Woran es nun letztlich gelegen hat, dass die Übernahmeofferte von General Electric (GE) für SLM Solutions gescheitert ist, wird wohl erst nach und nach herauskommen. Hat sich der Finanzinvestor Paul Singer, der mit seinem Hedgefonds Elliott gut 20 Prozent der Anteile des TecDAX-Konzerns erworben hatte und auf eine Nachbesserung der Offerte von 38 Euro je Aktie setzte, einfach nur verzockt? Wollte sich GE partout nicht von einem Aktivisten den Takt vorgeben lassen? Schwer zu glauben, die Manager des Dow-Jones-Konzerns mussten doch wissen, dass derartige Übernahmeangebote regelmäßig Trittbrettfahrer auf den Plan rufen. Womöglich war das Angebot am Ende auch nur noch halbherzig gewesen, weil sich GE mit Concept Laser aus Lichtenfels in der Nähe von Kulmbach ja überraschend schnell getröstet hat. Finanziell wäre eine Aufstockung der SLM-Offerte jedenfalls kein Beinbruch gewesen. 3 Euro zusätzlich pro SLM-Aktie hätten beispielsweise ein zusätzliches Volumen von bis zu 54 Mio. Euro bedeutet. Bei einem Gesamtumfang von ursprünglich bis zu 683 Mio. Euro und Transaktionsnebenkosten von etwa 20 Mio. Euro wäre das verschmerzbar gewesen. Zudem hätte GE bis zu einem Geschäftstag vor Ablauf der Annahmefrist die Option ziehen können, die Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent zu senken. Ein Gesichtsverlust wäre das nicht gewesen, zumal es in der Vergangenheit etliche Beispiele gab, wo Übernehmer durch genau diese Maßnahme doch noch zum Ziel gekommen sind.
Im Prinzip wäre es dann darauf hinausgelaufen, dass GE nach einer Phase der Kursberuhigung damit begonnen hätte, über die Börse nachzukaufen und später – bei Erreichen der 75-Prozent-Schwelle – einen Beherrschungsvertrag abzuschließen. Sicher wäre dieser Weg nicht der günstigste gewesen, aber er hätte zumindest ans Ziel geführt. Nun stehen alle Beteiligten erst einmal mit leeren Händen da. „Als Teil des GE-Konzerns hätten wir die Chance gehabt, unseren Wachstumskurs zu beschleunigen. GE hatte ernsthafte und glaubwürdige Zusagen zum Ausbau unserer Standorte und unseres Vertriebsnetzes gemacht. Aus unserer Sicht wäre ein erfolgreiches Angebot nicht nur im Interesse von GE, sondern auch im Interesse unseres Unternehmens, unserer Mitarbeiter und Aktionäre gewesen“, sagt Markus Rechlin, CEO von SLM Solutions. Der Aktienkurs der Lübecker sackte nach Bekanntgabe des Scheiterns nochmals ab und bewegt sich nun auf einem Level von 32,50 Euro.
Gnadenlose Optimisten werden sagen, dass dieses Niveau noch immer über den Regionen um 28 Euro vor Bekanntgabe der Offerte liegt. Damit hätte das Angebot von General Electric zumindest verdeutlicht, welches Potenzial in dem Aktienkurs des Anbieters von metallbasierten additiven Fertigungstechnologien – sprich professionellen 3D-Druckern – steckt. Schließlich haben auch die Analysten unter dem Eindruck des GE-Vorstoßes ihre Kursziele zum Teil deutlich erhöht. Die Experten der Commerzbank setzten ihr Ziel auf 41 Euro herauf, die Deutsche Bank hielt gar 48 Euro vor vorstellbar.
Von diesen Regionen ist das Papier nun weit entfernt und muss sich zunächst einmal mehr an harten Fakten als langfristigen Fantasien messen lassen. Und hier nordet SLM-Finanzvorstand Uwe Bögershausen die Börsianer gleich einmal ein: „Das Übernahmeangebot und dessen Verlauf haben für eine erhöhte Unsicherheit im Markt für additive Fertigung und auch bei unseren Kunden und Mitarbeitern geführt.“ So sind die Jahresziele für Umsatz und bereinigtes EBITDA zwar weiterhin erreichbar, sind aber „wie im Vorjahr im besonderen Maße vom Ablauf des vierten Quartals 2016 abhängig, in dem die wichtige Branchenmesse formnext in Frankfurt stattfinden wird“. Demnach ist bei Erlösen zwischen 85 und 90 Mio. Euro mit einem gegenüber dem Vorjahreswert von 8,05 Mio. Euro leicht steigendem EBITDA zu rechnen – Einmaleffekte sind bei dem zu erwartenden Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bereits herausgerechnet. Dem steht eine Marktkapitalisierung von zurzeit immer noch knapp 585 Mio. Euro entgegen. Eine der wesentlichen Fragen ist, was Hedgefondsmanager Singer mit seinen Stücken macht. Zieht er sich zurück und sorgt so für Druck auf den Kurs oder bleibt er als Investor erhalten und wartet auf eine zweite Exit-Chance via Übernahmeangebot? Vorerst wird sich wohl kaum jemand an SLM Solutions herantrauen, zumal die Allianz mit GE auch vom SLM-Vorstand ausdrücklich unterstützt wurde.
Per saldo ist es vermutlich trotzdem ratsam, jetzt nicht alle SLM-Aktien überhastet aus dem Depot zu hauen. Die Gesellschaft gehört schließlich zu den attraktivsten deutschen Spezialmaschinenbauern. Interessant bleibt aber auch ein Blick auf den Übernahmeprozess für den schwedischen SLM-Marktbegleiter Arcam, den GE sich parallel auch noch einverleiben wollte. Hier spielt der Elliot-Hedgefonds ebenfalls das Zünglein an der Waage. Wohl unter dem Eindruck des Scheiterns bei SLM Solutions hat das GE Management hier die Mindestannahmeschwelle von 90 auf 75 Prozent gesenkt und gleichzeitig den Übernahmepreis von 285 auf 300 Schwedische Kronen je Arca-Aktie erhöht. Schon seltsam, dass GE bei SLM Solutions dagegen voll auf die harte Schiene setzte. Sieht irgendwie danach aus, als ob GE bei der gesamten Transaktion mit zweierlei Maß misst und am Ende womöglich auch nicht mehr so recht wollte. Bemerkenswert ist jedenfalls schon, dass GE sich so rasend schnell für 599 Mio. Dollar mit einer Dreiviertel-Mehrheit bei Concept Laser GmbH – einem Experten für den 3D-Druck von Metallbauteilen – eingekauft hat. Preislich bewegen sich SLM und Concept Laser also etwa auf Augenhöhe. Krass allerdings auch die Reaktion der Commerzbank-Analysten: Sie stufen die SLM-Aktie nach der geplatzten Übernahme jetzt mit Kursziel 25 Euro und der Anlageempfehlung „Reduzieren“ ein. Beide Kursziele trennt ein Unternehmenswert von fast 288 Mio. Euro. Ähnlich die HSBC, die das ihrere Meinung nach faire Niveau ebenfalls auf 25 Euro gekappt hat – nach zuvor 38 Euro. So schnell geht das an der Börse.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |