Endlich wieder einmal ein Zwischenbericht von Softing der Spaß macht – nicht nur wegen der spürbar verbesserten Daten zu Umsatz und Ergebnis. Vielmehr hat CEO Wolfgang Trier auch die ihm eigentümliche Art der Kommentierung der politischen Rahmenbedingungen zurückentdeckt. Abgesehen von einem kurzen Einschub im Halbjahresreport 2018 Richtung „Trump’scher Polterpolitik“ war diesbezüglich seit dem dritten Quartal 2015 nämlich Funkstille, und seine Vorworte drehten sich ausnahmslos um die aktuelle Entwicklung bei Softing. Nun: Die Geschäftszahlen des Anbieters von Steuer- und Messtechnikgeräten waren auch nicht unbedingt dazu angetan, als dass man die Finger woanders in die Wunde legen sollte. So gesehen sind die Seitenhiebe Richtung gendergerechter Sprache, Bürokratenwahnsinn und grüner Kanzlerkandidatin im jetzt vorgelegten Q1-Report wohl ebenfalls ein glasklares Indiz dafür, dass es Softing tatsächlich wieder besser geht – auch wenn die Gesellschaft noch immer deutlich entfernt vom eigenen Renditeanspruch ist. Am Aktienkurs lässt sich das insofern ablesen, als dass sich die Notiz zumindest schon mal bis an den kurzfristigen Widerstand bei rund 6 Euro vorgeschoben hat.
Wie lief das erste Quartal 2021 nun konkret? Bei nahezu unveränderten Erlösen von 20,09 Mio. Euro drehte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 686.000 Euro auf plus 352.000 Euro. Hilfestellung lieferten dabei die spürbar erhöhten sonstigen betrieblichen Erträge von 694.000 Euro in Form staatlicher Hilfen zu einem Entwicklungsprojekt für autonomes Fahren, Sanierungszuschüsse für die österreichische Tochtergesellschaft sowie Versicherungsleistungen aus dem Cybervorfall von Ende Oktober 2020. Das um die Effekte aus aktivierten Entwicklungsleistungen und Kaufpreisverteilungen aus Übernahmen bereinigte operative EBIT kletterte derweil von der Null-Linie auf positive 1,20 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr kam Softing nur auf ein operatives EBIT von 1,6 Mio. Euro.
Keine Angaben macht das in Haar bei München ansässige Unternehmen – im Gegensatz zu früheren Berichten – jedoch, wie sich das Betriebsergebnis auf die einzelnen Segmente Industrial, Automotive und IT Networks verteilt. Nur bezüglich IT Networks ist vor einem Ergebnishub von rund einer halben Million Euro die Rede. Mit Blick auf den Umsatz bleibt Industrial – trotz leichter Einbußen – absolut gesehen der mit Abstand wichtigste Bereich. Auffällig sind derweil die deutlichen Steigerungen von kleiner Flamme aus bei IT Networks. Damit hat sich der Aufschwung der vergangenen Quartale hier fortgesetzt und untermauert die Einschätzung von Wolfgang Trier aus unserem Vorstands-Interview vom vergangenen Oktober (HIER): „Das Geschäft der IT Networks ist vergleichsweise kurzzyklisch.“
Für das Gesamtjahr 2021 bleibt es – ein Abflauen der Corona-Pandemie vorausgesetzt – bei der Ansage, wonach bei steigenden Erlösen mit einem operativen EBIT zwischen 2 und 3 Mio. Euro zu rechnen ist. Unsicherheitsfaktoren gibt es freilich genug, etwa bei der Materialversorgung mit elektronischen Bauteilen und Chips. Bemerkenswert ist auch, dass CEO Wolfgang Trier, wie bereits im Geschäftsbericht 2020, erneut das Thema anorganisches Wachstum anspricht. Diesmal mit dem Hinweis auf die Finanzpower von gut 30 Mio. Euro – bei liquiden Mitteln von knapp 12,60 Mio. Euro zum Ende des ersten Quartals. „Softing sieht sich um und prüft, was strategisch und operativ gut zum Bestandsgeschäft passt“, sagt Trier.
Per saldo verfügt der Spezialwert damit gleich über einige Ergebnistreiber, zumal die Bewertung weiter sehr niedrig ist. So wird die Aktie etwa mit einem Abschlag von 16,5 Prozent auf den Buchwert gehandelt. Für dividendenorientierte Investoren bleibt dagegen Schonkost angesagt, auch zur Hauptversammlung am 5. Mai 2021 steht erneut nur eine Mindestdividende von 0,04 Euro je Aktie auf der Agenda. Trotzdem: Sollte Softing auch in den kommenden drei Quartalen liefern, müsste die Notiz normalerweise sehr viel höher stehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
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