüngsten Seitwärtskanal zwischen 6,40 und 5,80 Euro zurückzufallen. Längere Konsolidierungsphasen gab es bei SQS allerdings immer wieder einmal. Bislang “hätt et aber noch emmer joot jejange”.