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Softing: Schlussspurt mit Kratzern in der Bilanz

Die gute Nachricht zuerst: Die von CEO Wolfgang Trier erhoffte Aufholjagd zum Jahresende hat Softing ist tatsächlich so gekommen und hat dem Unternehmen deutlich höher als gedachte Ergebnisse beschert. So erreichte das um Sonderfaktoren aus Übernahmen sowie aktivierten Entwicklungsleistungen bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives EBIT) 2020 rund 1,6 Mio. Euro. Das ist zwar signifikant weniger als der vergleichbare Vorjahreswert von 4,1 Mio. Euro. Angesichts der mitunter heftigen Einschläge durch Corona lagen die Erwartungen aber merklich tiefer. Immerhin bewegte sich das operative EBIT nach neun Monaten 2020 noch auf der Nulllinie. Avisiert hatte Vorstand Trier für das Gesamtjahr daher ein operatives EBIT zwischen 0 und 0,5 Mio. Euro. Als vergleichsweise stabiler Anker hat sich einmal das Industriegeschäft erwiesen. Regional legten Nordamerika und Asien zum Schluss erfreulich zu. Aber auch der eher kurzzyklische Bereich IT Networks (ITN) hat spürbar an Dynamik gewonnen. Die Erlöse auf Konzernebene bewegen sich mit 78 Mio. Euro derweil im Rahmen der zuletzt in Aussicht gestellt knapp 80 Mio. Euro. „Kostendisziplin und der Aufbau neuer Wege zu unseren Kunden haben uns Cash-positiv durch das Krisenjahr 2020 geführt“, sagt Trier.

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Soweit hat sich die Hoffnung der Investoren auf ein doch noch einigermaßen versöhnliches 2020 also erfüllt – auch abzulesen im Chart des Spezialisten für Automatisierungslösungen und Messtechnikgeräten. Unterm Strich wird Softing für 2020 aber dennoch einen deutlichen Fehlbetrag ausweisen. Und da beginnt der unerfreuliche Teil der Nachricht: Innerhalb des Automotive-Bereichs wird die Gesellschaft nämliche eine Sonderabschreibung auf den in der Bilanz ausgewiesenen Firmenwert vornehmen, der das Ergebnis mit 3,5 Mio. Euro belasten wird. „Bei der Überprüfung aktivierter Vermögenswerte zeichnet sich für ein Produkt im Segment Automotive Electronics ein Korrekturbedarf ab. Das in Prüfständen von Verbrennungsmotoren eingesetzte Produkt wird seine Planerwartungen aufgrund veränderter Antriebspolitik der Fahrzeughersteller nicht erreichen“, heißt es offiziell.

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Auf das delikate Goodwill-Thema hatte boersengefluester.de bereits im August 2020 (HIER) hingewiesen und den Punkt auch bei unserem Vorstands-Interview im November (HIER) adressiert. Immerhin: Wer die Aussagen von Finanzvorstand Ernst Homolka damals aufmerksam gelesen hat, wird von der Firmenwertkorrektur nicht ganz auf dem falschen Fuß erwischt. Zur Einordnung: Per Ende des dritten Quartals summierte sich der Geschäfts- und Firmenwert in der Konzernbilanz auf knapp 18 Mio. Euro – bei einem Eigenkapital von 66 Mio. Euro und einer Bilanzsumme von 111 Mio. Euro. Die jetzt vorgenommenen Einschnitte halten sich also in Grenzen, so ungemütlich sie auch sind. Nun: Dividenden waren für 2020 ohnehin kein Thema und auch sonst bewegt sich der Aktienkurs derart deutlich unter Buchwert; da ist die jetzige Sonderabschreibung quasi nur noch die Bestätigung für die sowie skeptischeren Erwartungen einer Reihe von Börsianer.

Immerhin liegen die Karten nun auf dem Tisch. Und das ist ja auch schon mal was wert, selbst wenn man die jetzige Meldung natürlich auch in die Kategorie “Gewinnwarnung” einsortieren kann. Dennoch bleiben wir dabei: Für die Softing-Aktie stehen die weiteren Kurs-Chancen gar nicht mal so schlecht. Entsprechend positiv wertet auch CEO Wolfgang Trier die Auslangslage: „Softing hat das Corona-Jahr 2020 gut überstanden und startet mit Fokus auf Wachstumsthemen durch.”

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Foto: Chris Kaeppeli auf Unsplash

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.