Beim Update-Call zur Vorlage der wesentlichen Leistungsindikatoren (KPI) der Smartbroker Holding am 10. September 2024 hat CEO André Kolbinger kurz vor Schluss noch den eigenen Aktienkurs kommentiert: „Der aktuelle Preis liegt deutlich unter dem Wert. Ich werde in den kommenden Monaten weiter kaufen.“ Nun meldet Kolbinger bereits ersten Vollzug. So hat der Vorstand zuletzt 20.000 Aktien für insgesamt etwas mehr als 122.000 Euro gekauft und damit seinen Mehrheitsanteil an dem auf Börsenmedien (unter anderem: wallstreet:online) und Brokerage-Aktivitäten (Smartbroker+) spezialisierten Unternehmen aufgestockt. Das ist auch deshalb beachtlich, weil Kolbinger bereits bei der jüngsten Kapitalerhöhung im Mai 2024 signifikant neue Aktien gezeichnet hatte.
Das Timing der jüngsten Zukäufe scheint clever. Operativ kommt das Unternehmen beim Neuaufbau des Smartbroker+ gut voran, so dass es nun höchste Zeit wird, endlich auch die Marketingaufwendungen zu forcieren. Noch kleben die Berliner bei den Kundenzahlen nämlich weitgehend auf der Stelle. „Im vierten Quartal werden wir hier deutlich an Dynamik gewinnen“, sagt Kolbinger. Schließlich hat die Gesellschaft erst vor wenigen Wochen ihr Ziel für 2024 bestätigt, im Bereich Transaktion (Smartbroker+) auf 20.000 bis 30.000 Neukunden zu kommen. Die kommenden KPI-Calls werden also hochgradig spannend und könnten – sofern die Kundenzahlen spürbar Richtung Norden gehen – tatsächlich der Startschuss für die Aktie sein. Derweil liegen die Halbjahreszahlen auf der Ergebnisseite über den Erwartungen, während sich die Erlöse weitgehend im Plan bewegen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 5,19 | 7,78 | 8,55 | 28,21 | 48,20 | 52,79 | 46,54 | |
EBITDA1,2 | 2,03 | 3,71 | 3,70 | 4,52 | 3,56 | 8,77 | 1,35 | |
EBITDA-Marge3 | 39,11 | 47,69 | 43,27 | 16,02 | 7,39 | 16,61 | 2,90 | |
EBIT1,4 | 1,89 | 3,64 | 3,69 | 2,03 | 0,35 | -8,41 | -5,22 | |
EBIT-Marge5 | 36,42 | 46,79 | 43,16 | 7,20 | 0,73 | -15,93 | -11,22 | |
Jahresüberschuss1 | 1,78 | 3,23 | 1,90 | 3,55 | -0,54 | -10,07 | -5,92 | |
Netto-Marge6 | 34,30 | 41,52 | 22,22 | 12,58 | -1,12 | -19,08 | -12,72 | |
Cashflow1,7 | 1,92 | 3,30 | 1,91 | 1,18 | 13,93 | 5,04 | 0,19 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | 0,24 | 0,13 | 0,25 | -0,04 | -0,64 | -0,38 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Dohm Schmidt Janka |
Ein wesentlicher Grund für diese Schere ist, dass das Marketingbudget für den Smartbroker+ bislang kaum angetastet wurde – eben weil vor dem Werbestart erst sämtliche Funktionalitäten für den Smartbroker+ stehen sollten. Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 sieht demnach jetzt ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) zwischen 3 und 5 Mio. Euro vor – nach einer Bandbreite von ursprünglich minus 1 Mio. bis plus 3 Mio. Euro. Unterm Strich werden dennoch tiefrote Zahlen stehen, da insbesondere die planmäßigen Abschreibungen auf den Smartbroker+ ins Kontor schlagen. Auf dem jüngsten KPI-Call bezifferte Kolbinger die für 2024 zu erwartenden Abschreibungen auf den Smartbroker+ auf rund 6,2 Mio. Euro. Insgesamt sollen sich die Abschreibungen auf Konzernebene 2024 auf etwa 10,5 Mio. Euro türmen.
Insofern ist es sinnvoll, bei der Bewertung der Aktie zurzeit auf das EBITDA zu zielen. Jedem selbst überlassen bleibt dabei, ob man auf das EBITDA vor oder nach Kundengewinnungskosten abstellt. Das Delta liegt bei immerhin circa 10 Mio. Euro und hat folglich saftigen Einfluss auf die Bewertungsmultiples. Wirklich markante EBITDA-Größen – auch nach Kundengewinnungskosten – sind allerdings ohnehin erst für 2026 zu erwarten. Die Analysten von Montega lassen sich davon nicht beirren und bestätigen ihre Kaufen-Einschätzung mit Kursziel 12 Euro. Positiv ist derweil auch, dass der Kooperationsvertrag mit der Baader Bank für die Depotführung sowie die Transaktionsabwicklung kürzlich um mehrere Jahre verlängert worden ist. Das schafft Planungssicherheit für beide Seiten.
Keine Frage: Die Aktie der Smartbroker Holding ist grundsätzlich eine heiße Kiste, da das Unternehmen erst noch den Leistungsnachweis in Sachen nachhaltiges Neukundenwachstum plus Profitabilität bringen muss. Andererseits sind die neuerlichen Insiderkäufe von Gründer André Kolbinger nach Auffassung von boersengefluester.de ein ermutigendes Signal Richtung Kapitalmarkt – und ganz allmählich springt der Aktienkurs ja auch an.
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