Bemerkenswert, was sich bei SMT Scharf unter Führung des chinesischen Großaktionärs Yankuang Energy Group zurzeit alles tut: Angefangen hatte alles im März 2024 damit, dass der Energiekonzern Yankuang sein knapp 52,7 Prozent umfassendes Aktienpaket zu 11,10 Euro pro Anteilschein vom langjährigen Großaktionär Shareholder Value Beteiligungen AG mit einem stattlichen Aufschlag von rund 100 Prozent auf den damaligen Börsenkurs gekauft. Was folgte, war aber nicht etwa ein Börsenrückzug des Anbieters von Beförderungssystemen für den Einsatz im Bergbau, sondern ein Uplisting vom Münchner Freiverkehrssegment m:access zurück in den streng regulierten Prime Standard der Börse Frankfurt.
Dabei überlässt Yankuang nichts dem Zufall und hat sogar das vorherige Börsenkürzel S4AA in S188 umändern lassen. Hintergrund: Die 8 ist in China eine wichtige Glückszahl. Für Nummernschilder und Telefonnummern mit möglichst vielen Achten werden teils absurde Summen auf den Tisch gelegt. Da dürfte die Kürzel-Änderung für Yankuang bei der Börse vergleichsweise günstig gewesen sein. Zudem haben die Chinesen aus der Provinz Shandong mit Jun Liu einen neuen CEO bei SMT Scharf positioniert und gleichzeitig den Einfluss im Aufsichtsrat gesichert. Nun die nächste Überraschung in Form einer kräftigen Anhebung der Prognose für 2024: So rechnet der Vorstand nun mit Erlösen in einer Bandbreite von 87 bis 97 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 2,8 und 4,6 Mio. Euro. Die bisherige Vorschau für das laufende Jahr sah Umsätze von 74 bis 79 Mio. Euro und ein EBIT zwischen 1,5 und 2,5 Mio. Euro vor.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 52,13 | 70,80 | 75,40 | 50,18 | 85,87 | 93,71 | 73,17 | |
EBITDA1,2 | 5,85 | 6,98 | 9,67 | -1,45 | 13,89 | 17,02 | 7,20 | |
EBITDA-Marge3 | 11,22 | 9,86 | 12,82 | -2,89 | 16,18 | 18,16 | 9,84 | |
EBIT1,4 | 4,55 | 5,30 | 6,82 | -8,13 | 11,24 | 14,32 | 3,95 | |
EBIT-Marge5 | 8,73 | 7,49 | 9,05 | -16,20 | 13,09 | 15,28 | 5,40 | |
Jahresüberschuss1 | 3,98 | 4,63 | 5,74 | -8,05 | 12,58 | 14,80 | 5,23 | |
Netto-Marge6 | 7,63 | 6,54 | 7,61 | -16,04 | 14,65 | 15,79 | 7,15 | |
Cashflow1,7 | 0,96 | -3,09 | 2,99 | 2,79 | -5,50 | 5,68 | 3,88 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,94 | 1,01 | 1,20 | -1,79 | 2,45 | 2,73 | 0,89 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Im besten Fall wird das Betriebsergebnis für 2024 also um mehr als 2 Mio. Euro höher sein als gedacht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte wohl kaum jemand aus der Investorenszene den Hintergrund der Neueinschätzung auf dem Schirm, weil er dem Grunde nach schon eine halbe Ewigkeit zurückliegt. So hatte SMT Scharf im Januar 2010 mit der chinesischen Shandong Liye das 50-Prozent-Gemeinschaftsunternehmen Shandong Xinsha Monorail gegründet, was bislang nur anteilsmäßig in die Konzernbilanz von SMT Scharf eingeflossen ist. Im Jahr 2023 schied Shandong Liye dann jedoch aus dem Gesellschafterkreis aus und die Xinwen Mining Group wurde der neue 50-Prozent-Anteilseigner von Shandong Xinsha Monorail. Wie in China üblich, hängen alle Gesellschaften eng zusammen und kooperieren bei vielen Projekten. Tatsächlich ist es nun so, dass das Joint Venture Shandong Xinsha Monorail aufgrund der gesellschaftlichen Änderungen zum 1. November 2024 erstmalig im Zahlenwerk von SMT Scharf voll konsolidiert wird.
Dabei rechnet SMT Scharf für das Gemeinschaftsunternehmen mit Erlösen zwischen 13 und 18 Mio. Euro sowie einem EBIT in einer Bandbreite von 1,3 bis 2,1 Mio. Euro – was exakt der Lücke zwischen alter und neuer Konzernprognose für SMT Scharf entspricht. Nun: Unterm Strich wird der ehemalige SDAX-Konzern dadurch zwar nicht reicher, auch weil beim Ergebnis je Aktie die Anteile Dritter wieder herausgerechnet werden. Insgesamt zeigt sich aber, dass bei der lange Zeit an der Börse vernachlässigten SMT Scharf AG derzeit viel in Bewegung ist, was sich im Aktienkurs immer noch nicht voll widerspiegelt. Das sozusagen “natürliche” Kursziel für die Aktie liegt bei rund 11 Euro.
Foto: SMT Scharf AG