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SLEEPZ: Geduld ist gefragt

Kaum sorgte das gute Abschneiden der Grafenfels-Matratze WEISS (Note: 2,5) beim jüngsten Test der Stiftung Warentest für frische Kursfantasie in der SLEEPZ-Aktie, gilt es, schon wieder Rückschläge zu verkraften. Immerhin zählt der Online-Matratzenhändler – wenn auch bislang nur indirekt – zu den Leidtragenden der Panne des Chemiekonzerns BASF, der einen belasteten Kunststoff ausgeliefert hat, der unter anderem für die Herstellung von Matratzen und Sitzpolstern eingesetzt wird. Angesichts der Unsicherheit haben einige Matratzenhersteller die Produktion aus Vorsichtsgründen vorübergehend eingestellt, was dann zu einem entsprechenden Lieferstau führt. Konkret: Wer aktuell bei Google etwa „Matratzen kaufen Test“ eingibt, muss sich ohnehin erstmal durchklicken, bis er zu der SLEEPZ-Eigenmarke Grafenfels gelangt. Da sind andere Anbieter, wie Bett1 oder Casper, deutlich präsenter in den Suchmaschinen. Wer sich nicht beirren lässt und aufgrund der Test-Topnote 2,1 bei den Liegeeigenschaften direkt auf die Grafenfels-Webseite steuert und das Modell WEISS (279 Euro) kaufen will, wird wie angekündigt zum Shop der zum SLEEPZ-Verbund gehörenden Matratzen Union weitergeleitet.

 

Alles im grünen Bereich soweit, doch die hier angezeigte Lieferzeit von „circa 28 Werktagen“ beim Standardmaß 90×200 cm könnte für etliche Kunden ein K.O.-Kriterium sein, selbst wenn Bett1 (199 Euro) ebenfalls auf verlängerte Lieferzeiten hinweist und mit 14 bis 16 Werktagen kalkuliert. Beim aktuellen Testsieger von Casper (475 Euro) sollen die Kunden die Matratze dagegen schon nach 1 bis 2 Werktagen bekommen, dafür ist das Produkt allerdings auch spürbar teurer – was nicht ganz unerheblich sein dürfte. Insgesamt keine besonders einladenden Voraussetzungen, zumal SLEEPZ eigentlich bereits mit einem „signifikanten Umsatzbeitrag“ der Grafenfels WEISS gerechnet hatte. Zudem betont die im Prime Standard gelistete Gesellschaft, dass „auch die Auswirkungen auf das kurz- und mittelfristige Kaufverhalten der Konsumenten zum heutigen Zeitpunkt noch nicht endgültig absehbar sind.“

 

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Da zudem auch die Erlöse des dritten Quartals 2017 mit rund 2,9 Mio. Euro nur geringfügig über dem direkten Vorquartal liegen, muss SLEEPZ-Vorstand Oliver Borrmann abermals seine Prognosen zusammenfalten und stellt nun nur noch einen Umsatz von 12 bis 14 Mio. Euro für 2017 in Aussicht. Bislang kalkulierte Borrmann mit Erlösen von 18 Mio. Euro, räumte im Halbjahresbericht aber bereits ein, dass dieses Niveau eine „große Herausforderung“ werden würde. Beim Ergebnis „auf Ebene der Tochtergesellschaften“ ist nun mit einem Verlust zwischen 1,0 und 1,5 Mio. Euro zu rechnen – ins Jahr gestartet war SLEEPZ (damals noch als bmp Holding firmierend) mit der Absicht, diese Bezugsgröße „in Richtung einer schwarzen Null zu bringen“. So gesehen dürfte auch die im Halbjahresbericht 2017 genannte Vorschau, wonach mit einem Ergebnis vor Steuern in einer Bandbreite von minus 1,5 bis minus 2,0 Mio. Euro zu rechnen ist, kaum zu halten sein. Boersengefluester.de kalkuliert für die Berliner zurzeit mit einem Fehlbetrag von unterm Strich 2,65 Mio. Euro.

Offiziell vertagt auf das erste Halbjahr 2018 wurde derweil die „Arbeit an einem Wertpapierzulassungsprospekt“. Mit anderen Worten: In diesem Jahr dürfte es keine (größere) Kapitalerhöhung mehr geben. Das ist eine eher positive Nachricht, wenngleich unsicher ist, ob das Kapitalmarktumfeld im kommenden Jahr nochmals ähnlich gut sein wird. Nun: Für die aktuelle Umsatzwarnung gab es ohnehin erstmal eins auf den Deckel – die Aktie verlor um gut sieben Prozent auf 1,71 Euro an Wert, dabei hatte sich die Notiz in den vergangenen Monaten so schön nach oben gerobbt. Was tun mit der Aktie? Wir bleiben bei unserer Einschätzung „Halten“. Eigentlich können die Nachrichten in den kommenden Monaten nur besser werden.

 

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Foto: Grafenfels Manufaktur GmbH

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.