Ungewöhnlich scharf kritisierte Softing-Vorstandschef und Großaktionär Wolfgang Trier im jüngsten Zwischenbericht die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland. Insbesondere mit den Linken („SED-Nachfolger“), der SPD („längst überholter Klassenkampf“) und den Grünen („Bevormundung der Bürger wie ehemals in der DDR-Diktatur“) rechnet Trier ab. Aber auch die CDU („bekennt sich zu selten zur Wirtschaft“) bekommt ihr Fett weg.
Um die Wachstumsstory Softing auch künftig intakt zu halten, hat der Spezialist für Automatisierungs- und Messtechnik weitere Übernahmen angekündigt. „Wir sprechen derzeit mit drei Unternehmen“, ließ Trier jetzt auf einer Investorenkonferenz durchblicken. Eins davon kommt auf einen hohen einstelligen Millionen-Umsatz-Betrag, das zweite potenzielle Ziel weist rund 15 Mio. Euro Umsatz aus. Kandidat Nummer Drei bringt es gar auf 40 Mio. Euro Umsatz. Die beiden ersten Unternehmen könnte Softing aus Eigenmitteln finanzieren. Für den 40-Mio.-Euro-Brocken wäre hingegen eine Fremdkapitalaufnahme erforderlich. „Vielleicht sind sogar zwei Targets möglich“, sagt Trier. Für den Fall einer Kapitalerhöhung soll sich aber ein maximaler Verwässerungseffekt von 15 Prozent ergeben. Zur Einordnung: Die liquiden Mittel betragen per Ende Juni 2013 gut 13 Mio. Euro. Beinahe unnötig zu erwähnen ist, dass Trier bei der Auswahl seiner Akquisitionen penibel genau auf deren Renditekraft achtet.
Softing hatte zuletzt das 2013er-Umsatzziel auf „mehr als 55 Mio. Euro“ gehievt. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll „6 Mio. Euro oder darüber“ betragen. Dem steht eine Marktkapitalisierung von gegenwärtig 70 Mio. Euro entgegen – zu hoch ist die Softing-Aktie damit noch nicht bewertet. Eine interessante Position scheint sich die Gesellschaft aus Haar bei München zudem im Bereich der Datenerfassung bei der Öl- und Gasförderung erobert zu haben. Der amerikanische Öl-Servicegigant Baker-Hughes setzt bereits auf die Technik von Softing – andere Kunden dürften folgen. Trier rechnet mit einem Geschäftspotenzial von demnächst 10 Mio. Euro pro Jahr: „Hier haben wir einen Wachstumsbereich, der bei uns noch gar nicht eingepreist ist.“
In den vergangenen drei Jahren ist der Kurs der Softing-Aktie nun von 2,20 auf knapp 11 Euro gestiegen. Nur wenige Small Caps bringen es auf eine ähnlich gute Performance. Die Analysten von Warburg Research sehen derzeit ein Potenzial bis 13 Euro und empfehlen den Titel weiter zum Kauf. Auch boersengefluester.de rät weiter zum Einstieg. Softing hat zuletzt immer wieder positiv überrascht. Und mit der Offshore-Datenerfassung für Baker Hughes hat das Unternehmen offenbar einen echten Joker im Ärmel. Einziger Unsicherheitsfaktor bleibt die mögliche Kapitalerhöhung. Der langfristigen Erfolgsstory sollte aber auch eine solche Maßnahme nichts anhaben können. Und selbst wer sich nicht für die Aktie entscheiden mag – lesenswert sind die Finanzberichte von Softing allemal. Vor einem Jahr redet Trier Klartext in Bezug auf Griechenland: „Trotz aller Risiken sind wir überzeugt davon, dass Griechenland endlich den Euro-Raum verlassen muss. Ein völlig deindustrialisiertes Land, in dem das größte privatwirtschaftliche Unternehmen eine Coca Cola-Abfüllanlage ist, kann nicht in einer Währung mit Deutschland stehen.“ Solche pointierte Formulierungen findet man wohl sonst in kaum einem anderen Zwischenbericht.