Mit Aktientipps bei Performance-Wettspielen ist es immer so eine Sache. Normalerweise setzt man – um überhaupt eine Chance zu haben – eher auf krasse Außenseiter als auf etablierte Unternehmen, in die man sonst ein Geld steckt. Und so überrascht es fast nicht, dass von den 51 Teilnehmern, die bei der diesjährigen Investor Relations-Bootsfahrt von Rüttnauer Reseach ihre Stimmzettel für die Aktien mit den ihrer Meinung nach größten Chancen in den kommenden zwölf Monaten (Kategorie Börsenwert kleiner 100 Mio. Euro) ausgefüllt haben, die meisten ihr Kreuz bei der SLEEPZ AG gemacht haben – vor den auf der Veranstaltung ebenfalls präsentierenden Unternehmen mVISE und SFC Energy. Ja richtig: SLEEPZ ist genau die Firma, die am Kapitalmarkt seit einer gefühlten Ewigkeit einen eher verbrannten Ruf hat. Zu viele Umstrukturierungen haben die Berliner hinter sich, die am Ende nie den gewünschten Erfolg gebracht haben. Die aktuelle Marktkapitalisierung ist auf weniger als 13 Mio. Euro geschmolzen. Auf der Herbstkonferenz Anfang September 2018 in Frankfurt war Vorstand Oliver Borrmann noch auf Roadshow, um für die Platzierung einer Wandelanleihe zu werben – ein mühsames Unterfangen. Letztlich musste die auf Schlafzimmer-Equipment wie Matratzen fokussierte Gesellschaft die Zeichnungsfrist bis Anfang Oktober verlängern.
Dennoch scheint momentan so etwas wie ein kleiner Ruck durch die Investorenszene zu gehen, augenscheinlich auch angestoßen von Großaktionär Heliad Equity Partners (Anteil: 23,93 Prozent). Die Beteiligungsgesellschaft räumte sogar ihren Slot bei der Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior am 18. September und überließ den Platz für SLEEPZ. Kicker für die neue Hoffnung sind zum einen die jüngst angestoßene Übernahme des Berliner Onlinehändlers Urbanara, zu dessen Finanzierung unter anderem auch die jüngste Wandelanleihe im Volumen von bis zu 5 Mio. Euro dient. Wichtig ist der Deal insbesondere deshalb, weil Urbanara mit seinem Schwerpunkt auf Heimtextilien und Wohnaccessoires die Expertise außerhalb des hart umkämpften Matratzenmarkts stärkt. Letztlich stehen die Matratzen-Startups nämlich alle vor dem selben Problem der enorm hohen Kosten für die Kundengewinnung – bei einer gleichzeitig kaum zu formenden Kundenloyalität (siehe dazu auch der Beitrag auf der Webseite “Digitalkaufmann” HIER). Immerhin vergehen bis zum nächsten Matratzenkauf bei den Kunden meist deutlich mehr als zehn Jahre.
Nächstes wesentliches Argument für eine mögliche Zeitenwende bei SLEEPZ sind die neuen Managementkapazitäten: Oliver Borrmann hat gegenüber boersengefluester.de nie einen Hehl daraus gemacht, dass er als Alleinvorstand dringend Verstärkung braucht, zumal seine Vorzüge eher im Bereich des „Company Buildings“ – also dem Lokalisieren passender Übernahmeziele – liegen. So gesehen hat Borrmann mit Alexander von Tschirnhaus, Mitgründer von bettenriese.de aus dem Heliad-Umfeld, einen perfekten Partner bekommen. Weiteres Know-how bringt der ehemalige Home24-Manager Christian Salza ein, der als CEO von Urbanara in die Gruppe stößt. Letztlich würde es boersengefluester.de nicht wundern, wenn von Tschirnhaus und Salza perspektivisch den operativen Part bei SLEEPZ übernehmen. Aber egal, wie die Konstellation nun genau aussehen wird: Am Ende muss SLEEPZ liefern und die Kette an enttäuschenden Nachrichten durchbrechen. Die Kooperation mit porta Möbel zum Vertrieb ihrer Matratzen-Eigenmarke “buddy“ oder auch die jüngst auf die Schiene gesetzte Übernahme des Online-Möbelhändlers SAM Stil-Art-Möbel sind interessante Neuigkeiten – aber noch kein hinreichende Nachweis für den Turnaround, zumal die schwache Bilanz von SLEEPZ ein ernster Malus ist.
Derweil ziehen die Analysten von Montega ein ziemlich nüchternes Fazit in ihrer neues Studie: “Die weitere Entwicklung der SLEEPZ AG hängt ganz wesentlich von der Platzierung der Wandelanleihe ab, da die Liquidität von sleepz home nicht mehr ausreicht, um die Verluste zu decken. Das Rating setzen wir aufgrund der ungeklärten Finanzierung der Geschäftsaktivitäten von sleepz home vorerst aus.” Auf die Beobachtungsliste gehört der Micro Cap unserer Meinung aber trotzdem. Bei der Auswertung des Performance-Wettspiels von Rüttnauer Research in rund einem Jahr wird sich zeigen, ob die anwesenden Investoren tatsächlich ein gutes Näschen hatten. Dann werden sie sich vermutlich ärgern, denn für ein Echtgeld-Investment dürfte die Aktie von SLEEPZ den meisten Anlegern noch zu heiß sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Foto: Pixabay