Aufgefallen war boersengefluester.de Solutiance erstmals auf der von GBC veranstalteten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz im Dezember 2018. Jedenfalls präsentierten die beiden Vorstände Uwe Brodtmann (CEO) und Jonas Enderlein (CTO) überdurchschnittlich engagiert das neue Geschäftsmodell des Dienstleisters für die Wartung und Instandhaltung von Gewerbeimmobilien. Trotzdem flog Solutiance am Ende durch das Raster unserer Berichterstattung. Hauptgrund: Die bis 2017 noch als PROGEO Holding firmierende Gesellschaft notiert ausschließlich im Freiverkehr der Börsen Stuttgart und Berlin – und zum damaligen Zeitpunkt beschränkte sich die Kursversorgung für unsere ansonsten komplett selbst gepflegte Datenbank auf XETRA beziehungsweise Frankfurt. Hinzu kam, dass Solutiance mit Umsätzen von gegenwärtig noch weniger als 1 Mio. Euro und einem Börsenwert von gerade einmal rund 10 Mio. Euro doch arg klein ist – auch wenn die Berichterstattung über Small Caps unsere eigentliche Domäne ist. Nun: Das Problem mit der Kursversorgung für ausschließlich an Regionalbörsen gelisteten Aktien konnten wir mittlerweile dank der Unterstützung eines Sponsors und dem Entgegenkommen unseres Kurslieferanten Teletrader lösen.
Und wie uns Vorstandschef Brodtmann jetzt im Hintergrundgespräch verrät, stehen die Potsdamer in engen Verhandlungen mit der Börse München für die Aufnahme im dortigen Spezialsegment m:access. Aus Investorensicht wäre diese Notizausweitung ein sehr zu begrüßender Schritt. Sollte das Upgrade klappen, nehmen wir Solutiance sofort auch in unsere neue Übersichtstabelle mit allen m:access-Aktien auf – was die Transparenz und Visibilität zusätzlich erhöht. Ein paar Jahre wird es indes noch brauchen, bis Solutiance in Umsatz- und Ergebnisdimensionen wächst, die für Kapitalmarktverhältnisse ansprechend sind. Bis dahin ist das Unternehmen eine Art börsennotierter Venture Capital-Titel, der freilich chancenreiche Themen wie Digitalisierung und klassische Handwerksdienstleistungen für Betreiber von Gewerbeimmobilien kombiniert. Investoren sind also früh dabei. „Wir haben einen ganz starken Technologiefokus. Software, Prozesse und Systeme werden von uns stets integriert betrachtet. Das ist unsere DNA“, sagt Enderlein. Dabei geht es jetzt nicht darum, dass Solutiance Deutschlands größter Hightech-Dachdeckerbetrieb wird. Vielmehr nutzen die angeschlossenen Handwerkspartner die Softwaretools und Systeme der Brandenburger.
Erlösträger sind die Digitalisierung von Gebäudeteilen, Wartung und Datenaufbereitung, die Ausführung der Instandhaltung sowie das Monitoring der erbrachten Leistungen. Schwerpunktmäßig geht es dabei noch um die Wartung der Gebäudedächer, doch Solutiance erweitert das Angebotsspektrum um immer mehr Leistungen rund um das Thema Betreiberpflichten. Die drei Stoßrichtungen: Mehr Kunden, mehr Gebäude und schließlich auch mehr Gewerke. Bis 2021 sollen die Erlöse so auf 11 Mio. Euro klettern – bei einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2 Mio. Euro. Den nötigen Umsatz, um auf EBITDA-Basis zumindest die Nullschwelle zu erreichen, beziffert Brodtmann derweil auf 5 bis 6 Mio. Euro. Die vorerst tiefroten Zahlen begründet der Vorstand in erster Linie mit den erheblichen Investitionen in neues Personal.
Zur Finanzierung der Defizite gab es bereits zwei Barkapitalerhöhungen: 412.000 Aktien zu je 1,79 Euro im September 2018 und 453.000 Aktien zu je 2,10 Euro im März 2019. Zudem gibt es eine bislang nur teilweise ausgeschöpfte Finanzierungszusage der Investitionsbank des Landes Brandenburg im Volumen von 3 Mio. Euro. Laut Geschäftsbericht 2018 ist die Gruppe damit für die kommenden 24 Monate durchfinanziert. Allerdings würde es boersengefluester.de schon sehr wundern, wenn Solutiance auf dem weiteren Weg nicht noch mehrfach den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen würde, zumal Brodtmann sich ausdrücklich auch für „Opportunitäten“ rüsten will. Dementsprechend steht auf der kommenden Hauptversammlung am 24. Juni 2019 in Berlin auch die Schaffung neuer Kapitalrahmen auf der Agenda.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1,02 | 0,54 | 1,23 | 1,95 | 2,12 | 2,95 | 5,42 | |
EBITDA1,2 | -0,32 | -1,43 | -2,70 | -2,51 | -2,18 | -1,95 | -0,26 | |
EBITDA-Marge3 | -31,37 | -264,81 | -219,51 | -128,72 | -102,83 | -66,10 | -4,80 | |
EBIT1,4 | -0,80 | -1,71 | -2,96 | -2,79 | -2,44 | -1,42 | -0,26 | |
EBIT-Marge5 | -78,43 | -316,67 | -240,65 | -143,08 | -115,09 | -48,14 | -4,80 | |
Jahresüberschuss1 | -0,94 | -1,90 | -3,10 | -2,99 | -2,59 | -1,91 | -0,36 | |
Netto-Marge6 | -92,16 | -351,85 | -252,03 | -153,33 | -122,17 | -64,75 | -6,64 | |
Cashflow1,7 | -0,93 | -2,05 | -2,87 | -2,30 | -2,29 | -1,56 | -0,73 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,42 | -0,76 | -3,90 | -0,92 | -0,47 | -0,33 | -0,06 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Kanzlei Spiesmacher |
Und: Per Ende 2018 befindet sich das Eigenkapital quasi auf der falschen Seite der Bilanz, in Form eines nicht gedeckten Fehlbetrags von knapp 45.000 Euro. Zwar sollte dieser unschöne Zustand durch die jüngste Kapitalerhöhung mit einem Mittelzufluss von brutto 0,95 Mio. Euro wieder geheilt sein. Aber eine wirklich belastbare Bilanz sieht anders aus. Für das laufende Jahr peilt die Gesellschaft derweil Erlöse von 1,6 Mio. Euro sowie ein EBITDA von minus 2,5 Mio. Euro an. Potenzielle Investoren dürfen sich von diesen Zahlen aber nicht abschrecken lassen und sollten ohnehin einen sehr langfristigen Anlagehorizont mitbringen.
Fürs Trading eignet sich der Micro Cap schon allein aufgrund der niedrigen Handelsumsätze nicht – auch wenn offiziell rund 51 Prozent der Aktien dem Streubesitz zuzurechnen sind. Anders als sonst üblich, verzichtet boersengefluester.de bei Solutiance auch auf eine eindeutige Handlungseinschätzung Kaufen, Halten, Verkaufen. Keinesfalls wollen wir einen derart marktengen Titel in die eine oder andere Richtung schieben. Andererseits halten wir die Story für super interessant und schätzen die offene Kommunikation sowie das Auftreten auf Kapitalmarktkonferenzen wie der MKK, wo Solutiance zuletzt auf der Veranstaltung Anfang Mai erneut vor Ort war. Die Präsentation von der MKK können Sie HIER herunterladen. Und letztlich signalisiert die ansprechende Kursentwicklung seit der Neuausrichtung des Geschäftsmodells ja auch, dass hier etwas vorangeht.