Drastischer kann die Stimmung an der Börse für eine Aktie mit an sich starken operativen Zahlen kaum drehen, als in den vergangenen vier Monaten bei SMA Solar. Seit dem Anfang Juli 2023 erreichten Rekordhoch bei 112,70 Euro hat der Anteilschein des Anbieters von Solar- und Batterie-Wechselrichtern nun bereits um 55 Prozent an Wert verloren. Auslöser des Desasters sind insbesondere die schwachen Zahlen der börsennotierten US-Konkurrenz von Enphase und SolarEdge. Aber auch hierzulande gibt es kaum einen Titel aus dem Sektor „Green Technology“, der nicht ordentlich gestutzt wurde: Egal ob Wasserstoff, Biogas oder Windenergie. Trotzdem: Mit Abstand am stärksten unter die Räder kam zuletzt SMA Solar. Wie so häufig zurzeit, schauen die Investoren insbesondere auf die Entwicklung des Auftragsbestands. Hier lag SMA Solar in den beiden ersten Quartalen 2023 mit jeweils etwas mehr als 2,45 Mrd. Euro zwar tatsächlich spürbar über dem zum Ende des dritten Quartals gemeldeten Orderbestand von 2,02 Mrd. Euro.
Insgesamt bewegt sich die Gesellschaft damit aber noch immer über dem sehr hohen Niveau vom Jahresanfang 2023 – von den Jahren davor ganz zu schweigen. Keine Frage: Die Börsianer setzen derzeit auf das Szenario, dass die Reichweite der Orderbücher im kommenden Jahr signifikant abnehmen wird und SMA Solar vor markant rückläufigen Ergebnissen steht. Zumindest aus heutiger Sicht eine sehr einseitige Gewichtung der Wahrscheinlichkeiten. Spannend findet boersengefluester.de insbesondere die Chancen, die sich künftig aus datenbasierte Geschäftsmodellen ergeben. Immerhin hat SMA Solar eine enorme installierte Wechselrichter-Leistung, mit denen wichtige Energiedaten ausgewertet werden können. Zudem rücken Themen wie Wasserstofferzeugung oder auch die gesamte Technik rund um Ladesysteme für die Elektromobilität perspektivisch mit Sicherheit auch wieder stärker in den Fokus. Last but not least gehört das in der Nähe von Kassel in Niestetal ansässige Unternehmen zu den bilanziell stärksten Vertretern des Sektors überhaupt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 891,05 | 760,93 | 915,07 | 1.026,58 | 983,67 | 1.065,95 | 1.870,00 | |
EBITDA1,2 | 97,30 | -69,10 | 34,19 | 71,48 | 8,70 | 70,01 | 310,96 | |
EBITDA-Marge3 | 10,92 | -9,08 | 3,74 | 6,96 | 0,88 | 6,57 | 16,63 | |
EBIT1,4 | 44,10 | -151,71 | -11,77 | 27,91 | -32,97 | 31,89 | 269,50 | |
EBIT-Marge5 | 4,95 | -19,94 | -1,29 | 2,72 | -3,35 | 2,99 | 14,41 | |
Jahresüberschuss1 | 30,15 | -175,49 | -8,53 | 28,09 | -23,00 | 55,82 | 225,67 | |
Netto-Marge6 | 3,38 | -23,06 | -0,93 | 2,74 | -2,34 | 5,24 | 12,07 | |
Cashflow1,7 | 116,76 | -54,27 | -1,18 | -31,38 | 94,26 | 28,66 | 140,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,87 | -5,06 | -0,25 | 0,81 | -0,66 | 1,61 | 6,50 | |
Dividende8 | 0,35 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
So verfügt SMA Solar über eine Netto-Liquidität von zurzeit knapp 303 Mio. Euro, das Eigenkapital von 642 Mio. Euro entspricht rund 41 Prozent der Bilanzsumme und deckt den Börsenwert von 1.728 Mio. Euro zu immerhin 37 Prozent ab. Für das Gesamtjahr 2023 kalkuliert Finanzvorstand Barbara Gregor bei Erlösen zwischen 1.800 und 1.900 Mio. Euro mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 285 bis 325 Mio. Euro. Nach neun Monaten 2023 kommt die Gesellschaft dabei auf Erlöse von 1.337,4 Mio. Euro sowie ein EBITDA von 231,2 Mio. Euro. Der Überschnuss schnellte von 11,0 auf 180,4 Mio. Euro in die Höhe. Bezogen auf das Ergebnis je Aktie entspricht das einer Verbesserung von 0,32 auf 5,20 Euro. Davon steuerte das dritte Quartal des laufendes Jahres 2,22 Euro zu. „Nach einem sehr erfolgreichen ersten Halbjahr konnten wir im dritten Quartal 2023 die Umsatz- und Ergebnisdynamik im Konzern abermals erhöhen“, sagt Barbara Gregor.
Insgesamt stehen die Chancen für unseren Geschmack gut, dass SMA Solar die mehrfach heraufgesetzten Prognosen für 2023 am Ende eher im oberen Bereich erfüllt. Und selbst wenn die Zahlen für 2024 spürbar schlechter werden sollten, ein KGV von nur etwa 12 halten wir für deutlich zu günstig, zumal boersengefluster.de für 2025 bereits wieder mit einem weiteren Ergebnisanstieg rechnet. Für antizyklisch orientierte Anleger sehen wir daher eine gute Einstiegschance. Rein charttechnisch befindet sich die nächste große Unterstützung aus dem Jahr 2022 allerdings erst im Bereich um 40 Euro.
Foto: SMA Solar Technology AG
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