Pünktlich zur Präsenz-Hauptversammlung (HV) am 4. Mai 2023 in den Räumen der Münchner Börse hat Softing nicht nur den Quartalsbericht vorgelegt, sondern – wie bereits Mitte April (HIER) avisiert – auch gleich die aktualisierte Prognose für das Gesamtjahr geliefert. Schließlich hatte das in den Bereichen Automatisierung und Messtechnik tätige Unternehmen einen unerwartet rasanten Jahresstart hingelegt, so dass der ursprüngliche Ausblick für 2023 nicht mehr so recht im Einklang mit den Vorabzahlen für das Auftaktviertel stand. „Wir hatten nie Zweifel, dass wir unseren Auftragsbestand in Umsatz wandeln würden, dennoch hat die Geschwindigkeit dieser Entwicklung im ersten Quartal auch uns positiv überrascht“, räumt selbst CEO Wolfgang Trier ein. So kletterte der Umsatz in den ersten drei Monaten um deutliche 38,2 Prozent auf 28,53 Mio. Euro.
Das um aktivierte Entwicklungsleistungen und deren Abschreibungen sowie Auswirkungen aus der Kaufpreisverteilung im Zuge von Übernahmen bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives EBIT) drehte von minus 0,80 auf plus 2,50 Mio. Euro. Damit hätte Softing bereits nach Q1 mehr als 80 Prozent des ursprünglichen Jahresziels eingefahren. Angesichts der vielen gerissenen Prognosen in den vergangenen Jahren, wollte sich das Vorstandsteam von Softing aber nicht zu einem Schnellschuss in Sachen Neuformulierung des Ausblicks verleiten lassen und hat bis zur jetzt erfolgten Veröffentlichung des Q1-Reports gewartet. Demnach rechnet die Gesellschaft aus Haar in der Nähe von München für 2023 zwar weiterhin mit Erlösen zwischen 110 und 115 Mio. Euro. Bezogen auf das operative EBIT legt Softing in einem ersten Schritt aber 1,5 Mio. Euro drauf und stellt nun eine Größenordnung nördlich von 4,5 Mio. Euro in Aussicht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Das wäre der höchste Wert seit 2016, damals kam Softing auf ein operatives EBIT von 6,7 Mio. Euro, während sich der Aktienkurs in einer Bandbreite zwischen 10 und 15 Euro bewegte – also weit oberhalb der aktuellen Notiz. Dabei bedeuten die aktuellen Kurse von mehr als 7 Euro bereits eine ansehnliche Performance – zumindest verglichen mit dem Stand vom November 2022, als die Softing-Aktie zeitweilig für Kurse um 5 Euro gehandelt wurde. Mit Blick auf die bereits eingefahrenen 2,50 Mio. Euro operatives EBIT wirkt die neue Vorschau zwar immer noch nicht super sportlich, doch das wirtschaftliche und politische Umfeld bleibt eben sehr fragil. Entsprechend will Wolfgang Trier die Messlatte auch nicht sofort zu hoch legen und fährt weiter auf Sicht. „Eine weitere Aktualisierung der Prognose streben wir zum Halbjahresbericht an“, heißt es daher im Zwischenabschluss.
Interessant aus Anlegersicht ist darüber hinaus eine ganz andere Thematik aus der HV-Einladung, die sich auf den ersten Blick wenig sexy liest, aber den Aktienkurs aber durchaus weiter nach oben befördern könnte: Um mehr finanzielle Flexibilität – insbesondere für die Ausschüttung von Dividenden – zu bekommen, will Softing etwas mehr als die Hälfte der auf AG-Ebene ausgewiesenen gebundenen Kapitalrücklagen von zuletzt 35,05 Mio. Euro in freie Rücklagen überführen. Technisch passiert der dazu notwendige mehrstufige Prozess zunächst über eine Umbuchung von 18.210.762 Euro aus der Kapitalrücklage in das dann 27.316.143 Euro ausmachende Grundkapital.
Wichtig: Es handelt sich bei diesem Schritt nicht um einen Aktiensplit oder die Ausgabe von Berichtigungsaktien. Die Aktienzahl bleibt unverändert, lediglich der rechnerische Nennwert pro Anteilschein steigt von 1 Euro auf 3 Euro. Ohnehin handelt es sich nur um eine Momentaufnahme, denn das erhöhte Grundkapital wird sofort wieder um die 18.210.762 Euro herabgesetzt, so dass formal der Ausgangszustand hergestellt ist. Allerdings wandern die 18,21 Mio. Euro in eine offenere Schublade der Kapitalrücklage. Damit könnte die Aktie nach vielen Jahren mit eher niedriger Ausschüttung, perspektivisch auch unter dem Aspekt Dividendenrendite deutlich an Attraktivität gewinnen.
Foto: Clipdealer
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