Die Sturm- und Drangphase im Aktienkurs von Solutiance ist schon eine ganze Weile passé. Im laufenden Jahr zeichnet sich die Notiz des auf Gebäudemanagement fokussierten IT-Spezialisten in erster Linie durch erratische Schwankungen aus – ohne dabei wirklich vom Fleck zu kommen. Keine Frage: Aus Investorensicht nervt das. Immerhin betont der Vorstand, dass die operative Entwicklung mit Erlösen von 656.000 Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von minus 1,94 Mio. Euro nach neun Monaten 2019 „im Rahmen der Erwartungen“ liegt. Um das Jahresziel von 1,60 Mio. Euro Umsatz – bei einem EBITDA von minus 2,50 Mio. Euro – zu erreichen, müssen die Potsdamer im Abschlussviertel freilich noch gehörig aufs Pedal treten. Gänzlich unnormal fürs Geschäft ist das saisonale Ungleichgewicht allerdings nicht, denn typischerweise fallen die obligatorischen Herbstwartungen von Hausdächern in das vierte Quartal eines jeden Jahres.
Den Turnaround beim EBITDA mit plus 2,00 Mio. Euro erwartet Solutiance freilich erst für 2021. Für 2020 geht es noch um die Balance zwischen Wachstum und Profitabilität. Vermutlich wird es aber eher einen kleinen Verlust als eine schwarze Null geben – so zumindest die Einschätzung von boersengefluester.de. Und so bleibt der Micro Cap eine entsprechend heiße Wette, deren Ausgang sich gegenwärtig noch nicht valide abschätzen lässt. Positiv wertet boersengefluester.de weiterhin, dass Solutiance vergleichsweise transparent und vor allen Dingen regelmäßig Richtung Kapitalmarkt kommuniziert. Die nächste größere Präsentation findet auf der von GBC veranstalteten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz am 10. Dezember 2019 statt. Als Anleger sollte man hiervon jetzt keine Wunderdinge erwarten. Solutiance hebt sich durch solche Auftritte jedoch positiv ab von vielen anderen kleinen Gesellschaften, die kaum eine aktive IR-Politik betreiben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1,02 | 0,54 | 1,23 | 1,95 | 2,12 | 2,95 | 5,42 | |
EBITDA1,2 | -0,32 | -1,43 | -2,70 | -2,51 | -2,18 | -1,95 | -0,26 | |
EBITDA-Marge3 | -31,37 | -264,81 | -219,51 | -128,72 | -102,83 | -66,10 | -4,80 | |
EBIT1,4 | -0,80 | -1,71 | -2,96 | -2,79 | -2,44 | -1,42 | -0,26 | |
EBIT-Marge5 | -78,43 | -316,67 | -240,65 | -143,08 | -115,09 | -48,14 | -4,80 | |
Jahresüberschuss1 | -0,94 | -1,90 | -3,10 | -2,99 | -2,59 | -1,91 | -0,36 | |
Netto-Marge6 | -92,16 | -351,85 | -252,03 | -153,33 | -122,17 | -64,75 | -6,64 | |
Cashflow1,7 | -0,93 | -2,05 | -2,87 | -2,30 | -2,29 | -1,56 | -0,73 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,42 | -0,76 | -3,90 | -0,92 | -0,47 | -0,33 | -0,06 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Kanzlei Spiesmacher |
Da passt es ins Bild, dass die Gesellschaft sich auch auf Fachmessen wie zuletzt der Münchner EXPO REAL (5. bis 7. Oktober) in Szene setzt und dem Vernehmen nach dort weitere Impulse gesetzt hat. „Betreiber von Immobilien erleben immer wieder schmerzhaft, dass Software allein ihre Probleme nicht löst, wenn Menschen eingebunden werden müssen. Wir nehmen unseren Kunden definierte Probleme komplett ab“, sagt CEO Uwe Brodtmann. Eher still ist es um das Thema weitere Kapitalerhöhung geworden, dabei hat sich das Unternehmen auf der jüngsten Hauptversammlung extra einen neuen Rahmen dafür genehmigen lassen. Wundern würde es uns jedenfalls nicht, wenn Solutiance perspektivisch auch mal wieder neue Aktien ausgibt, um die Finanzierungskraft zu stärken. Für wagemutige Investoren ist das sehr junge Unternehmen eine interessante Option.
Es gibt hohe Chancen, aber eben auch entsprechende Risiken. Die Marktkapitalisierung des im Münchner Spezialsegment m:access gelisteten Unternehmens beträgt gerade einmal knapp 11 Mio. Euro. Das sagt eigentlich alles. Nun: Zunächst einmal wäre schon viel gewonnen, wenn die Notiz mal wieder für eine etwas längere Zeit in den Aufwärtsmodus wechselt und der Sägezahn-Chart von Solutiance sich auf diese Art verabschiedet. Es muss ja nicht gleich wieder so stürmisch nach oben gehen wie 2018.
Foto: Expo Real