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SKW Stahl: Spekulation auf die Rettung

Normalerweise ist die Aktie der SKW Stahl-Metallurgie Holding ein glatter Verkauf. Die Geschäfte des Stahlzulieferers laufen mehr schlecht als recht, und die Bilanzrelationen sehen alles andere als vertrauenerweckend aus. Auf Konzernebene beträgt die Eigenkapitalquote nur noch mickrige 5,5 Prozent. Das Unternehmen selbst spricht von einer „angespannten wirtschaftlichen Situation“ und räumt ein, dass eine ausreichende Liquidität über den 31. Mai 2016 hinaus nicht vollständig gesichert ist. Zurzeit laufen Gespräche mit den Gläubigern über die weitere Finanzierung. Außerdem findet am 10. Mai 2016 die – kombinierte außerordentliche und ordentliche – Hauptversammlung statt, wo es auch um diese Themen. Immerhin musste die Gesellschaft Ende Januar eine Verlustanzeige machen, weil mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt waren. Unterstützung von der Konjunktur erhält das Unternehmen derzeit nicht. Im Gegenteil: Die Stahlbranche, insbesondere in Nordamerika, kommt einfach nicht in Schwung. „Die Krise kam für uns zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt“, sagt SKW-Vorstand Kay Michel, der sich bereits seit vielen Monaten mit der Sanierung des ehemaligen SDAX-Konzerns beschäftigt.

Wo hohe Risiken sind, lauern aber natürlich auch Chancen. Immerhin bringt SKW derzeit nur eine Marktkapitalisierung von gut 22 Mio. Euro auf die Waagschale. Gemessen am Umsatz von zuletzt 285,5 Mio. Euro sieht das zunächst einmal super mickrig aus – wäre da nicht die trübe Ergebnisentwicklung. Das um zwei Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) für 2015 fiel mit 14,8 Mio. Euro zwar etwas besser aus als gedacht. Unterm Strich blieb aber ein knackiger Fehlbetrag von 8,7 Mio. Euro stehen. Für 2016 stellt Michel weiter sinkende Erlöse und ein EBITDA von nur etwas mehr als 10 Mio. Euro in Aussicht. Unterm Strich wird das nicht für schwarze Zahlen reichen. Klammern müssen sich die Investoren an die Prognosen für 2017 und 2018. Konzentrieren wir uns hier einmal auf die Vorschau für 2017: Demnach soll bei Umsätzen von rund 300 Mio. Euro ein operatives EBITDA von etwa 20 Mio. Euro möglich sein. Im Normalfall kalkuliert SKW Stahl pro Quartal mit Abschreibungen von rund 1 Mio. Euro, so dass ein EBIT von gut 15 Mio. Euro möglich scheint. Nach Abzug von Zinsbelastungen und Steuern könnte ein Überschuss von knapp 4 Mio. Euro stehen bleiben, womit die SKW-Aktie auf ein 2017er-KGV von deutlich unter sechs kommen würde.

 

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Zugegeben: Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverschuldung von zurzeit knapp 72 Mio. Euro sieht die Kennzahlenwelt schon wieder ganz anders aus. Trotzdem: Sollten die Lichter nicht vorher ausgehen, besitzt das Papier durchaus seine Reize – freilich nur für sehr spekulativ orientierte Investoren. Zudem hat das Unternehmen mit der Investmentgesellschaft MCGM seit einigen Monaten einen aktivistischen Großaktionär an Bord, der ordentlich Druck macht. „SKW kann wieder zu einem der profitabelsten Unternehmen in seiner Branche und zu einem attraktiven Investment Case werden“, lässt sich MCGM zitieren. Nach Auffassung der Münchner könnte SKW bis 2017 auf eine EBIT-Marge von 7,5 Prozent kommen. Die kommenden Monate werden entscheiden, ob SKW genügend Zeit und Geld bekommt, um die Restrukturierung weiter voranzutreiben. Ein bisschen zocken lässt sich mit der Aktie allemal – selbst wenn das Risiko eines Totalverlusts längst nicht vom Tisch ist.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.