Ist ja durchaus ansehnlich, was die Softing-Aktie im laufenden Jahr bislang an Performance zu bieten hat. Angesichts der zuletzt so positiven Meldungen zur aktuellen Ertragslage sowie dem nun erneut heraufgesetzten Ausblick für das Gesamtjahr 2023 hätte boersengefluester.de trotzdem auf eine dynamischere Bewegung nach oben gesetzt. Immerhin sieht es derzeit leider so aus, als wenn sich die Notiz des Anbieters von Automatisierungslösungen und Messtechnikprodukten an der Marke von gut 7 Euro die Zähne ausbeißt. Da passt es ins Bild, dass das von Warburg Research nach Vorlage des Halbjahresberichts nur geringfügig auf 8,40 Euro heraufgesetzte Kursziel ebenfalls nicht zu einer kompletten Neubewertung der Softing-Aktie an der Börse anstiftet. Wo liegen also die operativen Risiken und was unterschätzt der Kapitalmarkt auf der anderen Seite womöglich?
Ein Malus aus Investorensicht dürfte sein, dass der Auftragsbestand mit 61,5 Mio. Euro zum Halbjahr zwar grundsätzlich noch immer ein stattliches Niveau erreicht, die Ordereingänge im zweiten Quartal 2023 mit 19,4 Mio. Euro aber bereits signifikant unter dem entsprechendem Vorjahreswert von 55,9 Mio. Euro liegen. Nun: Diesbezüglich ist wohl eher die Basis von Q2 2022 der Ausreißer. „Die aufgrund unbestimmter Lieferzeiten von unseren Kunden beinahe panikartig ausgelöste Flut von Auftragseingängen im letzten Jahr normalisiert sich“, bleibt CEO Wolfgang Trier ganz cool. Auffällig ist zudem, dass die bereinigte EBIT-Marge im zweiten Quartal 2023 auf Konzernebene mit 4,73 Prozent deutlich hinter die 8,77 Prozent von Q1 2023 zurückgefallen ist. Eine Erklärung dafür dürfte sein, dass bei der Abarbeitung des hohen Auftragsbestands besonders attraktive Produkte Vorrang hatten. Zum Halbjahr liegt Softing damit bei einer operativen EBIT-Rendite von 6,7 Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Für das Gesamtjahr rechnet Wolfgang Trier bei Erlösen zwischen 110 und 115 Mio. Euro mit einem operativen EBIT von mindestens 5,5 Mio. Euro, was auf eine entsprechende Marge von vermutlich knapp unter 5 Prozent hinauslaufen sollte. Mit anderen Worten: Das zweite Halbjahr wird insgesamt etwas renditeschwächer. Nicht wirklich optimal ist zudem, dass momentan nur das – wenn auch mit Abstand größte – Segment Industrial ein positives Segment-EBIT abwirft. Automotive ist knapp an der Gewinnschwelle, im Segment IT Networks hat sich das Betriebsergebnis sogar deutlich verschlechtert. Hier sorgten unter anderem Probleme bei der Herstellung von zwei neuen Produktlinien für Probleme. Innerhalb des Automotive-Bereichs wiederum bleibt zudem die von uns häufig als Hoffnungsträger bezeichnete GlobalmatiX hinter ihren Möglichkeiten zurück, wobei der Begriff Hoffnungsträger gut fünf Jahre nach der Akquisition nicht mehr wirklich passt. Softing selbst spricht von einer „schleppenden Performance“ bei der Telematiktochter.
Summa summarum ist also längst nicht alles im grünen Bereich bei dem Unternehmen aus Haar, selbst wenn die Halbjahreszahlen an sich wesentlich besser sind, als man es zum Jahresstart vermuten konnte. Entsprechend sind unter anderem die bisherigen Bremser GlobalmatiX und IT Networks – hier sind die Probleme zum Teil bereits gelöst – mit die Hoffnungsträger für das zweite Halbjahr. Unterschätzt wird nach Auffassung von boersengefluester.de zudem der Dividendenaspekt, zumal CEO Wolfgang Trier betont: „Wir bestätigen wir unsere Zusage, die geschaffenen Spielräume für eine deutliche Anhebung der Dividende einsetzen zu wollen.“ So geht Warburg Research bis 2025 weiterhin nur von einer konstanten Dividende je Aktie von 0,10 Euro aus – so wie es sie bereits nach den Hauptversammlungen jeweils im Mai 2022 und auch 2023 gab.
Nun wird die Softing-Aktie sicher kein klassischer Dividenden-Hit, doch eine Rendite zwischen 2,5 und 3,0 Prozent bezogen auf den aktuellen Kurs dürfen Anleger für unseren Geschmack schon erwarten (zu den Hintergründen siehe auch unseren Beitrag HIER). Hinzu kommt, dass der Titel gerade einmal zum Buchwert gehandelt wird. Auf signifikanten Kursspielraum deutet jedoch insbesondere die Bewertung zu gerade einmal dem gut Fünffachen des von uns 2023 erwarteten EBITDA – und da sind die Netto-Finanzverbindlichkeiten von etwas mehr als 4,5 Mio. Euro bereits inkludiert.
Foto: Unsplash+
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