Bei der Aktie von SLM Solutions musste man lange Zeit schon beide Augen zudrücken, um zum Einstig zu raten. Zum Börsengang vor knapp zwei Jahren für 18 Euro mussten Investoren für jeden Euro Umsatz, den der Hersteller von professionellen 3D-Druckern 2014 erzielen sollte, fast 10 Euro auf den Tisch legen. Insgesamt kam die Gesellschaft aus Lübeck am Tag des IPO so auf eine Kapitalisierung von fast 324 Mio. Euro. Eine schwere Bürde, auch wenn die metallbasierte additive Fertigungstechnologie von SLM Solutions in der Fachwelt einen prima Ruf genießt. Mittlerweile beweist die Gesellschaft auch börsentechnisch, dass der Vertrauensvorschuss gerechtfertigt war. Alle wesentlichen Kennzahlen zeigen nach oben und auch die – bereits zum Börsenstart angekündigte – Verstärkung durch den Einstieg ins das Geschäft mit Metallpulvern hat SLM Solutions mittlerweile umgesetzt. Seit 21. März 2016 ist der Titel zudem im TecDAX enthalten. Mit fast 90 Prozent entfällt der Löwenanteil des Konzernumsatzes von derzeit 66,14 Mio. Euro noch auf den Verkauf von Laserschmelzanlagen (drei verschiedene Typen hat SLM im Programm). Doch die Gewichte werden sich künftig verschieben. Service, Ersatzteile und der Handel mit Verbrauchsmaterialien wie Pulver werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Für die Rentabilität kann das nur förderlich sein, auch wenn die Ergebnisse für 2015 mit einem Überschuss von 2,16 Mio. Euro bereits besser ausgefallen sind als zu erwarten war. „Unterm Strich arbeiten wir profitabel, das ist bei unserem derzeitigen Entwicklungstempo nicht selbstverständlich und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Finanzvorstand Uwe Bögershausen.
Das um Bonuszahlungen bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) errichte 2015 rund 8,05 Mio. Euro, was – bezogen auf den Umsatz – einer Rendite von knapp 12,2 Prozent entspricht. Avisiert hatte Bögershausen für diese Kennzahl einen Korridor zwischen 12 und 13 Prozent. Zum Vergleich: Das „normale“ EBITDA drehte im vergangenen Jahr auf 6,86 Mio. Euro, was auf eine Marge von annähernd 10,4 Prozent hinausläuft. Auf EBIT-Basis kommen die Lübecker momentan auf eine Rendite 5,46 Prozent. Potenzial nach oben sollte da noch vorhanden sein, denn das am besten mit SLM Solutions vergleichbare Unternehmen, die schwedische Arcam (WKN: A1XCDW), kam 2015 bereits auf eine EBIT-Marge von 8,72 Prozent. Dabei liegen beide Unternehmen von der Umsatzgröße her sehr eng zusammen. Für 2016 prognostiziert SLM-CFO-Bögershausen Erlöse zwischen 85 und 90 Mio. Euro – bei einer sich weiter verbessernden EBITDA-Rendite. Diese Vorschau deckt sich im Wesentlichen mit den Schätzungen der Analysten – teilweise kalkulieren die Banker aber sogar mit höheren Umsatz- und Ergebniszahlen.
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Solche Diskrepanzen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber keine großartige Überraschung, denn kaum eine Vorstand will sich bereits mit der Vorlage des Geschäftsberichts unnötig weit aus dem Fenster lehnen. Ein wenig Spielraum für eine mögliche Prognoseerhöhung im Jahresverlauf kann nie schaden. „Als Technologieführer wollen wir in den nächsten Jahren weiterhin schneller als der Markt wachsen und dazu beitragen, dass sich die additive Fertigung noch schneller verbreitet”, sagt SLM-Vorstandschef Markus Rechlin. Für boersengefluester.de nimmt die Investmentstory des TecDAX-Aufsteigers zunehmend Konturen an. Bewertungsmäßig spielt SLM Solutions zwar immer noch in der Premiere League. Doch wir setzen darauf, dass sich die Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder Enterprise Value zu EBITDA in den kommenden Quartalen weiterhin deutlich verbessern werden – und zwar nicht über sinkende Aktienkurse.
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