[sws_red_box box_size=”585″]An dieser Stelle kommentieren wir aktuelle Meldungen über in Deutschland gelistete chinesische Aktien oder weisen auf interessante Kursentwicklungen hin. Die Auswahl erfolgt rein subjektiv und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.[/sws_red_box]
Deutlich besser als von boersengefluester.de erwartet, hat Snowbird das vergangene Jahr abgeschlossen. Damit ist der Daunenhersteller, der erst Ende September 2014 an die Frankfurter Börse gekommen ist, das einzige im Prime Standard gelistete chinesische Unternehmen, das die eigenen Prognosen und die Erwartungen der Anleger erfüllt hat. Doch Grund zum Jubeln gibt es nicht. Das liegt nicht an Snowbird, sondern an den 15 anderen Red Stocks. Zehn von ihnen haben den Jahresabschluss 2014 nicht fristgerecht (31. April 2015) vorgelegt.
Nachdem Zollkontrollen der chinesischen Regierung bei Daunen- und Federnprodukten im dritten Quartal 2014 den Exportumsatz belastet hatten, hat das Unternehmen im Schlussviertel wieder mächtig Gas gegeben. Im ganzen Geschäftsjahr 2014 legten die Umsatzerlöse um 40 Prozent auf 191,5 Mio. Euro zu. Unterm Strich blieb ein Gewinn von knapp 40 Mio. Euro, ein Plus zum Vorjahr von satten 40 Prozent. Wie beim Börsengang versprochen, gibt es auch eine Dividende. 0,25 Euro je Anteilschein will Snowbird an die neuen Aktionäre ausschütten. Die Pre-IPO-Investoren verzichten auf ihren Anteil, weil das Unternehmen die 7,5 Mio. Euro für die Expansion benötigt. Nachdem die neuen Produktionsanlagen für die Daunen und die neue Näherei fristgerecht fertiggestellt sind und ihre Arbeit aufgenommen haben, erwartet das Management in den kommenden Jahren weiter steigende Umsätze und Gewinne.
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Ein Kauf ist die Snowbird-Aktie – trotz eines erwarteten KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von gut zwei und einer Dividendenrendite von mehr als sechs Prozent – nicht. So hat die Notiz auf die guten Jahresergebnisse 2014 denn auch kaum reagiert. Wie Mehltau liegen die undurchsichtigen Machenschaften bei den China-Unternehmen auf den Aktienkursen. Nachdem selbst beim Vorzeigeunternehmen Joyou die Zahlen gefälscht wurden und ein Teil des Geldes verschwunden ist, wollen wir keinem Investor mehr China-Aktien empfehlen.
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Die Bilanz ist niederschmetternd. Von den 16 im Prime Standard notierten Red Stocks haben lediglich sechs fristgerecht den Jahresabschluss 2014 veröffentlicht. Snowbird ist das einzige Unternehmen, das auch die Erwartungen der Investoren erfüllt hat – noch (!), ist der leidgeprüfte China-Investor geneigt zu sagen. Firstextile und Haikui Seafood haben nur mit Ach und Krach die Guidance erreicht. (Die neueste Analyse der BankM zu Haikui finden Sie HIER.) ZhongDe Waste Technology und Vtion Wireless Technology bricht das Geschäft weg – Besserung ist nicht in Sicht. Der Joyou-Abschluss ist nach Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten nicht das Papier wert, auf dem er gedruckt ist.
Asian Bamboo, United Power und Powerland haben zwar ihre vorläufigen Jahreszahlen bekanntgegeben, doch ein testierter Bericht lag bis zum 30. April nicht vor. Der United Power-Abschluss wurde kommentarlos am 6. Mai veröffentlicht. Eine stichhaltige Begründung gibt es bei keinem der drei Unternehmen. Asian Bamboo geht voll auf Tauchstation – kein Wunder, haben doch zwei Kreditgeber Insolvenzantrag gestellt. Antworten auf drängende Fragen zu bekommen, ist bei den Plantagenbesitzern eine langwierige Prozedur. Bei United Power und Powerland bemühen sich die Agenturen nach Kräften, doch sie können auch nur das weitergeben, was sie selbst wissen. Ultrasonic und Youbisheng haben inzwischen Insolvenz angemeldet. Da ist nicht mehr viel zu erwarten. Fast Casualwear und MingLe Sports haben sich sang- und klanglos verabschiedet. Es gibt nicht einmal mehr eine Internetseite. China Specialty Glass hat noch nicht einmal den 2013er-Abschluss veröffentlicht – geschweige denn irgendetwas zu 2014 gesagt oder geschrieben, doch die Presse-Agentur Kirchhoff hat noch immer ein Mandat und scheint auch noch bezahlt zu werden. Das weiß man von Tintbright und VanCamel nicht. Gerüchten zufolge zahlen sie ihre Dienstleister nicht. Die Internetseiten sind zwar noch online doch Antworten auf Fragen über das Kontaktformular gibt es aber nicht. Die emissionsbegleitende BankM hat ihren Support eingestellt, weil das Unternehmen sich deren Compliance-Vorschriften nicht unterwerfen wollte.
Selbstverständlich wollen wir kein Unternehmen in Sippenhaft nehmen, doch zwei Hände voll faule Unternehmen unter 16 ist eine miserable Quote. Unter Chance-Risikoabwägungen sollten vorsichtige Investoren das ganze Segment der China-Aktien meiden.
[sws_yellow_box box_size=”585″]Umfassende und regelmäßige Informationen zu allen Aktien von chinesischen Unternehmen aus dem Prime Standard sowie eine exklusive Scoring-Tabelle finden Sie auf unserem Portal „Chinageflüster“. Einfach HIER anklicken[/sws_yellow_box]
Bild: Karl-Heinz Geiger