Vom Glück verfolgt wurde Softing in den vergangenen Jahren nun wahrlich nicht. Immer wieder musste der Anbieter von Messtechnikgeräten und Automatisierungskomponenten Rückschläge hinnehmen – von Kundenseite aus oder durch verzögerte Produktauslieferungen. Dem eigenen Renditeanspruch mit zweistelligen operativen Margen hängt das Unternehmen schon eine gefühlte Ewigkeit hinterher. Entsprechend schlecht entwickelte sich der Aktienkurs des im Prime Standard gelisteten Unternehmens. Zuletzt fiel die Notiz sogar bis auf unter 5 Euro, was etwa dem Niveau von Mitte 2012 entspricht. Nicht einmal mehr 50 Mio. Euro bringt Softing damit auf die Börsenwaagschale – also nur etwas mehr als die Hälfte des 2019er-Umsatz von 91,07 Mio. Euro. Bezogen auf das Eigenkapital wird der Spezialwert gar mit einem Abschlag von rund 30 Prozent gehandelt. Und selbst unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverbindlichkeiten wird Softing mit deutlich weniger als dem Fünffachen des zuletzt berichteten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 12,12 Mio. Euro bewertet.
Viel niedriger geht eigentlich nicht für ein schließlich immer noch profitables Unternehmen, selbst wenn die aktivierten Eigenleistungen bei Softing eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielen. Zur Einordnung: Bezogen auf das um solche Sonderfaktoren bereinigte operative 2019er-EBIT von 4,08 Mio. Euro kommt der Spezialwert auf ein Multiple von knapp 13. Doch mit der Reiterei auf Bewertungskennzahlen für 2019 kommt man der Softing-Aktie momentan kaum bei. Das dominante Thema, auch für die in Haar bei München ansässige Gesellschaft, sind die zurzeit kaum abschätzbaren konjunkturellen Folgen der Corona-Krise. Daraus macht auch CEO Wolfgang Trier keinen Hehl: „Eine quantitative Jahresprognose ist derzeit schlicht unmöglich.“ Entsprechend will Trier erst im Jahresverlauf – sobald sich der Schleier lichtet – die Vorschau für 2020 konkretisieren.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Beinahe zupass kommt ihm dabei, dass Softing den maßgeblichen Teil des Geschäfts ohnehin erst in der zweiten Jahreshälfte – insbesondere im Schlussquartal – abwickelt. Corona ausgeklammert, sah die ursprüngliche Vorschau für 2020 einen Erlösanstieg auf knapp 100 Mio. Euro sowie eine EBIT von mehr als 5 Mio. Euro vor. „Darin war berücksichtigt, dass der weitere Ausbau der GlobalmatiX in Europa und Nordamerika trotz Umsatzerwartungen von mehreren Mio. EUR das Ergebnis 2020 noch belasten könnte“, sagt Trier. Rechnung trägt dem Unternehmen der momentanen Unsicherheit zudem durch eine auf das Mindestmaß von 0,04 Euro je Aktie gekürzte Ausschüttung für 2019, obwohl ursprünglich sogar eine Anhebung der Dividende geplant war. „Der verminderte Dividendenvorschlag dient in Zeiten der Coronakrise zur Schonung der Liquidität, da derzeit nicht absehbar ist, wie lange die Krise anhält“, sagt Trier. Immerhin: Im Vorwort zum jetzt vorgelegten Geschäftsbericht betont der Manager noch einmal, dass der „trotz aller Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft“ blickt. Dazu passt, dass das Vorstandsteam von Softing zuletzt den eigenen Aktienbestand weiter aufgestockt hat.
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