Nun hat auch der Börsenplatz Frankfurt seine erste reinrassige 3D-Drucker-Aktie. Doch die Emission von SLM Solutions gestaltete sich wesentlich schwieriger als gedacht. Noch vor sechs Monaten – auf dem Höhepunkt der Euphorie um das Nasdaq-IPO der bayerischen Voxeljet – hätten die Investoren dem Unternehmen die Papiere wohl aus den Händen gerissen. Nun muss die Gesellschaft aus Lübeck erkennen, dass im heimischen Börsensegment Prime Standard nüchtern gerechnet wird.
Um das IPO nicht zu gefährden, musste SLM Solutions einen Ausgabepreis von 18 Euro akzeptieren – bei einer Preisspanne von 18 bis 23 Euro. Die erste Notiz lag bei 18,20 Euro. Das entspricht einem Zeichnungsgewinn von gerade einmal 1,11 Prozent. Euphorie sieht anders aus. Das vergleichsweise geringe Interesse am ersten richtigen Börsengang im laufenden Jahr hatte – neben der strammen Bewertung – vor allem einen Grund. Unerwartet viele Anteilscheine stammten von den Altaktionären – ein Umstand, der in Deutschland stets sehr kritisch beäugt wird. Vom gesamten Emissionsvolumen in Höhe von 180 Mio. Euro fließen 75 Mio. Euro an das Unternehmen, der Rest wandert in die Taschen der Altaktionäre. Ursprünglich sollte es sogar noch spürbar mehr sein. „Mit Blick auf die Zeit nach dem Börsengang war uns wichtig, einen vernünftigen Streubesitz sicherzustellen. Mit einem Wert von etwa 55,6 Prozent bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option ist dies auch gelungen. Dass die Altaktionäre sich angesichts des weiteren Wachstumspotenzials der Gesellschaft entschieden haben, etwas stärker als ursprünglich geplant an der SLM Solutions beteiligt zu bleiben, sehen wir positiv“, sagt Finanzvorstand Uwe Bögershausen. Ein eher gequältes Statement, denn das Umdenken der Finanzinvestoren liegt wohl nicht an dem Wachstumspotenzial von SLM Solutions – daran dürfte sich in den vergangenen Wochen schließlich nichts geändert haben.
Wie ist die 3D-Drucker-Aktie nun bewertet? Bei 17.980.867 Anteilscheinen kommt die Gesellschaft auf eine Marktkapitalisierung von 325,5 Mio. Euro. Das entspricht etwa dem Faktor 15 der zuletzt erzielten Umsatzerlöse von 21,58 Mio. Euro. KGV-Betrachtungen verbieten sich angesichts des 2013er-Verlusts von 0,43 Mio. Euro noch. Hierfür müssen die Investoren mindestens auf 2015, besser auf 2016, 2017 oder gar 2018 blicken. Zur Einordnung: KGV 2015e = 105, KGV 2016e = 50, KGV 2017e = 28, KGV 2018e = 19. Das „e“ steht dabei für das Wort „erwartet“.
Nun zeichnet sich 3D-Druck durch rasante Expansionsraten aus, wie auch SLM-Finanzchef Bögershausen betont: „Wir sind zwischen 2011 und 2013 um durchschnittlich 35 Prozent pro Jahr beim Umsatz gewachsen und arbeiten profitabel mit einer bereinigten EBITDA-Marge von zuletzt 11,5 Prozent. In unserem Kerngeschäft, dem selektiven Laserschmelzen, haben wir den Umsatz im selben Zeitraum jährlich im Schnitt verdoppelt.“ Doch es bleibt dabei: Momentan müssen die Investoren sehr weit in die Zukunft blicken, um akzeptable Bewertungsrelationen zu lokalisieren. Das macht die SLM-Aktie – trotz des Ausgabepreises am unteren Ende der Preisspanne – sehr anfällig für Kursrückschläge. Geprägt wird die Richtung der SLM-Notiz maßgeblich von der Entwicklung bei US-Branchengrößen wie 3D Systems oder Stratasys. Dabei sind die Schleswig-Holsteiner am ehesten mit Arcam (WKN: A1XCDW) vergleichbar. Aber auch bei den Schweden läuft die Notiz seit Jahresanfang konsequent gen Süden. Der Börsenwert von Arcam beträgt rund 306 Mio. Euro – bei einem 2013-Umsatz von umgerechnet gut 22 Mio. Euro und einem Überschuss von 1,8 Mio. Euro. Sportlich bewertet sind also auch die Skandinavier. Boersengefluester.de rät dazu, sich die ersten Parketttage von SLM Solutions vorerst noch von der Seitenlinie anzuschauen.