Den eigenen Aktienkurs mag Softing-CEO Wolfgang Trier am liebsten gar nicht mehr kommentieren. Was gibt s auch groß dazu zu sagen? Die Situation ist bitter genug. Zwar gibt es immer wieder Phasen, in denen es zackig nach oben geht. Der übergeordnete Trend seit Mitte 2014 zeigt jedoch Richtung Süden. In dieser Zeit ist die Marktkapitalisierung des Spezialisten für Automatisierungslösungen von 125 auf jetzt knapp 46 Mio. Euro gesunken. Über die Ursachen war regelmäßig auf boerengefluester.de zu lesen. Letztlich ist es eine Mixtur aus enttäuschenden Ergebniszahlen und einer damals recht ambitionierten Bewertung. Immerhin wurde die Softing-Aktie vor sechs Jahren mit mehr als dem Fünffachen des Buchwerts gehandelt. Und jeder Euro Umsatz, den das Unternehmen aus Haar bei München erzielt, war der Börse fast 2,40 Euro wert. Aktuell gibt es den Spezialwert mit einem Discount von 30 Prozent auf das Eigenkapital. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis – bezogen auf die für 2020 zu erwartenden Erlöse von rund 80 Mio. Euro – liegt bei weniger als 0,6.
Keine Frage: Die Auswirkungen von Corona zeigen sich bei Softing ganz unmittelbar. Insbesondere das Geschäft mit Kunden aus dem Automotive-Umfeld sowie der Verkauf von Messtechnikgeräten für IT-Verkabelungen knickte im zweiten Quartal mit Erlösrückgängen von bis zu 53 Prozent förmlich ein. Deutlich kommoder fielen dagegen die Minuszeichen im umsatzmäßig größten Bereich, Industrial Automation, aus: Hier gingen die Umsätze „nur“ um knapp 20 Prozent zurück. Große Erwartungen setzt Vorstand Trier zurzeit an ein für Softing komplett neues Feld: Die Vernetzung von großen CNC-Fräsmaschinen mit einer Siemens-Steuerung (Simatic S7), die in vielen Betrieben noch als Insellösung laufen – also fernab von Industrie 4.0. Dem Vernehmen nach sind von dieser Steuerung rund 4 Millionen Stück verbaut worden, wovon noch etwa 70 Prozent produktiv sind. Um die Altbestände den neuen Erfordernissen anzupassen, hat Softing den edgeConnector Siemens entwickelt.
Zurzeit laufen Verhandlungen über einen Großauftrag zur Vernetzung von 3.000 Maschinen. Möglicher Umsatz daraus: Rund 13 Mio. Euro, ein Großteil davon fällig im ersten Quartal 2021. „Wir versuchen hier eine Nische zu besetzen, in der es nicht um Neugeschäft geht. Wenn Softing da 10 bis 15 Prozent von dem Markt abgreifen kann, wäre das ein gutes Geschäft“, sagt Trier auf der von GBC organisierten Zürcher Kapitalmarkt Konferenz ZKK, wo Boersengefluester.de ebenfalls vor Ort war. Anleger sollten also genau aufpassen, wie sich der Nachrichtenfluss hier in den kommenden Monaten entwickeln wird. Ansonsten bestätigt Trier bei seiner Präsentation im Marriott Hotel am Neumuehlequai in Zürich seine Prognosen, wonach für 2020 mit Erlösen von etwas über 80 Mio. Euro sowie einem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives EBIT) zwischen 0,0 und 1,5 Mio. Euro zu rechnen ist. Für das kommende Jahr kalkuliert Trier dann bereits wieder mit einem operativen EBIT von gut 4 Mio. Euro. Das wiederum würde etwa dem Niveau von 2019 entsprechen, aber noch weit unter den Größenordnungen von 2015/16 liegen. Trotzdem: Mit Blick auf den gegenwärtigen Börsenwert wäre solch eine Ergebnisausbeute bereits wieder sehr ordentlich und sollte auch spürbar höhere Aktienkurse rechtfertigen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
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