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SLM Solutions: Sexy Nordlicht

Von dieser Neuemission haben sich viele Anleger wohl deutlich mehr Pep erwartet. Immerhin handelte es sich um die erste heimische 3D-Druck-Aktie auf dem Frankfurter Parkett – das Nasdaq-IPO von Voxeljet einmal ausgeklammert. Doch knapp ein Jahr nach dem Börsenstart am 9. Mai 2014 notiert die Aktie von SLM Solutions gerade einmal auf Höhe des Ausgabepreises von 18 Euro. Der allgemeine Börsenaufschwung seit Jahresbeginn fand also unter Ausschluss des Lübecker Spezialmaschinenbauers statt. Zugegeben: Die Notierungen der großen amerikanischen 3D-Druck-Konzerne 3D Systems und Stratasys hatten zuletzt auch nicht gerade einen Lauf. Trotzdem überrascht die schwache Performance von SLM Solutions schon ein wenig. Einen gehörigen Respekt haben die Investoren in erster Linie vor der Marktkapitalisierung von rund 320 Mio. Euro. Schließlich weist der Hersteller von 3D-Druckanlagen für die industrielle Fertigung von Metallteilen für 2014 einen Umsatz von nur 33,6 Mio. Euro aus. Das Ergebnis vor Steuern ist mit minus 7,56 Mio. Euro tiefrot. Massiv belastet wurde das Zahlenwerk jedoch durch Sonderfaktoren von 8,45 Mio. Euro im Rahmen des Börsengangs. So gab es für alle Mitarbeiter einen IPO-Bonus, der zwar vollständig von den Altgesellschaftern erstattet wurde, nach den internationalen Bilanzierungsregeln aber als Personalaufwand über die GuV verbucht wurde. Das um alle Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erreichte hingegen positive 4,49 Mio. Euro – was auf eine operative Rendite von knapp 13,4 Prozent hinausläuft.

 

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Für das laufende Jahr stellt SLM-Finanzvorstand Uwe Bögershausen Erlöse zwischen 55 und 60 Mio. Euro sowie eine bereinigte EBITDA-Marge von 12 bis 13 Prozent in Aussicht. Das würde auf ein EBITDA zwischen 6,6 und 7,8 Mio. Euro hinauslaufen. Offen ist, ob SLM Solutions damit auch unterm Strich ein positives Ergebnis auszuweisen vermag. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de wollte sich Bögershausen jedenfalls nicht darauf festlegen. Noch immer wirken sich einige Extraposten bei der Bilanzierung belastend aus. Mit den 75 Mio. Euro Emissionserlös aus dem Börsengang sind die Lübecker bislang recht zurückhaltend umgegangen. Zwar wurde massiv in Vertrieb und Service investiert, doch die liquiden Mittel erreichen ansehnliche 63,5 Mio. Euro. Ein nicht unerheblicher Teil davon ist Manövriermasse für die Umsetzung des Wachstums. Schließlich kosten die Anlagen von SLM Solutions locker zwischen 0,5 und 1,5 Mio. Euro und müssen in der Produktion entsprechend vorfinanziert werden. Rund ein Drittel der Mittel aus dem Börsengang sind hingegen für die Erweiterung des Geschäfts mit Metallpulvern reserviert. Denkbar ist eine strategische Partnerschaft mit einem großen Pulverhersteller. Aber auch eine Übernahme bleibt eine Option. Hier lässt sich Bögershausen allerdings nicht in die Karten schauen. Nur soviel: „Wir werden 2015 dazu etwas melden.”

Für die Bewertung der SLM-Aktie bietet sich in erster Linie die schwedische Gesellschaft Arcam (WKN: A1XCDW) an – und zwar nicht nur unter regionalen Gesichtspunkten. Die beiden Nordlichter sind gemessen am Umsatz etwa gleich groß und liegen auch bei ihren Planungen eng zusammen. Zudem hat sich auch Arcam nach dem Börsengang durch einen Pulverhersteller verstärkt. In direkter Konkurrenz zueinander stehen SLM und Arcam dabei nicht einmal, da sie unterschiedliche Technologien verwenden. Vereinfacht ausgedrückt arbeiten die Geräte von Arcam etwas schneller, sind dafür aber auch nicht so präzise wie die Laseranlagen von SLM Solutions. Für 2015 rechnen die Analysten für Arcam im Schnitt mit Erlösen von knapp 58 Mio. Euro. Dem steht ein Börsenwert von 315 Mio. Euro entgegen. Inklusive Berücksichtigung der Nettofinanzposition wird der Titel mit einem Multiple von rund 4,2 auf die 2015 Erlöse bewertet. Bei SLM Solutions liegt die Relation von Enterprise Value (Börsenwert + Finanzschulden – Finanzguthaben) zum 2015er-Umsatz bei etwa 4,3. Losgelöst von der Bewertung vergleichbarer Gesellschaften ist der TecDAX-Aspirant also nicht.

Ein Manko ist allerdings, dass direkte Wettbewerber wie Concept Laser aus dem bayerischen Lichtenfels oder EOS aus München nicht gelistet sind. Investoren, die sich in Aktien von 3D-Druck-Anbietern tummeln, sollten aber ohnehin einen längeren Anlagehorizont mitbringen. SLM-Finanzvorstand Bögershausen bleibt trotz der Null-Performance seit dem IPO überzeugt von dem Papier: „Ich finde die SLM-Aktie nach wie vor sehr sexy.” Abgerechnet wird seiner Meinung nach sowieso erst nach zwei bis vier Jahren. „Wir haben eine gewaltige Zukunft vor uns”, gibt sich der frühere Finanzchef von Derby Cycle und Aleo Solar enorm zuversichtlich. Boersengefluester.de verfolgt die Entwicklung von SLM Solutions sehr genau. Bislang hat die Gesellschaft alle Versprechen eingelöst. Klar: Die Bewertung ist sportlich. Dafür bekommen Anleger aber auch eine reinrassige Wachstumsstory „Made in Germany”.

 

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.