Die Bonusmeldung in Form eines Großauftrags über 12 Mio. Euro für die Automotive-Sparte von Softing gab es bereits vorab. Nun hat der Hard- und Software-Anbieter rund um die Bereiche Automatisierung und Messtechnik seinen Geschäftsbericht für 2021 vorgelegt – mit insgesamt ermutigenden Zahlen, auch wenn unterm Strich noch ein kleiner Verlust von 68.000 Euro steht. Das im Wesentlichen um aktivierte Entwicklungsleistungen sowie Abschreibungen im Rahmen von Übernahmen adjustierte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (operatives EBIT) liegt mit 3,0 Mio. Euro sogar am oberen Ende der zuletzt avisierten Bandbreite von 2,0 bis 3,0 Mio. Euro. Trotzdem: Bezogen auf den Umsatz von 84,69 Mio. Euro ergibt sich hieraus eine Marge von gerade einmal 3,5 Prozent. „Das ist absolut gesehen immer noch deutlich von dem entfernt, was wir für uns als mittelfristiges Ziel definiert haben. Es zeigt aber den Weg auf. Noch klarer wird dies, wenn man den Auftragseingang betrachtet“, sagt CEO Wolfgang Trier.
Mit 104,8 Mio. Euro zum Jahresende 2021 bewegt sich diese Größe nämlich auf dem höchsten Stand in der Firmengeschichte. Mit Blick auf die Ergebnisbeiträge der einzelnen Geschäftsbereiche zeigt das Automotive-Segment bei kräftig steigenden Erlösen eine deutliche Verbesserung des EBIT von minus 7,2 auf minus 2,6 Mio. Euro. Inkludiert in diesen Zahlen ist die Telematiktochter GlobalmatiX, die zuletzt einige schöne Aufträge an Land gezogen hat und wo sich die Aufbauleistungen zunehmend auszahlen. Trotzdem sind die für 2021 erzielten GlobalmatiX-Umsätze von rund 1 Mio. Euro bei weitem noch nicht das Gelbe vom Ei. Immerhin sagt CEO Wolfgang Trier: „Diesen Betrag werden wir im laufenden Jahr bereits im ersten Quartal verbuchen.“ Wichtigster und stabiler Gewinnlieferant bleibt momentan das Industrial-Segment mit einem EBIT von 4,2 Mio. Euro. Die im Segment IT Networks zusammengefassten Diagnosegeräte für die Prüfung der Leistungsfähigkeit von Netzwerken fielen mit 0,8 Mio. Euro noch etwas tiefer in die Verlustzone, spielen aus Konzernsicht aber eher eine untergeordnete Rolle.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 78,71 | 83,89 | 91,07 | 77,60 | 84,69 | 98,31 | 112,60 | |
EBITDA1,2 | 6,84 | 9,02 | 12,12 | 7,76 | 9,07 | 9,73 | 13,92 | |
EBITDA-Marge3 | 8,69 | 10,75 | 13,31 | 10,00 | 10,71 | 9,90 | 12,36 | |
EBIT1,4 | 2,35 | 4,08 | 4,30 | -3,93 | -0,48 | 0,76 | -2,72 | |
EBIT-Marge5 | 2,99 | 4,86 | 4,72 | -5,06 | -0,57 | 0,77 | -2,42 | |
Jahresüberschuss1 | 0,73 | 3,33 | 2,93 | -4,58 | -0,07 | -1,18 | -5,71 | |
Netto-Marge6 | 0,93 | 3,97 | 3,22 | -5,90 | -0,08 | -1,20 | -5,07 | |
Cashflow1,7 | 3,56 | 9,43 | 10,37 | 4,91 | 11,05 | 3,82 | 9,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,10 | 0,38 | 0,31 | -0,50 | 0,01 | -0,13 | -0,63 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,04 | 0,04 | 0,10 | 0,10 | 0,13 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Weiterer Wermutstropfen: Das „normale“ Konzern-EBIT liegt mit minus 0,48 Mio. Euro nochmals unter den Erwartungen. Hier hatte boersengefluester.de bereits mit leicht schwarzen Zahlen gerechnet. Da sich per saldo aber vieles in die richtige Richtung entwickelt, schlägt Softing zur Hauptversammlung am 6. Mai 2022 eine deutliche Erhöhung der Dividende auf 0,10 Euro je Aktie vor, was für den Titel eine Rendite von immerhin knapp 1,7 Prozent bedeutet. Nun: Ein klassischer Dividendenwert ist das in Haar bei München beheimatete Unternehmen ohnehin nicht. Vielmehr spielen Investoren bei Softing eine Mischung aus Turnaround, Wachstum und allgemein günstiger Bewertung der Aktie.
Für das laufende Jahr stellt Vorstand Trier Umsätze von mehr als 90 Mio. Euro sowie eine weitere Verbesserung des operativen EBIT auf über 4 Mio. Euro in Aussicht. Auch das ist freilich weit weg von den eigenen Renditeansprüchen, doch Trier betont: „Softing legt derzeit noch einen klaren Schwerpunkt auf das Wachstum unter Inkaufnahme eines schwächeren Ergebnisses.“ Ohnehin sind Prognosen in der derzeitigen Gemengelage aus massiven Preissteigerungen, gestörten Lieferketten sowie dem Krieg in der Ukraine nicht wirklich belastbar. Als „untere Auffanglinie“ nennt Trier aber für 2022 ein operatives EBIT auf dem Niveau von 2021. Interessant aus Anlegersicht bleibt ein Blick auf den Buchwert, denn der Aktienkurs notiert um 15 Prozent unter dem Eigenkapital je Aktie von gut 6,80 Euro.
Zudem wird das im Börsensegment Prime Standard gelistete Unternehmen am Kapitalmarkt – auf schuldenfreier Basis – mit deutlich weniger als dem Siebenfachen des EBITDA für 2021 bewertet. Da gibt es normalerweise nichts zu meckern. Was fehlt, sind einfach ein paar durchweg gute Quartale in Folge, damit das Vertrauen der Investoren wieder in den Spezialwert wieder zurückkehrt. Aber das schreibt sich natürlich deutlich einfacher, als es umsetzen ist – gerade in der heutigen Zeit. Noch ein Tipp in eigener Sache: Sämtliche Geschäftsberichte von Softing seit 2007 können Sie auf unserem neuen Portal geschaeftsberichte-download.de (HIER) gratis abrufen.
Foto: Clipdealer